Truppe stellt Berufe vor Tag der Bundeswehr vor dem Rathaus

BONN · Doppelte Premiere auf dem Marktplatz: Am Samstag, 13. Juni, feiert die Truppe zum 60. ihres Bestehens zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen "Tag der Bundeswehr". Und in Bonn präsentieren die Streitkräfte sich dazu erstmals mitten in der City.

Ziel ist es, den direkten Kontakt mit Bundeswehr-Angehörigen und das persönliche Erleben Hunderter verschiedener Berufe zu ermöglichen, die die Truppe bereithält - übrigens auch für Zivilisten.

Um 11 Uhr beginnt das Bühnenprogramm vor dem Alten Rathaus. Bis 18 Uhr präsentieren sich dort Spitzensportler in Uniform und die verschiedenen Truppengattungen. Dass die Bundeswehr auch lustig sein kann, zeigt ein Auftritt der "Dance Factory Cologne": Die Tänzer werden die für Laien oft verwirrende Vielfalt der Uniformen auf ihre Art in Szene setzen - und erklären. Ab 16.45 Uhr gibt die Big Band der Bundeswehr schließlich ein einstündiges Show-Konzert.

Das Unterhaltungsprogramm ist jedoch nur eine Facette des Tages. Vor allem will die Bundeswehr - einer der größten Arbeitgeber in und um Bonn - der Öffentlichkeit die vielen verschiedenen Berufs- und Karrieremöglichkeiten bei der Truppe nahebringen. "Zum Anfassen" bringt sie mit auf den Marktplatz: ihre Hundeschule, den Sanitätsdienst mit YAK-Fahrzeugen, in denen Verwundete aus Gefechtszonen gerettet werden, Feldjäger, die Selbstverteidigung ohne Waffen zeigen, diverse Fahrzeuge aus dem Alltag und ein Sonderfeldpostamt.

Neben militärischen Exponaten wird auch ein außergewöhnliches ziviles Gerät zu bestaunen sein: der Bob-Simulator der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Besucher haben die Möglichkeit, ihre Geschicklichkeit als Bob-Fahrer zu testen. Dazu steht der Nationaltrainer der Bundeswehr-Bob-Mannschaft, Stabsfeldwebel Rene Spies, zur Seite. Auch der mehrfache Europa- und Weltmeister im Biathlon, Oberfeldwebel Erik Lesser, ist am 13. Juni in Bonn dabei.

Besonderes Augenmerk gilt der Beratung von Frauen

In Zelten können Besucher erleben, wie Einsätze mit 3D-Gelände-Darstellungen geprobt werden, aber auch, wie die Bundeswehr Umweltschutz und Rüstungskontrolle praktiziert. Karriereberater erklären, wie und wo in der Truppe der Nachwuchs seine Interessen am besten einbringen kann. Besonderes Augenmerk gilt der Beratung von Frauen, die bei den Streitkräften tätig werden wollen.

Die Bundeswehr soll zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland werden - dieses Ziel verfolgt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit der Agenda "Bundeswehr in Führung - Aktiv. Attraktiv. Anders". Moderne Arbeitszeitmodelle umsetzen, individuelle Karrierepfade verlässlich planen oder familienfreundliche Rahmenbedingungen bereithalten - all dies sind Bausteine der Attraktivitätsoffensive.

Qualifizierter Nachwuchs wird knapp

Der Hintergrund ist ernst: Seit Abschaffung der Wehrpflicht kommen immer weniger Jugendliche in Kontakt mit der Truppe. Qualifizierter Nachwuchs wird knapp, und von der Leyen will sicherstellen, dass auch in Zukunft Jahrgangsbeste die Bundeswehr als Job-Option betrachten und ausloten. Der "Tag der Bundeswehr", der außer in Bonn noch an 14 anderen Standorten bundesweit Einblick hinter die Kasernentore schafft, ist der Versuch, Bürgern die Organisation auf alternativem Wege näherzubringen.

Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis, eröffnet gemeinsam mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die Veranstaltung um 11 Uhr.

Tagesplan und Details auf www.bundeswehrevent.de

Proteste von Friedensaktivisten geplant

Verschiedene politische Gruppen aus Bonn haben das Friedensbündnis "Keinen Tag der Bundeswehr!" gegründet, um gegen den angekündigten "Tag der Bundeswehr" auf dem Marktplatz vorzugehen. Die Stadt wird aufgefordert, keinen öffentlichen Raum für die "Propagandaschau"

zur Verfügung zu stellen, da die Bundeswehr entgegen der UN-Kinderkonvention auch Kinder und Jugendliche mit ihrer Werbeoffensive ansprechen will. "Werbung und Rekrutierung bei unter 18-Jährigen ist völkerrechtswidrig", heißt es in einem offenen Brief des Bündnisses an den Stadtrat. Bonn müsse jetzt beweisen, dass die Selbstdarstellung als Friedensstadt nicht zur Farce werde, schreibt das Bündnis an den Stadtrat.

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