Teilzeitausbildung für Alleinerziehende

Bonn · Das System "Modus" erleichtert vor allem Müttern den Einstieg ins Berufsleben.

 Mitarbeiter und Auszubildende bei "Modus": Elisabeth Wößner-Schmelzle (v.l.), Sonja Fencl, Layla Issa und Mirjam Jung.

Mitarbeiter und Auszubildende bei "Modus": Elisabeth Wößner-Schmelzle (v.l.), Sonja Fencl, Layla Issa und Mirjam Jung.

Foto: Barbara Frommann

Familie und Beruf unter einer Hut zu bekommen, ist nicht immer leicht. Die Coaching- und Beratungsstelle "Modus" unterstützt daher in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Bonn speziell Mütter und Väter ohne Ausbildung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Zugleich soll eine familienbewusste Unternehmenspolitik gefördert werden.

Layla Issa ist eine von jährlich rund 50 Frauen, die an dem Projekt teilnehmen. Die Mutter einer vierjährigen Tochter macht seit September 2015 eine Teilzeitausbildung im Büromanagement bei der Wiehlpütz Stahl- und Metallbau GmbH. An zwei Tagen in der Woche besucht sie die Berufsschule, an drei Tagen ist sie im Betrieb in der Buchhaltung und dem Personalwesen tätig.

Das Besondere an der Teilzeit-ausbildung ist, dass sie sechs anstatt der üblichen acht Stunden täglich arbeitet. "Das passt zeitlich sehr gut, wenn ich von 8 bis 14 Uhr arbeite, weil meine Tochter bis 14 Uhr in der Kita ist", sagt Issa. Sie ist sehr glücklich über ihren Ausbildungsplatz und freut sich über die Unterstützung ihrer Vorgesetzten: "Meine Chefin hat mich erst ermutigt, die Ausbildung überhaupt zu beginnen."

Zuvor hatte die 27-Jährige, die 2005 von Damaskus nach Deutschland kam, in einfachen Aushilfsjobs gearbeitet, um den Lebensunterhalt zu sichern. Mit der Geburt ihrer Tochter änderte sich ihr Anspruch. "Ich will ein Vorbild für meine Tochter sein und etwas im Leben geleistet haben", sagt sie. Nach der Elternzeit entschied sie sich dafür, eine Berufsausbildung zu beginnen.

Eine große Hürde für die gebürtige Syrerin stellte die deutsche Sprache dar. Obwohl sie einen Deutschkurs mit dem B1-Niveau bestanden hatte, traute sie sich den deutschen Berufsalltag nicht zu. Auch Mathematik bereitete ihr Schwierigkeiten, denn das syrische Schulsystem unterscheidet sich sehr stark vom deutschen. "Wir haben auch nie mit Excel oder Word gearbeitet", sagt sie.

"Modus" unterstützte sie mit individueller Nachhilfe und einem Intensivsprachkurs. Die "Modus"-Mitarbeiterinnen Mirjam Jung und Eve Vanmarcke sind die Ansprechpartner für die jungen Eltern. Sie begleiten die Teilnehmer vor und während der gesamten Ausbildung und helfen, Bewerbungsunterlagen zu schreiben und sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Auch bei der Finanzierung und beim Beantragen von Förderleistungen sowie der Organisation einer Kinderbetreuung unterstützen sie. Neben den Eltern berät und begleitet "Modus" auch die Betriebe während der gesamten Zeit der Ausbildung.

Während Layla Issa sich schon auf ihre Zwischenprüfung vorbereitet, ist Sonja Fencl eine von derzeit 28 Frauen, die zum Sommer noch nach einem Ausbildungsplatz suchen. Sie hatte über eine Bekannte von "Modus" erfahren und direkt angerufen. Zwei Tage später nahm sie an einem Einstellungstest teil und wurde aufgrund ihres guten Ergebnisses direkt in das Projekt aufgenommen.

Am liebsten will die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern wie Issa im Bereich Büromanagement arbeiten. "Zusammen mit Frau Jung schreibe ich weiter Bewerbungen und hoffe, dass es bis zum Sommer mit einer Stelle klappt." Was sie anderen Frauen in der Situation mitgeben will, ist, den Mut nicht zu verlieren und nach vorne zu schauen.

"Wir haben es mit hochmotivierten jungen Müttern zu tun", sagt Elisabeth Wößner-Schmelzle, Projektleiterin "Modus". Auch Silvia Wuchterl, Vermittlungsfachkraft im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bonn/RheinSieg, findet, dass Eltern oft strukturierter und organisierter sind als direkte Schulabgänger: "Wer einen Haushalt organisiert bekommt, schafft es auch, zur Arbeit zu erscheinen", sagt sie.

Arbeitgeber sollten das Potenzial erkennen und die Möglichkeit in Betracht ziehen, Teilzeit-Ausbildungsstellen für junge Eltern anzubieten.

Die "Modus"-Mitarbeiter rufen Arbeitgeber dazu auf, Ausbildungsstellen unter der kostenfreien Hotline 0800/4555520 oder unter www.arbeitsagentur.de zu melden.

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