Familienzentrum Siemensstraße „Trommelkids“ lernen das „Handy Afrikas“ kennen

ENDENICH/DRANSDORF · Abdou Diatta, Shaibu Dasana und Günther Nagel vermitteln Vorschulkindern im Familienzentrum an der Siemensstraße mit dem Trommelunterricht Rhythmusgefühl und Selbstvertrauen.

 Mit Feuereifer bei der Sache: Mittlerweile beherrschen die Trommelkids drei verschiedene Schläge, die ganz unterschiedlich kombiniert werden können.

Mit Feuereifer bei der Sache: Mittlerweile beherrschen die Trommelkids drei verschiedene Schläge, die ganz unterschiedlich kombiniert werden können.

Foto: Barbara Frommann

„Solu“ ruft Abdou Diatta in den Raum und die wuselnde Schar aus zwölf Vorschulkindern stellt sich erwartungsvoll hinter die afrikanischen Trommeln und blickt zu ihrem Lehrer. Abdou, Kunstpädagoge aus dem Senegal, zählt leise bis drei, schon stimmen die Kinder des städtischen Familienzentrums an der Siemensstraße in den Takt ein.

„Naju, naju“ singen die fünf- bis sechsjährigen Mädchen und Jugend und schlagen mit aller Kraft auf die Afro-Drums. Zweimal in der Woche versammelt Günther Nagel, Leiter der Einrichtung, die Vorschulkinder in dem Proberaum. Doch nicht nur den Rhythmus beherrschen die kleinen Musiker bereits gut. „Wir singen mittlerweile auch traditionelle Lieder in Französisch“, erklärt Nagel, der sichtbar stolz ist auf die Truppe. Heute haben die „Trommelkids“ längst einen Namen in der Stadt. Denn bei verschiedenen Auftritten haben sie bereits mehrfach gezeigt, was sie bei Abdou Diatta, Shaibu Dasana und Günther Nagel gelernt haben.

„Musik ist keine Sprache, die im Kopf entsteht, sondern eine, die im Herzen wächst“, hat Abdou den Kindern erklärt. Und damit die Kinder begreifen, welche Rolle das Trommeln in Afrika über Jahrhunderte hinweg hatte, erklärt der Kunstpädagoge: „Die Trommeln waren das Handy der Afrikaner. Damit haben wir mit anderen, die weit weg waren, sprechen können.“

Für Günther Nagel ist dieses Projekt jedoch weitaus mehr als gemeinsames Musizieren. „Die Kinder unserer Einrichtung sprechen rund 40 verschiedene Sprachen. Da ist es doch einmalig, dass wir mit dem Trommeln eine gemeinsame Ausdrucksform gefunden haben.“

Unterstützt vom Verein Sterntaler Bonn verfügt das Familienzentrum derzeit über zwölf Trommeln, die alle aus Ghana stammen. Einige sind mit Ziegen-, andere mit Kuhfell bespannt. „Ziege klingt anders als Kuh“, erklärt Nagel, der allerdings für das Projekt noch drei weitere Schlaginstrumente benötigt.

Mittlerweile beherrschen die Trommelkids drei verschiedene Schläge, die ganz unterschiedlich kombiniert werden können. „Dadurch können wir ein Solo spielen, aber auch ein Echo erzeugen“, erklärt der senegalesische Lehrer und Dozent. „Selbst eine Unterhaltung aus Fragen und Antworten ist möglich.“ Doch das Trommeln ist für Nagel längst weitaus mehr als gemeinsames Musizieren. „Ich habe festgestellt, dass die Kinder ein ganz anderes Selbstbewusstsein sowie Selbstvertrauen entwickelt haben.

Sie sind konzentriert bei der Sache, achten auf die Gruppe und hören auf die Anweisungen der Lehrer. All das wird ihnen helfen, wenn sie nach den Sommerferien eingeschult werden“, so Nagel. Und es fördere den Stressabbau. Bestes Beispiel dafür ist Lola. Am Anfang war das Mädchen sehr schüchtern und sprach nur sehr selten. Mittlerweile trommelt sie nicht nur in der ersten Reihe, sondern sie singt auf der Bühne sogar ein französisches Kinderlied. „Die Auftritte sind besonders schön. Ich freue mich immer wieder darauf“, erzählt auch Jolina.

Natürlich werden die Trommelkids auch dabei sein, wenn rund um das Familienzentrum an der Siemensstraße vom 11. bis 15. Juli wieder die Projektwoche „Miteinander von Kulturen“ gefeiert wird. Wer das Projekt unterstützen will, der kann sich unter www.sterntaler-bonn.de informieren.

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