Auerberger Ortsausschuss fühlt sich betrogen Streit um Freifläche Klosteracker in Auerberg

Auerberg · Die Verwaltung schlägt vor, die Freifläche Klosteracker doch in den Regionalplan aufzunehmen. Das Areal könnte eine Reserve für eine spätere Bebauung sein.

 Tristesse herrscht in der Auerberger Mitte. Nun hofft der Ortsausschuss, dass ein Wettbewerb für die Umgestaltung des Platzes Ideen für eine Neukonzeption bringt.

Tristesse herrscht in der Auerberger Mitte. Nun hofft der Ortsausschuss, dass ein Wettbewerb für die Umgestaltung des Platzes Ideen für eine Neukonzeption bringt.

Foto: privat

Als Schlag ins Gesicht empfinden die Mitglieder des Ortsausschusses ­Auerberg den Vorschlag der Verwaltung, die große Freifläche Klosteracker im Regionalplan nun doch als potenziellen Siedlungsbereich aufzunehmen. Das würde bedeuten, dass ein Ratsbeschluss von 2010 aufgehoben werden müsste. Der Auftrag an die Verwaltung war damals eindeutig und einstimmig: Sie sollte bei der Bezirksregierung Köln beantragen, dass die Flächen im Auerberger Norden – also der Klosteracker – „künftig nicht mehr als Allgemeiner Siedlungsbereich dargestellt werden“. Diesen Antrag will die Verwaltung nun zurückziehen, wenn die Politik zustimmt. Das zuständige Stadtplanungsamt betont, dass die Aufhebung des Beschlusses „keine Zustimmung zur Vorbereitung einer Bauleitplanung für diesen Bereich“ bedeutet. Das Thema steht auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung am Dienstag.

Zum Hintergrund:

Die Bezirksregierung Köln überarbeitet seit 2016 in vielen Abstimmungsgesprächen den gültigen Regionalplan von 2004. Die Aktualisierung nach 16 Jahren sei wegen geänderter Rahmenbedingungen und rechtlicher Vorgaben notwendig. Unter anderem geht es darum, „ausreichende Handlungsspielräume für die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung“ vorzuhalten. Wegen des bekanntlich „sehr engen Flächenkorsetts“ der Region Bonn/Rhein-Sieg, sind freie Flächen Mangelware. Dagegen rechnet die Bezirksregierung vor, dass Bonn bei einem Bevölkerungswachstum von 12,1 Prozent bis 2040 für Wohnen und Gewerbe rund 880 Hektar neue Flächen benötigt. Dem stehen im aktuellen Regionalplan aber nur 180 Hektar potenzielle Reserveflächen gegenüber. Die Verwaltung sucht, kommt aber derzeit lediglich auf 446 Hektar – den Klosteracker und auch Randbereiche des Meßdorfer Felds eingerechnet.

Der Auerberger Ortsausschuss fühlt sich betrogen. „Es gibt Ratsbeschlüsse, den Klosteracker von Bebauung freizuhalten, zumal er im Landschaftsschutzgebiet liegt“, sagt der Vorsitzende Michael Schwaegermann. Zuletzt hatte der Stadtrat im November 2018 einem Bürgerantrag des Ortsausschusses einstimmig entsprochen, dass der Klosteracker im Schutzbereich des Landschaftsplanes Kottenforst verbleiben soll. Er sei wichtiges Naherholungsgebiet nicht zuletzt für die rund 18 000 Einwohner von Auerberg, Buschdorf und Graurheindorf und eine unverzichtbare Frischluftschneise.

 Michael Schwaegermann

Michael Schwaegermann

Foto: privat

Schützenhilfe von der CDU

Schützenhilfe bekommen die Klosteracker-Anrainer von der CDU. „Bonn steht unter Druck, was freie Flächen anbelangt. Aber der Klosteracker kommt nicht in Frage“, betont CDU-Planungssprecher Bert Moll. „Über die anderen vorgeschlagenen Flächen müssen wir beraten.“ Per Dringlichkeitsantrag hat die Bonner CDU-Bezirksfraktion das Thema in die nächste Sitzung eingebracht. Sie will mitberaten und auf die Einhaltung des Ratsbeschlusses von 2010 bestehen. „Das erneute Auftauchen dieses sensiblen Themas hat uns völlig überrascht“, beschwert sich Schwaegermann.

