Verkehr in Bonn Kritik am Ausbau des Tausendfüßlers wird lauter

Bonn · Die Grünen hatten zur Diskussion über Verantwortung von Kommunen beim Klimawandel eingeladen. Meteorologe Karsten Brandt präsentierte dabei Statistiken zum Wetter in der Stadt.

 Der Bonner Tausendfüßler.

Der Bonner Tausendfüßler.

Foto: Straßen NRW

Ausgerechnet an einem der dunkelsten Tage des Jahres hatte die Grünen-Ratsfraktion zur Diskussion „Bonn im Klimawandel – Kommune in der Verantwortung“ eingeladen. Der Uniclub war am Mittwoch dennoch gut gefüllt. Karsten Brandt, der Bonner Meteorologe, war es übrigens, der das Detail mit dem dunkelsten Tag erwähnte. Als ein Freund statistischer Zahlen und bekennender Mahner zum Handeln, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, präsentierte er seine eigene Messungen, nach denen die mittlere Temperatur des meteorologischen Sommers an einer Bonner Messstation 1997 17,6 Grad Celsius betragen habe, 2019 dagegen schon 21,5 Grad. „Das ist schon eine starke Erwärmung“.

Diesen Trend übrigens bestätigte im Grundsatz auch Stadtbaurat Helmut Wiesner. Was also kann die Stadt tun, um eine weitere Erwärmung zu verhindern? Und ist das, was sie tut, ausreichend? So lauteten, grob umrissen, die Kernfragen des Abends, auch vonseiten der bisweilen hitzigen Publikumsteilnehmer, denen anzumerken war, dass ihnen das Thema unter den Nägeln brennt.

Kritik an Ausbauplänen für den Tausendfüßler

Brigitta Poppe-Reiners, Grünenfraktionssprecherin im Stadtrat, räumte ein, dass es der Koalition vor acht Jahren nicht gelungen sei, eine Mehrheit für ein 51 Millionen Euro teures Klimapaket zu beschließen. „Damals war die Stadt im Haushaltsicherungskonzept.“ Sie deutete schon an, wofür vielleicht nicht jeder Bürger Verständnis aufbringt. Die Politik muss oft Kompromisse finden. Nun solle es klappen mit einer Ratsmehrheit, damit die Stadt bis 2035 klimaneutral wird.

Nicht nur Brandt, sondern auch Christoph Droste von „Parents for Future Bonn“ sieht den geplanten sechsstreifigen Ausbaus des Tausendfüßlers äußerst kritisch. Es gehe von der Verbreiterung das falsche Signal aus, eines für den Auto- und gegen den Radverkehr, zumal die stellenweise rund zehn Meter hohen Lärmschutzwände aus Brandts Sicht eine Behinderung für eine Kaltluftschneise sein könnten. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Wibke Brems aus Gütersloh, Sprecherin für Klimaschutz in Düsseldorf, befand, dass es in vielen Kommunen schlicht an der richtigen Prioritätensetzung mangele, um Nah- und Radverkehr zu fördern oder den Ausbau von Photovoltaikanlagen zu forcieren. Dafür brauche es Fachpersonal. Da konnte und wollte Wiesner nicht widersprechen.

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