Townhall-Meeting mit dem Oberbürgermeister Diese Probleme sehen Bonner Bürger im Stadtverkehr

Bonn · Bonner Bürger diskutierten am Dienstagabend mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan im Universitätsforum über Verkehrsprobleme in Bonn. Die Stimmung im Saal war klar pro Seilbahn Richtung Venusberg. Sridharan sieht Schwachstellen im Radwegenetz.

 Im Gespräch: Oberbürgermeister Ashok Sridharan, GA-Chefredakteur Helge Matthiesen und Bonner Bürger.

Im Gespräch: Oberbürgermeister Ashok Sridharan, GA-Chefredakteur Helge Matthiesen und Bonner Bürger.

Foto: Benjamin Westhoff

Eine Seilbahn zum Venusberg, Straßenbahnen, die auch die DB-Gleise nutzen könnten, Lufttaxen oder Fahrradstellplätze in den Bonner Tiefgaragen: Es gibt viele Ideen, wie man in Bonn die aktuellen Verkehrsprobleme und auch das drohende Fahrverbot für die Reuterstraße und den Belderberg lösen könnte. Darüber und über weitere mögliche Lösungen diskutierte am Dienstagabend Oberbürgermeister Ashok Sridharan mit zahlreichen Bürgern im Bonner Universitätsforum an der Heussallee auf Einladung der Bonner Akademie.

Einordnende Hintergrundinformationen lieferte Alexandra Mause, Expertin für urbane Mobilität und das Sofortprogramm für saubere Luft des Bundesverkehrsministeriums. Der Bitte von GA-Chefredakteur und dem Moderator des Abends, Helge Matthiesen, im "freundlichen Ton" und angesichts "der unmöglich in Einklang zu bringenden recht unterschiedlichen Interessenlagen beim Thema Verkehr" sachlich zu diskutieren, kamen alle ohne Ausnahme nach.

Nahverkehrs-Preise waren Thema

Auf den Nägeln brannte vielen die aus ihrer Sicht zu hohen Preise für den öffentlichen Nahverkehr und das nur unzureichende Fahrradwegenetz in der Bundesstadt. Letzteres ein Problem, das auch Sridharan ohne Umschweife einräumt. "Ich habe die Sommerferien genutzt, um sämtliche Termine mit dem Fahrrad zu erledigen", verriet er. Dabei habe er viele Schwachstellen entdeckt. Etwa die Unterführung an der Poppelsdorfer Allee: "Das ist ein Nadelöhr, Radfahrer müssen absteigen. Da macht Radfahren keinen Spaß." Sridharan verwies aber auf das umfangreiche Paket, das die Verwaltung für ein fahrradfreundlicheres Bonn geschnürt habe. Demnach soll als erstes der Radweg entlang des Rheinufers verbreitert werden. Auch sei die Stadt in Gesprächen mit dem Land, dass im Zuge des Neubaus des Tausendfüßlers - die Autobahn 565 zwischen Tannenbusch und Endenich - auch ein Radweg von Ost nach West eingeplant werde. Als Erfolgsschlager bezeichnete er das Fahrradmietsystem: "Das wird in keiner anderen Stadt so intensiv genutzt wie in Bonn".

6000 Stück der 365 Euro -Jahresticket in Bonn verkauft

Ein Bürger kritisierte, in Bonn sei nach der Verlängerung der Straßenbahn bis Auerberg in den vergangen 25 Jahren "kein einziger weiterer Schienenmeter" mehr gebaut worden, bis dato gebe es keinen positiven Verkehrswandel in der Stadt. Andere beklagten die erneut geplante Erhöhung der Fahrpreise für Bus und Bahn. Ein Thema, für das die Stadt nicht allein zuständig sei, sondern nur eine Stimme im Verkehrsverbund Rhein-Sieg habe, bedauerte der OB. Er betonte indes, dass mittlerweile rund 6000 Stück der 365 Euro -Jahresticket in Bonn verkauft worden seien, die im Zuge des "Lead City"-Modellprojekts eingeführt wurden. "Ich finde, das ist schon eine gute Zahl." Noch besser laufe das vergünstigte 24-Stunden-Ticket.

Während entgegen aller Erwartungen die neue, vielfach kritisierte Verkehrsführung in der Kaiserstraße nur am Rande zur Sprache kam, stand das Thema Seilbahn zu den Unikliniken quasi im Mittelpunkt der Debatte. Die Stimmung im Saal war klar pro Seilbahn. Demnächst soll die Kosten-Nutzen-Analyse auf dem Tisch liegen, kündigte Sridharan an, der sich selbst als Befürworter outete. Expertin Alexandra Mause hält Seilbahnen in Städten grundsätzlich für eine gute Ergänzung zum ÖPNV und berichtete, der Bund stehe deswegen mit vielen Kommunen in Deutschland, wie aktuell in München, im Gespräch. "Keine Stadt ist allerdings so weit fortgeschritten wie Bonn."

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