Kennedybrücke in Bonn Streit um Fahrradbarometer

Bonn · Der Steuerzahlerbund kritisiert die Infostelle, die an der Kennedybrücke registriert, wie viele Zweiräder diese Stelle passieren, als überflüssig. Der ADFC widerspricht dem jedoch.

Es läuft und läuft und läuft. Seit August zeigt das Fahrradbarometer an der Auffahrt zur Kennedybrücke, wie viele Zweiräder an jedem Tag und insgesamt seit Anfang 2016 an dieser Stelle den Rhein gequert haben. Nummer 850 strampelt beispielsweise an einem sonnigen Dezembermorgen um 9.30 Uhr in Richtung Beuel. Die Gesamtjahreszahl strebt auf die Millionenmarke zu.

Mit insgesamt 15 Induktionsschleifen misst die Stadt seit 2015 und teils seit 2016 auf stark frequentierten Routen den Radverkehr, um dessen (touristische) Entwicklung darzustellen und – wie es in einer Mitteilungsvorlage der Verwaltung heißt – „langfristig Verbesserungen für den Radverkehr zu planen und das Thema Verkehrssicherheit sinnvoll zu bearbeiten“.

Das Projekt hat allerdings das Missfallen des Bundes der Steuerzahler erregt. Insbesondere die Infostelle an der Kennedybrücke mache nur sichtbar, was angesichts der vielen Radfahrer ohnehin nicht zu übersehen sei, heißt es in der Dezemberausgabe des Verbandsmagazins „Der Steuerzahler“ – nämlich, dass viele Radler die Brücke nutzten. Tatsächlich sind es auf der Kennedybrücke mit 6501 im Tagesdurchschnitt deutlich mehr als auf der Nord- und Südbrücke mit 986 beziehungsweise 2501 oder an den anderen Messpunkten.

Wetterlage beeinflusst Zahlen

Die Stadtverwaltung hat in einer ersten Datenauswertung noch andere Dinge „herausgefunden“. So variieren die Zahlen stark entsprechend der Wetterlage. „An sonnigen warmen Tagen sind eindeutig mehr Radfahrer unterwegs als an kühlen Regentagen“, berichtet die Verwaltung und hat dazu eigens ein Schaubild angefertigt. Und da die Radwege über die drei Rheinbrücken vor allem an Werktagen genutzt werden, schließt die Stadt daraus, dass viele Berufspendler inzwischen ihr Fahrrad nutzen – vor allem bei Sonnenschein.

Besonders auffällig ist zudem, dass fast doppelt so viele Radler auf der Straßenseite von Oper und Brückenforum die Kennedybrücke queren (im Tagesschnitt 4049) wie auf der anderen (2452). Die Lösung für dieses Rätsel ist allerdings banal: Der Radweg dort ist besser beidseitig befahrbar und bietet schnelleren Zugang zur Innenstadt.

Rund 130.000 Euro hat die Installation der 15 Zählschleifen gekostet, überwiegend finanziert mit Steuergeld des Landes NRW. Die Stadt Bonn hat einen Beitrag von 33.000 Euro übernommen sowie 20.000 Euro für die Infostele an der Kennedy-Brücke. Wertvolle Erkenntnisse zur Entwicklung des Bonner Radwegenetzes kann das Messsystem kaum liefern.

13 der 15 Messstellen wurden entlang der bestehenden Rhein-Radwege zwischen der Mondorfer Fähre im Norden und der Fähre in Mehlem installiert. Eine Induktionsschleife befindet sich am Radweg an der Brühler Straße in Dransdorf, einige weitere wie am Straßburger Weg in Kessenich. Engpässe im Radwegenetz wie die Bahnunterführung an der Poppelsdorfer Allee, durch die Radler seit Jahren aus Platzgründen schieben müssen, wurden nicht ausgerüstet.

Axel Mörer-Funk vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Bonn-Rhein/Sieg wünscht sich deshalb noch deutlich mehr Messpunkte im Bonner Stadtgebiet, etwa entlang der Bahnstrecke oder auf der Viktoriabrücke. „Induktionsschleifen für Autos haben wir ganz viele. Der Radverkehr ist dagegen ein blinder Fleck. Manuelle Verkehrszählungen sind teuer und deshalb ziemlich alt“, sagt er.

Die Daten von der Kennedy-Brücke als einer Hauptschleuse in die Stadt würden künftig die Entwicklung des Radverkehrs abbilden. Die Kosten dafür seien eher gering. Der Bau eines einzigen Pkw-Stellplatzes in der Innenstadt koste die Kommune im Vergleich 30.000 Euro.

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