Bauprojekt am Bonner Hauptbahnhof Anwohner verärgert über Höhe von „Urban Soul“

Bonn · Anwohner der Münsterstraße in Bonn sind verärgert: Auf das Dach des neuen Geschäftshauses von „Urban Soul“ gegenüber dem Hauptbahnhof sind Technikeinrichtungen gesetzt worden. Durch die neue Gebäudehöhe ist die Aussicht den Anwohnern versperrt. Einer will nun mit einem Anwalt gegen das Bauprojekt vorgehen.

 Über die Dächer der Münsterstraße ragt der Neubau „Urban Soul“.

Über die Dächer der Münsterstraße ragt der Neubau „Urban Soul“.

Foto: Benjamin Westhoff

Scheinbar reibungslos lief bisher der Bau des neuen Geschäftshauses „Livestyle-House“ und des Hotels Motel One („Urban Soul“) des Düsseldorfer Projektentwickles „Die Developer“ auf dem Areal des ehemaligen Bonner Lochs samt Nordfeld zwischen Poststraße, Maximilianstraße und Rabinstraße.

Doch jetzt bahnt sich Ärger an. Anwohner haben sich bei der Stadt Bonn über die Höhe der Neubauten beschwert. Einer von ihnen, der IT-Unternehmer Günther Christen, will jetzt mit einem Anwalt gegen das Bauprojekt vorgehen.

Christen wohnt in einer Penthauswohnung in einem Gebäude an der parallel zur Maximilianstraße verlaufenden Münsterstraße. Seine Nachbarin ist Doris Hofmann, die sich ebenfalls bei der Stadt Bonn über die Höhe des Neubaus beschwert hat. Bislang, so sagt Christen dem GA, habe er keine großen Probleme mit der Baustelle gehabt. Außer den üblichen Lärm- und Schmutzbelästigungen, aber darauf sei man ja eingestellt gewesen.

 Hohle Gasse: Die alten Fassaden verlieren durch den Neubau an Geltung.

Hohle Gasse: Die alten Fassaden verlieren durch den Neubau an Geltung.

Foto: Benjamin Westhoff

Neue Höhe des „Urban Soul“ am Hauptbahnhof Bonn übersteigt die der Umgebungsbebauung

Dann sei in den letzten Wochen die Gebäudetechnik auf das Dach des Hotels und des Geschäftshauses gesetzt worden inklusive eines hohen Metallgerüsts. Das hat Christen und Nachbarin Doris Hofmann auf den Plan gerufen. „Von diesen Aufbauten in der Massivität war vorher in allen Gesprächen und auf den Informationsveranstaltungen keine Rede“, sagen Christen und Hofmann übereinstimmend. Das Gebäude sei damit deutlich höher geworden als die zuvor kommunizierten 17,50 Meter, die sich nach der Umgebungsbebauung richteten.

„Es geht mir um mein Recht als Nachbarn auf korrekte Informationen“, erklärt Christen seinen Beweggrund, jetzt rechtliche Schritte einzuleiten. Wie seine Nachbarin habe er von der Dachterrasse des Gebäudes bislang freie Sicht bis zum Kreuzberg gehabt. Die ist seit einigen Wochen nun vollends versperrt. „Wir wohnen seit sieben Jahren in unserer Wohnung, die wir mit großem Aufwand renoviert haben und ein wesentlicher Aspekt war die schöne Aussicht, die Sie jetzt komplett zerstört haben. Diese Abweichungen von der veröffentlichten Planung nimmt uns Lebensqualität und mindert zudem den Wert unserer Wohnung erheblich und das werden wir auf keinen Fall einfach hinnehmen, egal wer diese veränderte Bebauung genehmigt hat“, erklärt Christen in seinem Beschwerdebrief an die Stadt Bonn, den er dem GA zur Verfügung gestellt hat.

Stadt Bonn bittet Investor Kontakt mit den Bürgern aufzunehmen

 Baufortschritt beim Projekt „Urban Soul“.

Baufortschritt beim Projekt „Urban Soul“.

Foto: Benjamin Westhoff

Von der Stadt Bonn selbst habe er außer einer Eingangsbestätigung bislang noch keine Antwort erhalten. Dagegen hat sich Bastian Julius vom Projektentwickler bei ihm gemeldet. Auf GA-Nachfrage zum Sachverhalt  stellt wiederum Julius dem GA sein Antwortschreiben an Christen zur Verfügung: Darin schreibt Julius an Christen: „Seit dem Zuschlag für das Projekt in 2015/2016 hat sich der Entwurf insgesamt, alleine schon aufgrund vertraglicher Verpflichtungen, nur marginal verändert, ohne dass die Höhenentwicklung auf dem Nordfeld angepasst wurde. Sofern Sie Unterlagen im Stadthaus oder bei anderen Veranstaltungen gesehen haben, dann war dabei die jetzige Höhensituation berücksichtigt.“

Die Höhenentwicklung orientiere sich am Kopfgebäude mit einem Geschoss mehr an dem Bestand der Sparkasse an der Ecke Maximilianstraße/Thomas-Mann-Straße und staffele sich dann um ein Geschoss ab. Das Hotel erreiche dabei eine Höhe von cirka 17,50 Meter, mit der „Technikeinhausung“ komme man auf etwa 20, 50 Meter. Julius weiter: „Die Technikeinhausung ist gemäß Genehmigung erforderlich, um mögliche Emissionen auf die Umwelt zu vermeiden.“

Vizestadtsprecher Marc Hoffmann bestätigte, dass es zwei Eingaben an die Stadt gegeben habe, in denen die Höhe der Bebauung von Urban Soul am Hauptbahnhof kritisiert werde. „Die Genehmigung der Bebauung erfolgte – in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln - nach §34 Baugesetzbuch, da es für diesen Bereich keinen Bebauungsplan gibt“. Die Stadt habe die zwei Eingaben an den Investor weitergeleitet, mit der Bitte, mit den Bürgern Kontakt aufzunehmen und das Gespräch zu suchen, sagte Hoffmann.

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