Theatergruppe der Bonner Evangelischen Studierendengemeinde Tödliche Mischung aus Rachegelüsten und Eifersucht

Bonn · Mit der Inszenierung des Stücks „Hexenjagd“ übt die Theatergruppe der Evangelischen Studierendengemeinde Zeitkritik. Obwohl die Geschichte 300 Jahre alt ist, gibt es viele Parallelen zur aktuellen politischen Lage.

 Schauspieler der Evangelischen Studierendengemeinde bei den Proben zur „Hexenjagd“ von Arthur Miller.

Schauspieler der Evangelischen Studierendengemeinde bei den Proben zur „Hexenjagd“ von Arthur Miller.

Foto: Barbara Frommann

„Mal eine zweite Haut überstreifen und jemand ganz anderes sein können“ – das ist es, was den Schauspielern des Ensembles „Academy of Acting Arts“ an ihrem Hobby so viel Spaß macht. Momentan besteht die größtenteils studentische Gruppe aus 17 Darstellern, die im vergangenen Semester das Drama „Hexenjagd“ von Arthur Miller inszeniert und geprobt haben. Am Montag war die letzte große Hauptprobe vor der Premiere an diesem Mittwoch.

Die Studenten wählen zu Anfang jedes Semesters gemeinsam ein Stück aus. In 95 Prozent der Fälle fiele die Wahl auf Komödien, sagte Regisseur und Darsteller Stefan Hochgürtel. Aus diesem Grund sei es jetzt etwas ganz Besonderes, dass es dieses Mal in eine komplett andere Richtung geht.

„Hexenjagd“ basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1692. Ein junges Mädchen aus dem puritanischen Ort Salem in Massachusetts gibt an, von einer Hexe verzaubert worden zu sein, um einer Strafe aus dem Weg zu gehen. Das setzt einen Schneeballeffekt aus Beschuldigungen und Rachegelüsten in Gang, in dessen Strudel nahezu alle Bewohner des Dorfes hineingezogen werden.

Niederträchtige Motive

„Obwohl die Geschichte 300 Jahre alt ist und uns aus heutiger Sicht vieles absurd vorkommen mag, gibt es viele Parallelen zur aktuellen politischen Lage“, meinte der Regisseur. Dies wollen die Amateurschauspieler durch die Gegenüberstellung von Zitaten aus dem Stück und von aktuellen Politikern verdeutlichen.

„Wir wollen zeigen, dass Falschaussagen benutzt werden, um die eigenen Interessen zu verfolgen“, so Hochgürtel weiter. Studentin Pauline Hahn hatte das Stück Anfang des Semesters vorgeschlagen, jetzt spielt sie die Hauptrolle Abigail Williams. Sie sei von der starken Emotionalität des Stückes begeistert gewesen. Besonders seien auch die tiefen Charaktere, meinte Schauspielkollege Jano Paetzold, der mit 18 Jahren der Jüngste im aktuellen Ensemble ist.

„Anfangs scheint es offensichtlich, wer gut und böse ist. Doch nach und nach kommen die individuellen Motivationen zum Vorschein, sodass man sich in jede Figur hineinversetzen kann“, meinte er. „Ich finde es erschreckend, wie niederträchtige Motive eine ganze Stadt so aufmischen können, dass sich aus Rachegelüsten und Eifersucht eine Dynamik entwickelt, die so außer Kontrolle gerät“, gestand auch Cigdem Beru.

Das Stück ist zu sehen ab diesen Mittwoch bis Samstag, 28. Januar, jeweils um 20 Uhr im Saal der Evangelischen Studierendengemeinde, Königstraße 88. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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