Tag des Bonner Sports Viel Aufmerksamkeit für Randsportarten

BONN · Mit dem neuen Sportfördervertrag im Rücken, der die Fördergelder für den Sport in der Bundesstadt für 2014 auf eine Million und ab 2015 auf 1,3 Millionen Euro festschreibt, machte der Tag des Sports auf dem Münsterplatz vielen Vereinsmitgliedern gleich doppelt Spaß.

 Impressionen vom Sporttag auf dem Münsterplatz: Was beim Capoeira aussieht wie Kampf, ist in Wirklichkeit eine Art von Tanz.

Impressionen vom Sporttag auf dem Münsterplatz: Was beim Capoeira aussieht wie Kampf, ist in Wirklichkeit eine Art von Tanz.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Unsere Aufgabe ist es nicht nur, den Vereinen im organisatorischen Bereich zur Seite zu stehen, sondern sie auch politisch zu vertreten", sagte Sandra Horschel vom Stadtsportbund. Der jährliche Tag des Sports sei eine wichtige zusätzliche Plattform, vor allem für die eher unbekannten Sportarten. Knapp 30 Bonner Vereine und Partner des SSB präsentierten am Samstag mehreren Tausend Besuchern ihr Angebot.

Mit Trommelschlägen und dem südamerikanischen Instrument Berimbau, das ein Musikbogen aus einem Holzstab, einer Metallsaite und einem Klangkörper ist, machte die Capoeirista vom Club Malta Brasil auf sich aufmerksam. Was für Laien wie ein Kampf aussah, war für die Sportler ein Spiel. "Wir berühren uns nicht, das ist wie eine Mischung aus Breakdance und Kung-Fu", sagte Trainer Daniel Katayama.

Mit Breakdance gemein hat der Sport den Menschenkreis, den die Sportler bilden, sowie die musikalische Komponente. "Ohne den Rhythmus geht es nicht, er gibt vor, wie wir uns bewegen", erklärte Katayama. Ist er langsam, sind die Bewegungen eher am Boden. Ist er schnell, wird's akrobatischer. Obwohl man sich immer nur zu zweit gegenübertritt, ist Capoeira eher ein Mannschaftssport. "Weil wir immer in der Gruppe spielen und trainieren." Von der Fußball-WM im Ursprungsland profitiere der Sport, so Katayama. "In fast jedem Video, dass zurzeit mit der WM zu tun hat, kommt auch Capoeira vor."

Von solch einer Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit können die Hockeyspieler vom Hockey- und Tennisclub Schwarz-Weiss Bonn nur träumen. "Auch wenn wir viele Mitglieder haben, ist es eher noch eine Randsportart", sagte Spieler und Trainer Alexander Bonanni. Beispielsweise wüssten die wenigsten, dass es seit diesem Jahr eine europäische Champions League im Hockey gebe.

Der 14-jährige Emil Schaefer hält den Sport trotzdem für den "besten der Welt". Mit dem kleinen Ball, der mit Holzschlägern bewegt wird, sei vor allem Schnelligkeit gefragt. Es gebe kein Abseits, das den Spielfluss unterbreche. Teamgeist sei wichtig, um die Taktik gut auf das Feld im Freien oder in der Halle zu bringen. "Und auch wenn viele Angst vor Verletzungen haben: die sind eher selten", sagte er. Die gegnerischen Spieler achteten viel stärker aufeinander, als beispielsweise beim Fußball. Selbst die Anfänger, die auf dem kleinen Spielfeld neben dem Beethoven-Denkmal reinschnupperten, blieben ohne Blessuren.

Auf der Bühne standen Taekwondo-Kämpfer, Aerobicgruppen und Bauchtänzerinnen. Deren orientalische Kleider strahlten in der Sonne besonders hell. "Durch unsere Bewegungen bringen wir dezent die weibliche Erotik rüber, mit einem türkischen Nachtclub hat das nichts zu tun", sagte Tanzlehrerin Ulrike Kuhnt.

Trotzdem sei es wichtig, mit dem Publikum zu flirten. Bauchfrei aufzutreten sei keine Pflicht. Man müsse sich wohlfühlen. Ihre Erfahrung habe ihr gezeigt, dass man sich mehr traue, je länger man tanze. So komme es, dass viele Anfänger in den ersten Trainingsterminen im dicken Jogginganzug erschienen, nach und nach aber die Hüllen fielen.

Kuhnt empfiehlt, immer ein Tuch um die Taille zu tragen, weil der Körper dadurch die Bewegungen besser wahrnehme. Die sind, obwohl sie leicht aussehen, ziemlich anstrengend. Vor allem die Rumpfmuskulatur werde beansprucht. Deshalb waren alle Tänzerinnen nach ihrem Auftritt auch schweißgebadet.

Kontakt: Stadtsportbund Bonn, Am Frankenbad 2, Telefon 0228/9 65 47 63 oder unter kontakt@ssb-bonn.de.

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