Fristlose Kündigung Taubenzüchter suchen einen neuen Schlag

BONN · Geheime Informationen für eine optimale Kriegsstrategie oder ein Liebesbrief an die Angebetete: Kaum bemerkt, lautlos und absolut zuverlässig werden Brieftauben seit Jahrhunderten eingesetzt, um Nachrichten selbst über weite Distanzen zu übermitteln.

Zwar muss sich im digitalen Zeitalter niemand mehr auf die fedrigen Postboten verlassen, dennoch ist das Züchten von Brieftauben ein beliebtes Hobby.

Auch die Reisevereinigung Bonn pflegt dieses Freizeitvergnügen. Die derzeit 80 aktiven Mitglieder verfügen über etwa 1500 Reisetauben. Damit neben der Vorbereitung und Auswertung der aktuellen Flugsaison das Vereinsleben nicht zu kurz kommt, pachteten die Züchter im Jahr 2000 ein Grundstück an der Mackestraße. "Wir hätten das Areal damals gerne von der Stadt gekauft", berichtet Geschäftsführer Lothar Schreiner. In Eigenregie und mit viel Aufwand schufen die Mitglieder einen gemütlichen Treffpunkt. Doch jetzt ist der Verein sauer auf die Stadt Bonn.

Denn die Züchter müssen ihre Unterkunft aufgeben. Das Grundstück wurde verkauft, der neue Eigentümer möchte es gewerblich nutzen und bebauen. "Am 21. April hat die Stadt Bonn uns die fristlose Kündigung geschickt mit der Auflage, das Grundstück am 30. April dem jetzigen Eigentümer zu übergeben", empört sich Schreiner. Kampflos aufgeben will die Reisevereinigung jedoch nicht. Mittlerweile wurde ein Rechtsanwalt eingeschaltet, der auf die Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist besteht.

Die Vereinsmitglieder haben nicht nur sehr viel Geld, sondern auch eine Menge Arbeit in die Gestaltung und den Ausbau des Areals gesteckt. "Wir haben das Grundstück erschlossen und für eine Kanal- und Stromanbindung gesorgt", betont Schreiner. Insgesamt wurden 40.000 Euro investiert. Zusätzlich wurden vier Baucontainer aufgestellt, in denen sich die Mitglieder treffen konnte. "Alles in Absprache mit der Stadt. Wir haben für alles eine Genehmigung." Inzwischen hat der neue Eigentümer Kontakt mit dem Verein aufgenommen. "Der wollte eigentlich schon im Mai mit den ersten Arbeiten beginnen", so Schreiner. Den Verkauf des Grundstücks bestätigt die Verwaltung.

"Die Reisevereinigung hatte einen einfachen Pachtvertrag mit der Stadt, der bei einer Veräußerung eine fristlose Kündigung vorsieht. Die Dauer des Mietverhältnisses spielt dabei keine Rolle, da es sich um eine Gewerbeanmietung und keinen Wohnmietvertrag handelt", erläuterte Stefanie Zießnitz vom Presseamt.

Aber: "Wir prüfen Möglichkeiten, die Reisevereinigung in einer anderen Liegenschaft unterzubringen." Das hofft auch Lothar Schreiner. Denn mittlerweile hat die Brieftaubensaison begonnen und die Mitglieder wissen nicht, wie es weiter geht. Schreiner befürchtet zudem, dass ein Ausweichen auf ein anderes Grundstück in einem anderen Stadtteil dazu führen wird, dass einige Mitglieder nicht mehr kommen können.

"Was sollen wir machen? Den Sportfreunden das Hobby nehmen, das Brauchtum streichen,

die Förderung von Gemeinsamkeit mit den integrierten Sportsfreunden zu den Akten legen?", fragt er und schüttelt ratlos den Kopf. "Vielleicht hat jemand etwas Passendes für uns", würde er sich über Hinweise freuen. Ein Grundstück von 300 bis 400 Quadratmetern reiche vollkommen.

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