Besuch des Bundespräsidenten Steinmeier packt beim THW in Bonn mit an

Bonn · Frank-Walter Steinmeier hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie das Technische Hilfswerk in Bonn besucht. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, selbst mit anzupacken.

Der gut gelaunte Bundespräsident ist voller Tatendrang. „Was soll ich machen?“, fragt er und streift sich die grünen Schutzhandschuhe über. Annika Badorreck zeigt auf einen kleinen, gelben Bottich mit einer trüben Brühe. Das verschmutzte Wasser hat die Laborantin des Technischen Hilfswerks (THW) extra für ihn von ihrem Einsatz aus Mosambik mitgebracht, wo die Bundesanstalt nach dem Zyklon Idai seit Ende März unter anderem Trinkwasser aufbereitet und Brunnen instand setzt.

Also greift Frank-Walter Steinmeier mit der bereitliegenden Zange einen Messbecher, tunkt ihn in die Brühe und entnimmt eine Probe, die auf Schadstoffe untersucht werden soll – auch das bekommt er später demonstriert.

Staatsoberhaupt beim BBK

Das Staatsoberhaupt besuchte am Donnerstagnachmittag anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie der Präsentation des THW-Jahresberichts 2018 die gemeinsame Liegenschaft der beiden Behörden in Bonn-Lengsdorf. Dort zeigten ihm Mitarbeiter bei der kleinen Mitmachübung, der Präsentation von Fahrzeugen und Ausrüstung sowie vor allem bei einem fiktiven Mini-Szenario, wie leistungsfähig BBK und THW sind.

Grundannahme dabei: ein großflächiger Stromausfall in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern – vermutlich nach einem Hackerangriff – nebst einem Störfall in einem chemieverarbeitenden Betrieb in Worms. Nach der Theorie zu Fehlersuche und Maßnahmen im Lagezentrum des BBK bekam der Bundespräsident dann im Hof der beiden Behörden einen ganz konkreten Einblick in deren Arbeit.

Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.

Dort hatten die Mitarbeiter zwei blaue Tonnen platziert, aus denen eine giftgrüne Flüssigkeit rann – die Chemikalie, die große Unbekannte in dem Szenario. Und dann ging es los: Über die Warn-App Nina bekam Steinmeier eine Warnung auf sein Handy, vier Freiwillige der Feuerwehr Duisdorf kletterten aus der Kabine ihres Löschgruppenfahrzeugs und machten sich an die Arbeit. Wenig später kam mit Sirenengeheul ein ABC-Schutz-Messfahrzeug vorgefahren, aus denen zwei Mitarbeiter im Ganzkörper-Schutzanzug und mit Atemmaske stiegen und sich dem Gefahrenstoff vorsichtig näherten.

Sie entnahmen Proben genauso wie kurz später die zusätzlich verständigte Analytische Taskforce. Bundesweit gibt es nur sieben dieser Spezialfahrzeuge – eines davon in Köln, das zum Beispiel auch bei dem Rizinfund vor wenigen Monaten im Einsatz war. Letztlich ging es auch darum, die effektive Zusammenarbeit zu demonstrieren – der Bundespräsident sah sich alles aufmerksam an und schien beeindruckt.

Steinmeier gehörte als Chef des Kanzleramtes vor 15 Jahren zu den „Gründungsvätern“ des BBK, wie dessen Präsident Christoph Unger betonte. Hintergrund waren damals die Erfahrungen von Katastrophenfällen wie dem Hochwasser an der Elbe. Und auch später habe Steinmeier in seinem Amt als Außenminister eine große Rolle bei der Weiterentwicklung der Zuständigkeiten gespielt. Der Besuch des Bundespräsidenten sei sowohl „Anerkennung für die Arbeit“ als auch eine Ehre für das BBK, sagte Unger.

Steinmeier freute sich auf Besuch

Auch das Staatsoberhaupt betonte, wie sehr er sich auf den Besuch gefreut habe. Einerseits, um das BBK zum 15-jährigen Bestehen zu beglückwünschen, es habe in dieser Zeit „eine gute Entwicklung“ gemacht. Er habe sich nun informiert, welche Kette in Gang gesetzt werde, „damit aus Krisen keine Katastrophen werden“, sagte er. Zum Glück sei Deutschland von solchen Krisen und Katastrophen in den vergangenen Jahren verschont geblieben.

Andererseits war Steinmeier auch voll des Lobes für das THW, mit dem er in seinen acht Jahren als Bundesaußenminister häufig zu tun hatte, und das „in den großen Krisengebieten wirklich hervorragende Arbeit geleistet hat“, wie er betonte. Der Besuch sei nun eine gute Gelegenheit, im Namen aller Deutschen danke zu sagen. „Danke dafür, dass die Mitarbeiter, hauptamtliche und ehrenamtliche, sich um die Sicherheit der Menschen in Deutschland sorgen.“ Wie zur Bestätigung winkte er auch immer wieder den vielen Behördenmitarbeitern zu, die aus ihren Büros seinen Rundgang im Innenhof verfolgten.

Zu den jüngsten ehrenamtlichen Mitarbeitern, die dem Bundespräsidenten ihr Können demonstrierten gehörte eine Jugendgruppe des THW Bonn. Die 18-jährige Angelika Wolf durfte mit ihm gemeinsam gar eine Mehrzweckwinde bedienen, um ein Trümmerteil zu bewegen. Auch Minuten später war sie noch fast sprachlos. „Ich war ganz aufgeregt“, gab sie zu. Das hatte sie mit der zehnjährigen Vanessa Orzo und dem 13-jährigen Leon Vu gemeinsam, die der Bundespräsident fragte, warum sie beim THW mitmachen. „Der Besuch war etwas Besonderes“, sagten die beiden unisono.

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