Engagement der Uniklinik Bonn Todkranker Flüchtling mit Familie vereint

BONN · Das beherzte Engagement der Mitarbeiter der Palliativstation der Universitätsklinik hat ein kleines Wunder bewirkt. Am Samstag konnte der krebskranke Syrer M. seine Frau und die beiden kleinen Kinder in die Arme schließen. M. leidet unter Krebs im Endstadium.

 Von seinen Gefühlen überwältigt: Der Vater schließt eines seiner Kinder in die Arme.

Von seinen Gefühlen überwältigt: Der Vater schließt eines seiner Kinder in die Arme.

Foto: Privat

Von seiner Erkrankung wusste der Mann bereits vor seiner Flucht aus Syrien. Weil er aber nicht genug Geld hatte, um die Schlepper zu bezahlen, musste er seine Familie zurücklassen.

Auf abenteuerlichen Wegen gelangte der von der Krankheit gezeichnete Mann über Tausende von Kilometern nach Bonn, wo seine Mutter und ein Bruder schon seit Längerem leben. Als die Krebserkrankung akute Auswirkungen zeigte, musste er in die Notfallklinik. Von dort kam er auf die Palliativstation der Universitätsklinik. Die Ärzte gingen davon aus, dass er nur noch wenige Tage zu leben hätte, wie Oberarzt Henning Cuhls schildert. Das war vor etwa vier Wochen. Seither habe sich der Zustand stabilisiert.

Eine Verständigung mit dem Patienten war über einen Online-Dolmetscher und teils über Stationsmitarbeiter möglich. „Nach und nach begriffen wir sein erschütterndes Schicksal und das furchtbare Leid, und es ging uns allen unter die Haut“, sagt Henning Cuhls. Denn es stellte sich heraus, dass die Ehefrau und die beiden Kinder unter lebensbedrohlichen Bedingungen in einem Auffanglager an der syrischen Grenze festsaßen – ohne Chance, ihm nach Bonn zu folgen. Dass sein letzter Wunsch, seine Familie noch einmal wiederzusehen, unerfüllt bleiben sollte, wollten die Stationsmitarbeiterinnen Derya Bozdag und Michaela Hesse nicht hinnehmen, wie Cuhls berichtet. Das Leid des Mannes ging ihnen derart nahe, dass sie nicht eher ruhten, bis die Familie ausreisen durfte.

Die beiden und viele weitere Unterstützer schrieben unter anderem an den Bundespräsidenten und das Auswärtige Amt. „Offenbar hat sich einer der Mitarbeiter dort ein Herz gefasst und den Ausreiseantrag unterstützt“, meint Cuhls. Kontakt zur Ehefrau des Kranken wurde über Handy gehalten. Freitagnacht durfte die Familie ausreisen, und Samstagmorgen gab es endlich ein Wiedersehen. Eine Bleibe findet die Familie bei der Mutter des Mannes.

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