SPD fordert Konsequenzen Verzicht auf Beethovenhallen-Anbau soll geprüft werden

BONN · Die SPD fordert Konsequenzen aus den massiven Bauverzögerungen. Die Stadtverwaltung müsse jetzt prüfen, ob das Projekt beschleunigt werden könne, wenn dringende Maßnahmen beschränkt werden.

Möglicherweise könne man auf den unterirdischen Erweiterungsbau an der Wachsbleiche verzichten – oder notfalls auch auf den Umbau des Studios zum Kammermusiksaal. „Angesichts der Sachlage muss über alles nachgedacht werden“, betonte Richter am Freitag. Dazu müsse die Stadtverwaltung Zahlen auf den Tisch legen.

Auch der Bürger Bund Bonn (BBB) fordert eine Prüfung, ob man zur „kleinen Lösung“ zurückkehren könne – die ursprünglich auch Oberbürgermeister Ashok Sridharan wollte. Leider habe dieser sich nicht gegen die Ratsmehrheit durchgesetzt, erklärte Bernhard Wimmer, der für den BBB im Projektbeirat Beethovenhalle sitzt. „Mit dem Wahnsinn, den Kammermusiksaal fünf Meter tiefer legen zu wollen und unter das bestehende Gebäude einen neuen Versorgungstrakt zu schieben, haben CDU, FDP und Grüne voll auf Risiko gesetzt und voll verloren.“

Sowohl der Erweiterungsbau als auch der Kammermusiksaal sind zeitkritisch, weil umfangreiche Erdarbeiten nötig sind. In beiden Bereichen sind die Arbeiter auf undefinierbare Hindernisse im Boden gestoßen. Jetzt muss aufwendig untersucht werden, ob es sich um Weltkriegsmunition handelt. Allein im ehemaligen Studio, das für den Umbau zum Kammermusiksaal ausgeschachtet werden muss, liegt der Zeitverzug bei mindestens drei Monaten, wie auf der Baustelle zu hören war. Die Frage, ob ein Verzicht auf Kammermusiksaal und Anbau beim aktuellen Projektstand aus technischer und vertraglicher Sicht überhaupt möglich ist, konnte das Presseamt am Freitag nicht beantworten. Das Thema sei so komplex, dass eine Antwort erst nächste Woche möglich sei, hieß es.

Jubiläumsjahr wird nicht zu halten sein

Am Donnerstag hatte Stadtdirektor Wolfgang Fuchs einräumen müssen, dass die Sanierung sich unter anderem wegen unerwarteter Probleme mit dem Untergrund der Halle bis Februar 2020 verzögern werde. Welche Ausweichquartiere für Veranstaltungen des Beethoven-Jubiläumsjahres zur Verfügung stehen, will Oberbürgermeister Sridharan kommende Woche ausloten. Das könnte schwierig werden. Michael Kleine-Hartlage, Geschäftsführer der Bonn CC GmbH, die das World Conference Center Bonn (WCCB) betreibt: „Als Betreiber für die Stadt werden wir alles tun, was in unserer Macht steht.“ Allerdings sei das Kongresszentrum, das für Konzerte umgebaut werden kann, im Januar, von Ende März bis Anfang Juli und ab Oktober schon ausgebucht, im Herbst auch für planmäßige Veranstaltungen des Beethovenfestes.

Aus Sicht von Barthold C. Witte, Gründungsvater des Vereins Bürger für Beethoven, wird das Jubiläumsjahr in seiner jetzigen Form nicht zu halten sein. „Die Verantwortlichen haben die Aufgabe, eine tragfähige Version des Beethovenfestes durch Abspecken zu erreichen“, so Witte. Der Ministerialbeamte im Ruhestand hatte mit Mitstreitern in den 90ern das Beethovenfest aus privater Initiative auf die Beine gestellt, nachdem die Stadt kein Geld mehr zahlen wollte.

Zudem rät Witte, schnell mit dem Bund als wichtigstem Geldgeber zu reden. Er vermutet, dass bei einem Totalausfall der Beethovenhalle so viele Einnahmen wegbrächen, dass die Millionen-Zusagen von Bund und Land nicht ausreichten. Wie viele Veranstaltungen 2020 in der Halle geplant waren, blieb am Freitag unklar. Das Presseamt verwies auf die koordinierende Beethoven Jubiläums Gesellschaft, von der bis Redaktionsschluss keine Antwort kam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-Bilanz Erfolg bemisst sich an Taten
Aus dem Ressort