Bonner Landgericht Taxiräuber wegen Mordversuchs angeklagt

Bonn · Die Staatsanwaltschaft will einen 33-jährigen Mann vor Gericht bringen, der im Januar einen arglosen Taxifahrer von der Rückbank aus angegriffen und mit mehreren Messerstichen schwer verletzt hat.

 Kurz nach dem Überfall: Im Annagraben stach der 33-Jährige laut Anklage auf den Taxifahrer ein.

Kurz nach dem Überfall: Im Annagraben stach der 33-Jährige laut Anklage auf den Taxifahrer ein.

Foto: Benjamin Westhoff

Als der Taxifahrer am 12. Januar um 12.44 Uhr nach Duisdorf gerufen wurde, sah für ihn alles nach einer normalen Fahrt aus. Der junge Fahrgast wollte zum Annagraben in der Altstadt.

Was der Taxifahrer nicht ahnte: Der Mann, der hinten einstieg, hatte ein doppelseitig geschliffenes Messer bei sich und den Plan, ihn zu berauben. Doch der bewaffnete Überfall eskalierte und endete für den Taxifahrer, der verzweifelt um sein Leben kämpfte, fast tödlich.

Davon ist die Bonner Staatsanwaltschaft überzeugt und hat einen 33-jährigen Russlanddeutschen wegen versuchten Mordes angeklagt. Wie Thomas Stollenwerk, Sprecher des Landgerichts, am Freitag bestätigte, geht die Anklage gleich von drei Mordmerkmalen aus: Habgier, Heimtücke und Ermöglichung einer Straftat, nämlich eines besonders schweren Raubes.

„Keine Bewegung, sonst steche ich in Deinen Hals“

Laut Anklage waren es dramatische Minuten, nachdem das Taxi im Annagraben vor der Hausnummer 77 angehalten hatte. Demnach griff der Fahrgast den völlig arglosen Taxifahrer von der Rückbank aus an, fixierte dessen linken Arm und hielt ihm rechts das Messer an den Hals: „Keine Bewegung, sonst steche ich in Deinen Hals“, soll er gedroht haben.

Der Fahrer jedoch wollte nur noch die Flucht ergreifen, schnallte sich ab und versuchte das Messer wegzuschieben. Daraufhin stach der 33-Jährige wiederholt in Brust und Nacken des Taxifahrers.

Damit noch nicht genug: Der Angeklagte sprang aus dem Auto, riss die Fahrertür auf, und traktierte den Taxifahrer weiter. Der 46-jährige Fahrer wehrte das Messer ab, wobei ihm eine Hand durchbohrt wurde.

Er trat wild mit seinen Füßen gegen den Angreifer, um ihn fernzuhalten, und schrie verzweifelt nach Hilfe Schließlich rannte der Räuber in Richtung Heerstraße davon, vorbei an der Polizeiwache, und warf das Messer samt Hülle in einen Fahrstuhlschacht am Stadthaus. Der Taxifahrer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht und brauchte eine Notoperation.

Täter googelte eigenen Überfall

Der drogensüchtige Angeklagte konnte zwei Tage später festgenommen werden. Zahlreiche Hinweise sollen zu ihm geführt haben: Unter anderem soll die Nummer des Taxi-Bestellers zurückverfolgt worden sein. Verräterisch war laut Anklage auch, dass er kurze Zeit später im Internet nach seiner eigenen Tat googelte unter „Angriff auf Taxifahrer“. Dort aber war noch nichts erschienen.

In seiner ersten Vernehmung bestritt er die Tat und erklärte: Er sei zwar am Tatort gewesen, aber nur, weil er an dem Tag einen Termin bei der Substitutionsambulanz im Annagraben gehabt habe. Später räumte er den Vorwurf jedoch ein und gab als Motiv Geldnot an.

Er habe unter Druck gestanden, weil er 300 Euro Schulden bei einem Drogendealer gehabt habe, der „keinen Spaß versteht“. Der 33-jährige Computertechniker, der seit 2004 in Bonn lebt, ist bereits seit Jugendtagen massiv drogenabhängig. Trotz zahlreicher Entgiftungen und Langzeittherapie hatte er am Wochenende vor dem blutigen Angriff einen Rückfall.

Keine 300 Meter vom Tatort entfernt muss er sich demnächst vor dem Bonner Schwurgericht verantworten. Der Prozess ist noch nicht terminiert.

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