Studium der Molekularen Biomedizin Stipendium unterstützt Bonnerin an Universität

Bonn · Trotz schwieriger Bedingungen erkämpfte Vanessa Nakonecnij mit Hilfe der Lianne Franzky Stiftung ihren Studienplatz für Molekulare Biomedizin. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Werdegangs.

Vanessa Nakonecnij kommt gerade aus der Uni zurück. An der Bonner Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultät studiert die 19-Jährige Molekulare Biomedizin. „Ich bin total glücklich, aufgenommen worden zu sein“, sagt sie strahlend. In ihrem Fach, das die molekularen und zellbiologischen Grundlagen des Lebens und deren krankhafte Veränderungen in den Fokus nimmt, schaffen nach einem strengen Auswahlverfahren nur jeweils 60 Studenten die Aufnahme.

Dass Vanessa Nakonecnij dabei ist, hat sie auch der intensiven Förderung durch die Lianne Franzky Stiftung zu verdanken. „Vanessa hat sich trotz ihrer schwierigen Startbedingungen zu einer starken Persönlichkeit entwickelt, die ihr großes Potenzial voll entfalten konnte“, erklärt Jürgen Reske. Er ist Geschäftsführer der Bürgerstiftung Bonn, unter deren Dach die Lianne Franzky Stiftung hochbegabte Schüler unterstützt. „Es freut uns sehr, dass wir zu Vanessas Entwicklung einen Beitrag leisten konnten.“

Die 2002 von Lianne Franzky-Beckmann gegründete Stiftung hilft besonders jungen begabten Menschen, die aus schwierigen familiären und wirtschaftlichen Verhältnissen kommen. „Meine alleinerziehende Mutter hat immer versucht, alles für mich zu tun. Aber eine solche Förderung wie durch die Stiftung hätte sie mir schon aus finanziellen Gründen gar nicht geben können“, sagt Nakonecnij. Die Eltern stammen aus der Ukraine. Nach der Trennung musste die Mutter die Erziehung der Kinder und den Beruf allein stemmen. „Ich war oft die Erste von der Schule zu Hause und musste selbstständig werden, weil meine Mutter auf der Arbeit war.“ Auch aus sprachlichen Gründen habe ihre Mutter sie nicht bei schulischen Fragen beraten können. „So schaffte ich alles alleine. Das war kein Problem.“

Aufruf der Stiftung in der Zeitung gelesen

Ihre Mutter habe den Aufruf der Stiftung in der Zeitung gelesen, dass besonders gute Schüler unterstützt werden könnten. Sie habe sofort begriffen, dass sich hier eine Chance für ihre besonders begabte Tochter auftun könnte. „Da habe ich mich also als 13-Jährige hingesetzt und selbst der Stiftung geschrieben“, erinnert sich die Tochter. Freude habe in der Familie geherrscht, als die Einladung zum Vorstellungstermin ins Haus geflattert sei. Den Termin mit einem Logik- und einem Sprachtest schaffte das Mädchen mit links. Auch bei den Gesprächen fielen offenbar sofort ihre besonderen Fähigkeiten auf. Und plötzlich hatte die 13-Jährige im Jahr 2012 einen Brief in der Hand mit der Nachricht, sie werde in die Stiftung aufgenommen.

Vanessa Nakonecnij habe als Stipendiatin rund 6000 Euro von der Stiftung erhalten, die insbesondere in die Förderung ihrer besonderen Begabungen geflossen seien, erläutert Reske. „Ich habe tolle Angebote fürs Fremdsprachenlernen erhalten“, erzählt sie selbst. Ein Kurs am Bonner Institut Français war dabei, das Abonnement einer Fachzeitschrift und ein einjähriger Sprachaufenthalt an einer Schule in Japan, den sie besonders genossen habe. Zudem konnte die Stipendiatin ihren Musikunterricht am Instrument Bratsche intensivieren und sich ein E-Piano kaufen.

Die Leidenschaft für Musik sei bei ihr schon früh geweckt geworden: durch eine besonders gute musikalische Früherziehung im Kindergarten, erinnert sich Vanessa Nakonecnij. Acht Jahre Geigenunterricht in der Musikschule hatten sich angeschlossen. „Als Stipendiatin wurde meine Familie nicht mehr belastet, denn jetzt konnten meine gesamten Lernmaterialien bezahlt werden.“

Abitur am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium

Besonders wichtig sei die individuelle Betreuung durch das Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland in Brühl gewesen, fügt sie hinzu. In von der Stiftung finanzierten regelmäßigen Treffen mit dessen fachlichem Leiter Michael Wolff hätten sich ihr alle diese Fortbildungsmöglichkeiten erst erschlossen. „Meine Mutter hätte mir da gar nicht helfen können. Aber Herr Wolff hat mir den Horizont weit gemacht“, sagt die 19-Jährige.

Am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium schaffte sie ein blendendes Abitur mit Mathematik und Musik als Leistungsfächern. Und zum Studienstart gelang es ihr, ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung zu bekommen. „Ich habe mich einfach wieder hingesetzt und mich beworben“, sagt die junge Frau lächelnd. Deshalb ermutige sie alle Gleichaltrigen, deren Familien das Studium nicht zahlen könnten, sich tatkräftig selbst um ein Stipendium zu bewerben.

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