Ein anderes Thema ist dagegen Dauerbrenner: die Auerberger Mitte. Stillstand seit mehreren Jahren. Der Ortsausschuss hofft nun auf die neue Planungsamtsleiterin als zusätzliche Unterstützerin für das Sozialamt, das bisher das Verfahren in seiner Hand hat. Zudem hat er einen Wettbewerb für die Umgestaltung des Platzes ausgeschrieben. Im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzeptes für Auerberg liegen zwar schon viele Vorschläge vor, aber vielleicht kennen Bürger schön gestaltete Plätze in anderen Städten, die als Vorbild dienen können. Vorschläge mit Fotos können an bonn-auerberg@t-online.de geschickt werden.

 Der Klosteracker liegt im Landschaftsschutzgebiet

Der Klosteracker liegt im Landschaftsschutzgebiet

Foto: privat

Druck bei Auerberger Festwiese

Druck macht der Ortsausschuss auch bei der Auerberger Festwiese. Schwaegermann: „Der Platz dient als Baustelle für den Neubau der Bernhardschule und soll erst 2021 wiederhergestellt werden. Der Ortsausschuss möchte jedoch, dass er nicht einfach nur wiederhergestellt wird. Die aktuelle Situation sollte als Chance für eine umfassende Neugestaltung genutzt werden, zumal auch für das neue Jugendzentrum oder die Schule zusätzliche Nutzungsangebote geschaffen werden könnten.“ Laut Ortsausschuss könnte die Gestaltung in die Spielleitplanung für Auerberg eingebunden werden, die derzeit in Arbeit sei.

Insgesamt zieht der Ortsausschuss eine positive Jahresbilanz. Denn mit vereinten Kräften habe man einen wichtigen Etappensieg erzielt. Im Bonner Norden ist ein mit Fördergeldern realisierbares Sport- und Begegnungszentrum geplant. Den entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat einstimmig im Dezember 2019 gefasst. „Das war ein langer und zäher Kampf“, resümiert Schwaegermann. „Seit 2017, dem Start des integrierten Entwicklungskonzepts in Auerberg, musste die Verwaltung immer wieder überzeugt werden, dass für den Bonner Norden ein Begegnungszentrum ähnlich dem Nachbarschaftszentrum auf dem Brüser Berg dringend notwendig ist.“

 Der Klosteracker ist Naherholungsgebiet der Bonner. Die Verwaltung weist die Freifläche für den neuen Regionalplan als potenzielle Siedlungsfläche aus.

Der Klosteracker ist Naherholungsgebiet der Bonner. Die Verwaltung weist die Freifläche für den neuen Regionalplan als potenzielle Siedlungsfläche aus.

Foto: Luis Witzler

Begegnungszentrum abgelehnt

Im Rahmen einer stadtintern erstellten Machbarkeitsstudie habe die Verwaltung ein Begegnungszentrum zunächst abgelehnt. Mit einer eigens angefertigten Broschüre putzte der Ortsausschuss bei Entscheidern aus Politik und Verwaltung Klinken und konnte mit seiner Argumentation überzeugen. Der Kompromiss ist, das Begegnungszentrum mit einem Sportzentrum zu verbinden. „Nun liegt der Ball bei der Stadt. Der Ortsausschuss ist zuversichtlich, dass hieraus ein echter Erfolg für den Bonner Norden werden kann“, so Schwaegermann.

Wegen der Corona-Einschränkungen kann die geplante Bürgerversammlung, bei der die Auerberger die Mitglieder für den Ortsausschuss wählen und regelmäßig einen Sachstand über Themen im Stadtteil erhalten, voraussichtlich erst im Herbst stattfinden. Das traditionelle Maifest ist ebenfalls abgeblasen.

Informationen gibt es auf der neuen Internetseite: www.bonn-auerberg.de.

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