Tiefe Risse rund um die Gräber Verursachen Bauarbeiten die Schäden auf dem Friedhof Röttgen?

Röttgen · Steinumrandungen von Gräbern sacken ab und brechen. Eine Röttgenerin vermutet einen Zusammenhang mit den Arbeiten auf dem nahen Neubaugebiet "Am Hölder".

 Gräber auf dem Friedhof Röttgen sacken einfach weg. Möglicherweise sind die Bauarbeiten auf dem benachbarten Neubaugebiet der Grund.

Gräber auf dem Friedhof Röttgen sacken einfach weg. Möglicherweise sind die Bauarbeiten auf dem benachbarten Neubaugebiet der Grund.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Besuch ihrer Familiengräber auf dem Röttgener Friedhof fällt der Frau, die ihren Namen in der Zeitung nicht lesen will, seit einigen Wochen besonders schwer. Denn neben ihrer Trauer ärgert sie sich über den Zustand der Anlage in Sichtweite des Neubaugebiets „Am Hölder“ – und das bezieht sich nicht auf das Unkraut, das sich dort seinen Weg bahnt.

„Seit Beginn der Bauarbeiten Am Hölder rutschen die Einfassungen vieler Gräber einfach ab. Jahrzehntelang war alles in Ordnung. Doch nun klaffen stellenweise große Lücken“, empört sich die Röttgenerin . Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie bereits einen großen Spalt am Grab ihrer Großeltern aufgeschüttet und verschlossen. „Aber das ist doch eigentlich nicht unsere Aufgabe“, meint sie sauer. „Das müsste doch die Stadt erledigen.“ An einigen Bereichen seien die Steinumrandungen bereits komplett auseinandergebrochen und könnten nur noch ausgetauscht werden. „Und das ist richtig teuer“, sagt die 40-Jährige.

Kanaldeckel abgesackt

Risse sind auch auf den asphaltierten Wegen zwischen den Gräberfeldern zu erkennen. Teilweise sind Kanaldeckel abgesackt, teilweise nach oben gedrückt worden. „Das sind Stolperfallen. Nicht nur für ältere Friedhofsbesucher“, sagt sie.

Die Stadtverwaltung hat bisher allerdings nicht beobachtet, dass es auf dem Friedhof an der Reichsstraße Absackungen gibt. Einen Zusammenhang zwischen den Bau der neuen Wohnanlage beziehungsweise dem derzeitigen Straßenausbau schließt sie jedoch aus. „Absackungen auf benachbarten Flächen können durch Grundwasserabsenkungen oder dynamische Bodenverdichtungen mit sehr schwerem Baugerät entstehen. Im Baugebiet Am Hölder wurden diese Arbeiten allerdings nicht vorgenommen“, nimmt Andrea Schulte vom Presseamt Stellung.

Dabei beklagt sich Annegret M. nicht darüber, dass die Gräber abgesackt sind. „Nein“, erwidert sie. „Das ist ein dynamischer Prozess. Es geht alleine um die Begrenzungen.“ Natürlich weiß sie, dass sie im Laufe der Zeit zusätzlich Erde auf den Gräbern verteilen muss. „Das erledigen wir selbstverständlich.“ Denn dazu sei sie als Nutzungsberechtigte schließlich verpflichtet. „Dabei werden wir dann die Brombeerruten entfernen, die vom Seitenstreifen aus auf unser Grab gewachsen sind. Wir machen das, auch wenn das nicht zu unserem Aufgaben gehört“, fügt sie hinzu.

Schwere Steine nicht mehr sicher?

„Das Absacken von Gräbern, insbesondere bei Sargbestattungen, ist stark von der Witterung und den Bodenverhältnissen abhängig. Üblicherweise ist in den ersten Monaten nach der Beisetzung mit den stärksten Absackungen zu rechnen, da das Erdreich beim Verfüllen der Gräber locker geschüttet ist. Auch später können Absackungen auftreten“, erklärt die Stadt.

Für die Röttgenerin gibt es jedoch nur eine Lösung. „Zunächst muss man nach der Ursache forschen und dann entsprechend handeln sowie die Risse verfüllen“, fordert sie. Denn die momentane Situation sei lebensgefährlich. „Die schweren Steine sind längst nicht mehr sicher im Boden verankert. Hoffentlich passiert niemandem etwas“, beklagt die 40-Jährige.

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