GA-Serie "Jung sein in Bonn" Tanzen statt Ranzen in der Musical-Summerschool in Bonn

Bonn · In der Musical-Summerschool des Jungen Theaters Bonn lernen die Teilnehmer Tanzen, Singen und Schauspielern. Dafür müssen sie hart arbeiten.

Ein Musicalprojekt in drei Wochen auf die Beine stellen: Das kostet Schweiß und Nerven. Denn am Ende müssen die 15 Jugendlichen alle singen, tanzen und schauspielern. Für die gemeinsame Produktion schreiben die Teilnehmer ihr eigenes Stück, choreografieren Tänze und komponieren Lieder. Alles unter dem Motto: „Lebe deinen größten Traum.“

Vorkenntnisse sind kein Muss – jeder kann bei der Summerschool des Jungen Theaters Bonn mitmachen. Unter Leitung von Schauspielerin Beatrice Masala kann jeder seine Ideen einbringen. Bevor die Jugendlichen an den Szenen arbeiten, braucht es gegenseitiges Vertrauen. „Es ist mir wichtig, dass die Kinder sich sicher fühlen und ihre Ideen von den Erwachsenen ernst genommen werden. Es gibt hier keine Außenseiter“, erklärt die ausgebildete Theaterpädagogin.

Gezielte Vertrauensübungen

Dafür setzt sie zu Beginn des Workshops gezielte Vertrauensübungen ein. Die Proben können den einen oder anderen Teilnehmer an die persönlichen Grenzen bringen: „Wir machen Übungen, da werden die Jugendlichen so richtig gedrillt. Da jaulen einige schon mal rum.“ Altersunterschiede der Teilnehmer seien erfahrungsgemäß kein Problem. Das gemeinsame Interesse am Musical verbinde. Die Trainerin erinnert an die Bedeutung der Summerschools für die Entwicklung der Jugendlichen: „Musical bringt Selbstbewusstsein, Bestätigung, dass ich so sein kann, wie ich bin und trotzdem akzeptiert werde.“

Die Nachfrage auf Plätze der Summerschools ist seit Jahren groß. Moritz Seibert, der Intendant des Jungen Theaters, erklärt sich dies durch den Standort Bonn: „Es gibt hier eine große und gehobene Mittelschicht, viele Menschen mit akademischer Ausbildung, die bereit sind, den Preis für unsere Kurse zu bezahlen.“ Die Höhe des Kurspreises komme vor allem durch die Bezahlung der angemieteten Probenräume und der Kursleitung zustande.

Um mehr Kindern und Jugendlichen das Programm des Jungen Theaters finanziell zu ermöglichen, wurden im vergangenen Jahr 15 Kursplätze durch eine Bonner Kanzlei bezahlt. Seit fünf Jahren betreut die ausgebildete Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Masala abwechselnd mit einer weiteren Trainerin die Summerschools. Bereits aufgeführt wurden selbstgeschriebene Stücke der Jugendlichen wie das „Toilettenmusical“ oder die „Märchentherapie für Jugendliche“. Das Junge Theater Bonn ist ein Kinder- und Jugendtheater. Mit 150.000 Besuchern im vergangenen Jahr sei es das meistbesuchte Kindertheater in ganz Deutschland. Neben den Summerschools werden viertägige Schnupperworkshops sowie Grund- und Projektkurse im Schauspiel angeboten.

Bekannt für sein Nachwuchsensemble

Bekannt ist das 1969 gegründete Theater vor allem für sein Nachwuchsensemble, das zusammen mit professionellen Schauspielern an Produktionen mitwirkt. Und es gibt Wiederholungstäter: Auch die 18-jährige Milena Ludwig ist erneut dabei. Für sie ist es bereits das sechste Mal in Folge: „Die Musical-Summerschool ist eine Möglichkeit, dass sich jeder selbst weiterentwickeln kann. Man sieht dann erstmal, was man überhaupt alles in so kurzer Zeit schaffen kann.“ Nicht selten sei die Summerschool der erste Schritt zu einer Theaterkarriere. Viele Teilnehmer spielen danach im Jugendensemble des Jungen Theaters Bonn oder schlagen sogar eine professionelle Musicalkarriere ein.

Autorin Lisa Göllert ist eine von neun Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, die in einem Seminar in Kooperation mit dem General-Anzeiger dem Thema „Jung sein in Bonn“ nachgehen. Ihre Texte erscheinen in den nächsten Tagen und Wochen im General-Anzeiger.

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