Tausch-Aktion bei Haribo Tausende Sammler trotzen schlechtem Wetter

BAD GODESBERG · Sammler schleppen säckeweise Kastanien und Eicheln zur 79. Haribo-Tauschaktion. Die Warteschlangen sind im Vergleich zum letzten Jahr diesmal kürzer.

Nass, kalt und durchgefroren - aber bester Stimmung - waren die Waldfrüchtesammler auf dem alten Fabrikgelände von Haribo. Dort konnten sie am Donnerstag von 7 bis 16 Uhr ihre gesammelten Eicheln und Kastanien abgeben, wiegen lassen und gegen Süßwaren eintauschen.

2000 Sammler kamen bereits am frühen Morgen

Aufgrund des miesen Wetters wurden am Morgen die Tore schon eine halbe Stunde früher als sonst, um halb sieben, geöffnet. Ungefähr 2000 Sammler, so lauteten die Schätzungen, hatten bis acht Uhr bereits ihre Waldfrüchte eingetauscht. Bis zum Nachmittag wurden Schätzungen des Unternehmens zufolge circa 80 Tonnen Kastanien und 40 Tonnen Eicheln abgegeben. Das ist etwas weniger als in den vergangenen Jahren.

Die Sammler transportierten ihre Waldfrüchte in Mülltonnen, Schubkarren, Koffern, Kinderwagen, Laubsäcken, Bananenkisten, Eimern oder Umzugskartons. Sogar ein Schlittenhund wurde als Transportmittel eingesetzt. Familie Völl war zum wiederholten Mal dabei. Gabi Völl hatte sich mit ihrem Ehemann und ihrem fünfjährigen Enkel Leonhard auf den Weg gemacht. "Wir kommen seit einigen Jahren mit unseren Enkelkindern", sagte sie. In diesem Jahr war sie überrascht, dass es in der Schlange so schnell vorwärts ging. Im letzten Jahr mussten sie sechs Stunden anstehen.

Todestag des Firmengründers jährte sich

Am Donnerstag jährte sich der Todestag des Firmengründers, Dr. Hans Riegel, zum zweiten Mal, doch darüber waren die wenigsten informiert.

Das Programm mit Kinderspieleparadies, Warteschlangen und Gummibärchen kennt man aus den zurückliegenden Jahren. Bei dieser 79. Haribo-Tauschaktion gab es aber auch viele Premieren. Für Haribo-Sprecher Sven Jacobsen war es die erste Haribo-Tauschaktion - und er war hellauf begeistert. "Es läuft super und es macht Spaß, zu sehen, wie glücklich die Leute sind", meinte er. Glücklich war auch die vierjährige Anna-Lena Wirtz, die mit ihren Großeltern zum ersten Mal an der Aktion teilnahm. Mit ihrer Puppe Hannah im Arm wartete Anna-Lena geduldig ab, bis sie an der Reihe war. Die Kälte störte sie nicht: "Ich habe ja eine warme Mütze und dicke Handschuhe."

Riesiger Goldbär sorgte für gute Laune

Die meisten Wartenden hatten sich auf das Wetter eingestellt. In den Schlangen dominierte der Anblick von Regenplanen, Capes und großen Regenschirmen. Auch der Walking-Act, der Goldbär in Lebensgröße, der sich am Vormittag unter die Wartenden mischte, trug dazu bei, dass die Kinder bei bester Stimmung blieben.

Die eingetauschten Süßwaren werden bei den Sammlern verschiedenste Verwendung finden. So freute sich die neunjährige Kimberly, dass sie für ihre gut 30 Kilo gesammelter Kastanien genug Süßigkeiten für ihren bald anstehenden Geburtstag erhalten würde. Ihre sechsjährige Schwester Miriam kommentierte die Wetterlage sehr optimistisch: "Wir geben nicht auf."

Dabei war es eher Zufall, dass sich die beiden Schwestern mit ihrer Mutter Stefanie Küntzel auf den Weg gemacht hatten. Auch sie nahmen zum ersten Mal an der Aktion teil. Und das nur, weil sie vor einigen Wochen im Rheinauenpark spontan Kastanien gesammelt hatten, bevor alle anderen losgezogen sind. Weil ihre Ausbeute so groß war, haben sie sich entschlossen, an der Aktion teilzunehmen.

Familie spendet Süßigkeiten an Flüchtlingsheim

Eine ganz besondere Verwendung sollen die Süßigkeiten finden, die Familie Hofmann aus Lindlar erhalten hat. Die vierköpfige Familie war am Donnerstagmorgen eine der ersten in der Warteschlange. Um halb fünf Uhr morgens hatte sie sich auf den Weg gemacht, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Die vier waren beladen mit 200 Kilo, dem maximalen Tauschgewicht. Erlaubt sind 50 Kilo pro Person. "Wir haben die Kastanien für die Flüchtlinge gesammelt", berichtete der achtjährige Leon stolz.

Mutter Fabiola Hofmann ergänzte, dass sie die Süßigkeiten an das Flüchtlingsheim in Lindlar spenden wollten. Dort seien in der letzten Zeit sehr viele Menschen angekommen, besonders Kinder. "Meinen Jungs ging es beim Sammeln nicht so sehr um die Süßigkeiten, sondern darum, dass sie Winterfutter für Tiere sammeln und mit dem Gegenwert in Süßigkeiten Flüchtlingskinder beschenken können."

Wolfgang Wahl erlebte die ganze Aktion auch zum ersten Mal, aber nicht als Sammler. Seit drei Monaten betreibt er das "Coffee-Bike" und verkauft an seinem Radladen Heißgetränke und Muffins. "Heiße Schokolade ist heute der Renner", sagte Wahl. Zu seinem Mobil kamen die Sammler gerne. "Über eine kleine Gelegenheit zum Aufwärmen freuen sich alle", lautete seine Bilanz des gestrigen Tages. Sein Mobil baute Wahl allerdings in der Mittagszeit ab, weil dann kaum noch Sammler in der Truchseßstraße anzutreffen waren. Heute möchte er aber wiederkommen.

Aktion lief trotz schlechten Wetters gut

Trotz des schlechten Wetters lief die Haribo-Tauschaktion gut. Ab dem Mittag nahm die Schlange der Wartenden ab. Die Leute seien dann nur noch sporadisch und vereinzelt vorbeigekommen, berichten Sprecher des Unternehmens. Zwar kamen weniger Menschen als in den letzten Jahren, dafür waren die Wartezeiten kürzer. Auch am Freitag können Sammler von 7 bis 16 Uhr ihre geernteten Waldfrüchte auf dem Haribo-Fabrikgelände an der Friesdorfer Straße abgeben.

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