Kreuzkirche in Bonn Sylvia Löhrmann wirbt für Inklusion und Chancengleichheit

BONN · "Jesus sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen!" Eine passendere Bibelstelle als Verse aus dem zehnten Kapitel des Markusevangeliums ist für Sylvia Löhrmann, Herrin über knapp zwei Millionen Schulkinder in NRW, kaum denkbar.

 Auf der Kanzel: Schulministerin Sylvia Löhrmann will die Besucher vom Segen des gemeinsamen Lernens überzeugen.

Auf der Kanzel: Schulministerin Sylvia Löhrmann will die Besucher vom Segen des gemeinsamen Lernens überzeugen.

Foto: Frommann

Selbstbewusst, aber ohne predigenden Unterton reklamierte die Schulministerin und stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin bei ihrer gestrigen Kanzelrede in der Kreuzkirche so manche Parallele zwischen den Wünschen Jesus und der aktuellen Schulpolitik.

Ihr Hauptaugenmerk legte sie auf die vieldiskutierte Inklusion: "Jesus hat nicht gefragt, ob die Kinder schlau, krank oder jüdisch waren. Und er hat auch nicht gesagt: ?Lasset die Kinder mit Gymnasialempfehlung zu mir kommen. Oder nur solche ohne Migrationshintergrund."

Etwa 150 Zuhörer füllten die Bänke, bei ihrer Begrüßung aus der erhöhten Kanzelposition fühlte sich Löhrmann an ihre Zeit als Lehrerin erinnert: "Das ist wie in der ersten Stunde vor einer neuen Klasse. Wenn sich alle fragen: Was kann sie? Was will sie?" An diesem Abend wurden die Absichten der Ministerin rasch deutlich. Sie wollte vom Segen des gemeinsamen Lernens überzeugen: dem von Kindern mit und ohne Behinderung, dem von Kindern aus privilegierten und unterprivilegierten Familien.

"Nur so können wir den Teufelskreis von Armut und Ausweglosigkeit durchbrechen. Wenn der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet, welche Zukunftschancen ein Kind hat, dann läuft etwas falsch." Wie kritisch manche Eltern die politischen Zielsetzungen sehen, zeigten die kritischen Nachfragen deutlich.

Auch Gegner der G8-Reform, die zuvor mit Plakaten vor der Kreuzkirche demonstriert hatten, nutzten die Gelegenheit, ihrem Unmut Luft zu machen. Pfarrer Rüdiger Petrat sah das positiv: "Es ist doch gut, wenn man sich mal persönlich mit einer gewählten Volksvertreterin auseinandersetzen kann.

Wir laden ohnehin nur Referenten ein, die bereit sind, im Anschluss zu diskutieren." Das tat die Kanzelrednerin mit Langmut: "Die Besucher sind von ihren Erfahrungen geprägt und jede ihrer Anmerkungen ist legitim - aber im Ministerium haben wir eben auch die Aufgabe, alles in einen geordneten Prozess zu bringen."

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