Ausverkaufter Science-Slam im Pantheon Unterhaltsame Wissenschaft mit Blutzellen-Rap

BONN · Ginge es nach dem Heidelberger Lorenz Adlung, so bräuchte es lediglich ein paar Selfies, einen blutroten Cocktail und den richtigen Beat, um hochkomplexe Systembiologie für jedermann zugänglich zu machen.

 Bonner Sience-Slam: Auf der Bühne im Pantheon bringt Lorenz Adlung dem Publikum Systembiologie nahe.

Bonner Sience-Slam: Auf der Bühne im Pantheon bringt Lorenz Adlung dem Publikum Systembiologie nahe.

Foto: roland Kohls

Blutkörperchen, repräsentiert durch Bloody Mary, werden verständlicher und vermeintlich nichtssagende mikroskopische Vergrößerungen, ersetzt durch Selfies eines Zellviehs, anschaulicher. Das Ganze noch gerappt und Blutzellbildung ist nicht länger dröger Unterrichtsstoff aus dem Biounterricht, sondern coole Populärwissenschaft. Die stand im Mittelpunkt des 12. Bonner Science-Slam am Montagabend im ausverkauften Pantheon. Neben Adlung referierten vier weitere Teilnehmer auf unterhaltsame Weise über verschiedene Wissenschaftsbereiche.

"Sie sollen hier heute nach Hause gehen mit der Erkenntnis 'Ja, super, Quantenphysik endlich verstanden'", scherzte Moderator Niklas Fauteck zu Beginn der Veranstaltung. Spaßig, spannend und informativ sollte es werden, wenn die Wissenschaft "aus ihrem Elfenbeinturm auf die Bühne geholt wird".

Die Energie- und Klimaforscherin Yulia Arinicheva servierte dem Publikum ihre Ideen zur Entsorgung nuklearer Abfälle in Form eines verbalen Menüs. Die gebürtige Russin beschrieb die Herstellung von Monazit-Pellets, einem geeigneten Material, um Radioaktives sicher zu umschließen, in drei leicht verdaulichen Gängen. Denn: "Was ich im Labor anstelle, ähnelt meinem Vorgehen in der Küche."

Die Wirkungen des Klimawandels auf regionales Obst diskutierte Dr. Michael Blanke vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn und versicherte, die Erderwärmung sei zumindest, was die Apfelernte angehe, "kein Grund zur Panik, sondern eine Herausforderung".

Soziologe und Menschenhasser Jörn Höpfner hatte sich "diesem lebensbejahenden Format zuliebe", ein durchaus freundliches Gesicht aufgesetzt, um gesellschaftliche Milieus auseinanderzunehmen. Gerade in Regionalzügen komme er nicht umhin, Sozialstrukturanalyse an seinen Mitmenschen zu betreiben, sie in Schubladen zu stecken und ihnen stereotypes Verhalten zu unterstellen.

Vom Goldkette-tragenden Kevin, der zwar alle iPhone-Features der neuen Generation, nicht aber die Namen der 16 Bundesländer runterbeten kann, bis zum liberal-intellektuellen Fahrrad-Enthusiasten, der seine Kinder Tristan und Isolde mit Dinkelkeksen füttert. Gewinner einer BahnCard 50, dem Hauptpreis des Abends, wurde dann aber, zur Erleichterung Höpfners, ein anderer: David Fußhöller aus Bonn erklärte, was da biochemisch so passiert, während der Zigarette danach.

Denn obwohl sein Biolehrer in der achten Klasse wechselte und Fußhöller anstelle von Sexualkunde zweimal "Ökosystem See" durchnahm, weiß er ganz genau, was ein Spermium Übernatürliches leistet, um zur Eizelle zu gelangen. "Stellen Sie sich vor, Sie schwimmen gegen den Strom von der Nord- zur Südbrücke, es ist zappenduster, und anstelle von Wasser ist da Vanille Vla." Sein temporeicher Vortrag erntete den lautesten Applaus und damit ersten Platz.

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