Goa-Party in Bonn Tanzen unter der Nordbrücke

Bonn · Fans elektronischer Musik feiern regelmäßig am Beueler Rheinufer. Nach einem Platzwechsel gibt es laut Veranstalter keine Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft mehr.

 Neonfarben und Lichteffekte sorgen für Partystimmung.

Neonfarben und Lichteffekte sorgen für Partystimmung.

Foto: Johannes Weber

Mitternacht unter der Bonner Nordbrücke: Wo sonst nur Dunkelheit herrscht, blitzten in der Nacht zu Sonntag Laserlichter auf. Bässe dröhnten und die Umrisse tanzender Menschen waren zu erkennen. Pierre Dehenn alias „DJ Pierre“ und Robert Walther als „Dr. Wirsch“ hatten einmal mehr zu ihrer Goa-Party „Love of Nature“ eingeladen, die sie seit zweieinhalb Jahren etwa alle zwei Wochen auf der Beueler Rheinseite ausrichten.

„Hier kommen alle Altersgruppen zusammen“, so der 39-jährige Dehenn, Hobby-DJ und gelernter Koch. „Wir alle lieben die Musik. Bei gutem Wetter sind wir in der Regel 200 bis 300 Leute. Bei meiner ersten Goa-Party waren es gerade einmal zwölf Menschen.“ Sein Kollege, der 24-jährige Robert Walther, ist seit etwa zwei Jahren dabei: „Ich habe durch eine Freundin von der Party erfahren und bin dann einfach mal mitgegangen. Ich wurde hier super aufgenommen und greife Pierre seitdem unter die Arme.“

Ihr Equipment besteht aus einem Mischpult, zwei Lautsprechern, einer Laser- und einer Nebelmaschine. Alles wird abgedeckt von mehreren Dekowänden, die mit Fäden aus schwarzlichtaktiver Wolle bespannt sind. „Wir feiern einfach gerne draußen“, sagt Dehenn. „Hier ist es besser als in jedem Club.“

Dass die Partys im Freien stattfinden, stieß in der Vergangenheit auch auf Kritik. Vor allem Anwohner aus Mondorf und aus Graurheindorf hatten sich beschwert, dass es zu laut sei. „Der Stadtordnungsdienst war hier und hat uns gebeten, die Party nicht mehr direkt unter der Brücke zu veranstalten“, so Dehenn. „Jetzt stehen wir seitlich von der Brücke. So ist die Schallentwicklung geringer. Seitdem gibt es auch keine Beschwerden mehr.“

Das Publikum am vergangenen Wochenende war bunt gemischt. Über Facebook hatten die meisten von der Party erfahren. Mehr als 500 Interessierte gab es, etwa Hundert Menschen hatten über das soziale Netzwerk bereits im Vorfeld zugesagt. „Mehr Werbung machen wir auch nicht“, so Dehenn. „Ansonsten läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda.“

Unter den Feiernden befand sich zum Beispiel die 20-jährige Jenny. Sie wohnt in Schwarzrheindorf, kennt die Party bereits seit eineinhalb Jahren und wurde durch Freunde darauf aufmerksam. „Ich bin einfach ein großer Goa-Fan. Die Atmosphäre ist gut und ich liebe es einfach, im Sommer draußen zu feiern.“ Auch der 21-jährige Jakub aus Tschechien, der zurzeit als Au-pair bei einer Familie aus Sankt Augustin wohnt, war am Samstag unter den Partygästen. Er hatte zwei Poi dabei. Mit den an Seilen befestigten Silikonkugeln, die mit LED-Licht ausgestattet waren, zeichnete er im Takt der elektronischen Musik fantasievolle Formen in die Dunkelheit.

Die Freundinnen Sarah und Marlis nehmen regelmäßig an der Veranstaltung teil und sind vor allem von der Toleranz und Verbundenheit beeindruckt, die bei der Goa-Party herrscht. „Wir sind wie eine große Familie, die zusammenkommt und friedlich miteinander feiert. Hier gab es im Gegensatz zu den Clubs in der Stadt noch keine einzige Schlägerei“, berichten sie.

Dass auf linken Seiten im Netz Gerüchte kursieren, wonach Pierre Dehenn rechtes Gedankengut in sich trage, können die beiden nicht nachvollziehen. „Hier feiert jeder mit jedem“, so die 26-jährige Marlis. Auch Dehenn selbst weist solche Mutmaßungen, die möglicherweise aufgrund seines kahlen Schädels entstanden sind, von sich. „Nicht jeder, der eine Glatze hat, ist rechts.“ Bei seinen Partys spielten Herkunft und Nationalität keine Rolle, jeder sei willkommen.

„Wir feiern meistens bis 10 Uhr morgens“, so Dehenn. „Dann sind noch etwa 20 bis 30 Leute übrig. Anschließend räumen wir gemeinsam auf, damit hier kein Müll herumliegt.“

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