WCCB-Marketing: Managerposten für 250.000 Euro Streit um städtischen Manager-Job

BONN · Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ist mit dem Versuch, einen neuen städtischen Managerposten zu schaffen, am Widerstand der Ratskoalition gescheitert.

Bei den Haushaltsberatungen hatte die Verwaltung 250.000 Euro veranschlagt, um die Stelle bei der städtischen Bonn Conference Center Management GmbH einzurichten - einschließlich Sekretariatskosten. Der Vorstoß war Teil der Konsolidierungsliste: Von einem Experten für internationales Kongressmarketing, so die Verwaltung, seien Erlössteigerungen von 500.000 Euro im Jahr zu erwarten.

Doch die Ratsfraktionen gerieten schwer ins Grübeln, als sie davon erfuhren. Im Wirtschaftsausschuss meldeten Politiker Zweifel an und verwiesen die Sache in den WCCB-Unterausschuss. Dort hörten die Fraktionen erstaunt, wie BonnCC-Geschäftsführer Michael Kleine-Hartlage, gleichzeitig auch Vebowag-Chef, die teure neue Planstelle für überflüssig erklärte.

"Die Stadt als Gesellschafter geht davon aus, dass ein Konferenzzentrum dieser Größe nicht allein von einem Geschäftsführer im Nebenamt geführt werden kann, der im Hauptamt eine andere Gesellschaft leitet", erklärt dagegen Stadtsprecherin Monika Hörig.

Und ergänzt einen Satz, der ganz so klingt, als habe man bei dem gescheiterten Vorstoß nicht nur an einen Marketing-Experten, sondern eine Geschäftsführerposition gedacht: "Der umfängliche Auftrag der WCCB-Positionierung auf dem weltweiten Kongressmarkt muss von einer in diesem Bereich umfassend vernetzten Person geleistet werden."

Kleine-Hartlage kann seinen Unmut kaum verhehlen. "Das ist wirtschaftlicher Unsinn", entfährt es dem Manager, als der GA um eine Stellungnahme bittet. Bei einer branchenüblichen Rohmarge von etwa 45 Prozent bliebe von einem Umsatzplus von 500.000 Euro nur ein Zusatzgewinn von etwa 225.000 Euro, rechnet Kleine-Hartlage vor - bei Mehrkosten von 250.000 Euro also ein Minusgeschäft.

"Ich habe von diesen Plänen gehört", sagt der Geschäftsführer; in den Gremien der BonnCC sei darüber aber nicht gesprochen worden. Das Presseamt teilt mit, Kleine-Hartlage solle nun "Vorschläge" zur Besetzung des Postens entwickeln, den die Politiker abgelehnt haben. Das stößt bei dem Manager auf ein gewisses Unverständnis.

Ursprünglich stammt die Idee aus der städtischen Beteiligungsverwaltung. Schon im Sommer 2014 hatte Nimptsch mit Kleine-Hartlage darüber inoffiziell geredet, konnte ihn aber offenkundig nicht überzeugen. Die BonnCC stemmt das Marketing aus Kleine-Hartlages Sicht ausreichend mit eigenen Mitteln.

"Dass die Verwaltung die neue Stelle danach still und heimlich in ihren Haushaltsentwurf schrieb, ist ein Stück aus dem Tollhaus", kritisiert Tom Schmidt, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. Die Fraktionen seien erst informiert worden, als sie nachhakten. Auch Georg Fenninger (CDU) spricht von einem "merkwürdigen Verhalten der Verwaltung". Diese hätte das Thema nach dem Vorgespräch mit Kleine-Hartlage in den BonnCC-Aufsichtsrat bringen oder es beerdigen müssen, so der Fraktionsgeschäftsführer. Die Jamaika-Koalition strich den Posten aus dem Haushalt heraus.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernesto Harder jedoch hält die Marketing-Kompetenzen der BonnCC für unzulänglich. "Die 250 000 Euro für einen Experten von außen waren realistisch", sagt er. Seine Fraktion wolle das Thema erneut in den Wirtschaftsausschuss bringen.

Die BonnCC

Die BonnCC betreibt neben der Beethovenhalle alle WCCB-Bauten (Plenarsaal, Wasserwerk, Neubau, Parkhaus, Abgeordnetenhäuser). Sie ist eine hundertprozentige Stadttochter und hat 30 Mitarbeiter. Wichtigster Nutzer des Konferenzzentrums werden die UN mit bis zu 70 Veranstaltungstagen im Jahr sein. Die BonnCC strebt eine Auslastung von 120 Veranstaltungstagen an.

Vebowag-Chef Michael Kleine-Hartlage hat vor fünf Jahren zusätzlich die Geschäftsführung der BonnCC übernommen.

Im Aufsichtsrat sitzen: Jürgen Nimptsch (Vorsitzender), Klaus-Peter Gilles und Christiane Overmans (beide CDU), Annette Standop (Grüne), Sebastian Kelm (SPD), Arndt Schönowsky (Linke).

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