Aus für Soziales Kaufhaus in Tannenbusch Tonnenweise Möbel kommen auf den Müll

Bonn · Ist das Soziale Kaufhaus in Tannenbusch beim Mietvertrag einem Lockangebot auf den Leim gegangen? Oder suchen dessen Betreiber nur nach einem Vorwand, um ein unprofitables Geschäft zu schließen?

Im Keller: Die Geschäftsführer Jörg (links) und Philip Lemmerz dürfen aus diesem Lager heraus nichts mehr verkaufen.

Im Keller: Die Geschäftsführer Jörg (links) und Philip Lemmerz dürfen aus diesem Lager heraus nichts mehr verkaufen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Diese Fragen werden bald ein Gericht beschäftigen, denn Mieter und Vermieter fühlen sich beide getäuscht. Die Filiale schließt am 17. Juni, weil die Mietkosten zu hoch sind.

Grund des Streits sind die Nebenkosten für die rund 1700 Quadratmeter große Immobilie an der Hohe Straße. Die lagen bei Eröffnung und Vertragsabschluss vor einem Jahr bei 800 Euro. Kurz vor Weihnachten bekam Geschäftsführer Philip Lemmerz Post vom Hausverwalter Hafa in Bonn. Die Nachricht: Nach einer ersten Nebenkostenabrechnung fehlten monatlich 3000 Euro.

„Eine Belastung, die für uns nicht tragbar ist“, sagt Lemmerz. „Hätten wir das von Anfang an gewusst, hätten wir den Mietvertrag niemals unterschrieben. So würde sich uns Geschäft nicht tragen.“

Er sieht sich als Opfer eines Lockangebots und hat von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht. Er ist davon überzeugt: Erst wurden die Nebenkosten heruntergerechnet, damit der Mieter in die Immobilie einzieht. Nach einem Jahr, wenn es eine ordentliche Abrechnung gibt, steigen die Kosten.

Zwar gab es noch weitere Verhandlungen, in denen die Nebenkosten nur um etwa 500 Euro steigen sollten. Dafür wollte der Vermieter allerdings ebenfalls ein Sonderkündigungsrecht. „Wenn wir das machen, können wir aber binnen weniger Monate herausfliegen“, sagt Lemmerz. Eine vernünftige Unternehmensplanung sei so nicht mehr möglich.

In einem Punkt gibt Hafa Geschäftsführer Lemmerz recht. „Wir haben zwar wochenlang verhandelt, sind aber zu keinem neuen Vertrag gekommen“, sagt Achim Carl von Hafa, die die Immobilie für den Eigentümer verwalten. Hafa glaubt, „dass sich das Soziale Kaufhaus einfach nicht trägt und der Mieter deshalb gekündigt hat“.

„Doch genau das Gegenteil ist der Fall, das Geschäft läuft gut“, sagt Lemmerz. Es gebe sogar eine enge Zusammenarbeit mit der Thomas-Morus-Kirchengemeinde, die zu günstigeren Konditionen für Bedürftige einkaufe und dafür größere Mengen abnehme. Entsprechend geknickt ist man dort: „Ihr Kaufhaus hat die Wohnqualität vieler Sozialhilfeempfänger verbessern können. Gerade in Tannenbusch ist der Bedarf an günstigen Gebrauchtmöbeln groß.“

Für Lemmerz ist der Streit so oder so ein Debakel. Denn das Geschäft steht voll. Wegen einer fehlenden Nutzungsgenehmigung, die der Vermieter zuvor zugesichert habe, darf das riesige Lager zum Verkauf nicht mehr betreten werden. „Das kriegen wir auch nicht in unseren anderen Filialen unter, die ganzen Möbel kommen auf den Müll“, so Lemmerz. Den Schaden durch Auszug und umsonst getätigte Investitionen schätzt er auf mehr als 50.000 Euro. Die will er nun vor Gericht einklagen.

Die beiden anderen Geschäfte in Heimerzheim und Lannesdorf bleiben geöffnet.

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