Uni Bonn sucht mögliche Opfer und Zeugen Womöglich sexuelle Übergriffe bei Studentenfahrt

Bonn · Die Universität Bonn appelliert auf ihrer Internet-Seite an mögliche Opfer oder Zeugen, sich bei der Polizei zu melden, nachdem es laut eines anonymen Hinweisgebers bei einer Fachschaftsfahrt nach Bergneustadt sexuelle Übergriffe auf Studentinnen gegeben haben soll. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

 Archivfoto.

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Foto: Volker Lannert

Wie ein Sprecher der Uni dem GA am Freitag auf Anfrage bestätigte, waren in einer anonymen E-Mail schwere Vorwürfe erhoben worden. Es soll dabei um die Nötigung zu Alkoholkonsum und um sexuelle Belästigung von Studentinnen gehen. Die Uni hatte dazu eine Mitteilung auf ihrer Homepage eingestellt, jedoch erst, nachdem es bereits einen Medienbericht gegeben hatte und ohne aktiv eine Pressemitteilung herauszuschicken, wie es bei anderen Nachrichten aus der Uni üblich ist.

Es sei derzeit noch völlig unklar, ob an den Vorwürfen etwas dran sei, sagte der Sprecher weiter. Die Vorfälle sollen sich auf der letzten Fachschaftsfahrt von Medizin-Studierenden ereignet haben, bei der auch viele Erstsemester dabei waren. Unklar sei auch, wie viele Opfer es gegebenenfalls geben könnte, weshalb die Uni nicht nur Zeugen, sondern auch Opfer dazu aufruft, sich bei der Polizei zu melden.

Uni Bonn: Keine weiteren Fälle von Belästigung bekannt

„Mehr können wir dazu aktuell nicht sagen“, sagte der Uni-Sprecher weiter. Die Universität sei bei durch die Fachschaften organisierten Fahrten nicht in der direkten Verantwortung: „Das sind letztlich junge Menschen von 18 bis Anfang 20, die diese Fahrten zusammen organisieren und durchführen.“ Bekannt sei, dass auf solchen Fahrten „gesoffen“ werde: „Das ist uns natürlich ein Dorn im Auge und wir versuchen, das möglichst einzudämmen“, so der Sprecher.

In dem anonymen Schreiben ist unter anderem die Rede davon, dass Studierenden mit Trichtern starker Alkohol eingeflößt worden sei. Von möglichen weiteren Fällen sexueller Belästigung, wie sie in der anonymen Mail beschrieben werden, sei der Uni jedoch nichts bekannt. Der Sprecher betonte: „Uns ist eine schnelle Aufklärung sehr wichtig.“ Der Fall liege nun bei der Staatsanwaltschaft.

AStA der Uni Bonn: Erzwungener Alkoholkonsum bekannt

Auch der AStA der Universität Bonn bestätigte, am Donnerstag Kenntnis von den Vorwürfen erhalten zu haben. „Uns geht es nun vor allem darum, möglichen Opfern Unterstützung und Betreuung anzubieten“, sagte die Vorsitzende Lena Engel dem GA. Dem AStA seien keine weiteren ähnlichen Fälle bekannt, durchaus aber, dass auf Fahrten Studenten zum Konsum von Alkohol genötigt würden, so Engel.

Schon im Vorfeld der Erstsemesterveranstaltungen hätten das Gleichstellungsbüro der Uni und das Referat für Frauen und Geschlechtergerechtigkeit auf problematische Veranstaltungen „Kleiderketten“ hingewiesen. Hierbei handelt es sich um ein Partyspiel, bei dem die Teilnehmer Kleidungsstücke ausziehen müssen, die dann zu einer Kette geknotet werden. Einige Fachschaften hätten daraufhin Schutzkonzepte eingeführt, mehrere geplanten Kleiderketten seien abgesagt worden, heißt es seitens des AStA. „Die Prävention sexueller Übergriffe muss unser aller Ziel sein“, betonte Lena Engel.

(dpa)
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