Besuch bei Bonner Polizeiwache Steinmeier fordert mehr Respekt gegenüber Polizisten

Bonn · Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat an diesem Freitag die Bonner Polizeiwache Innenstadt besucht. Ein Thema war zum Beispiel eine Anti-Terror-Ausrüstung, die auch bei Amokverdacht zum Einsatz kommt.

Es war nicht der erste Termin, den Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Bonn absolvierte. Aber es war der erste an seinem dritten (und letzten) Tag in der Bundesstadt – was dem Besuch der Wache Innenstadt eine gewisse Bedeutung zumaß. Dementsprechend interessiert zeigten sich Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender an allem, was die Polizei an der Bornheimer Straße zu bieten hat.

Dazu gehört eine Anti-Terror-Ausrüstung, die auch bei Amokverdacht zum Einsatz kommt. Das Spezialequipment, das in jedem Streifenwagen zu finden ist: eine kugelsichere Weste, ein Helm und eine Maschinenpistole – mit einem Gesamtgewicht von mehr als 20 Kilogramm. Entsprechend beeindruckt war das Ehepaar von Alexandra Rondorf, die die komplette Ausrüstung während des gesamten Pressetermins trug. Das gehe vermutlich nicht ohne eine Menge Sport, vermutete Büdenbender. Was Rondorf lachend bestätigte.

Wann sie Weste und Helm das letzte Mal im Dienst getragen habe, wollte Steinmeier wissen. Vor einigen Tagen, berichtete Rondorf. Ein Täter habe sich mit einem Messer in seiner Wohnung verschanzt, in voller Montur habe man die Lage gesichert, bis das Spezialeinsatzkommando zur Stelle war. Denn auch in solchen Fällen komme die Ausrüstung zum Einsatz, sagte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa. Sie stellte dar, wie gefährlich Einsätze sind, in denen Messer eine Rolle spielen. So habe es 2016 sechs Messerangriffe gegeben, in deren Folge „Kollegen von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen mussten“.

Die Spezialausrüstung ist nicht die einzige Besonderheit der Citywache: Wachleiter Norbert Tannert hat bei der Konzeption der Ausrüstung auf Landesebene mitgewirkt, genau wie beim Einsatzvorgehen in diesen Fällen. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass es terroristische Angriffe geben könnte“, sagte Steinmeier. Zum Glück sei der Großraum Bonn noch nie betroffen gewesen. Dennoch sei es wichtig, dass die Ausrüstung der Polizei mit den Jahren immer besser geworden sei. „Ich weiß, dass der Dienst der Polizei anspruchsvoller, härter und gefährlicher geworden ist“, sagte Steinmeier. Ein Grund dafür sei oftmals der mangelnde Respekt vor Polizeibeamten. So sei sein Besuch auch eine „Aufforderung, mehr Respekt zu zeigen und die Einsatzkräfte nicht bei ihrer Arbeit zu behindern“.

Man habe es bei allen Beschäftigten unterschiedlicher Sicherheitsbehörden erlebt, „dass es insbesondere bei Großdemonstrationen, aber auch bei Unfällen auf der Autobahn immer wieder zu Angriffen auf Polizisten, Feuerwehrleuten und anderen kommt“, sagte Steinmeier. Es gebe mittlerweile zwei gesellschaftliche Trends: Zum einen gehe die Kriminalität zurück, zum anderen aber gebe es den Trend zu „einer gewissen Respektlosigkeit gegenüber öffentlichen Institutionen“. Keine gute Entwicklung, wie der Bundespräsident fand, der sich im Anschluss unter anderem mit Brohl-Sowa, Oberbürgermeister Ashok Sridharan und einigen Einsatzkräften weiter austauschte.

Jazzkonzert in der Villa Hammerschmidt

„Jazz und Villa – das klingt zunächst mal so, als gehöre das nicht zusammen“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dem Konzert in seinem Bonner Dienstsitz, der Villa Hammerschmidt, „Aber wir alle wissen, dass Jazz schon längst nicht mehr eine Angelegenheit für schummrige, verrauchte Keller ist, dass Jazz sich als Kunstform schon längst auch selbstbewusst im prachtvollen Glanz der großen Konzertsäle der Welt präsentiert.“ Anlässlich zehn Jahre Jazzfest Bonn hatten das Staatsoberhaupt und seine Frau Elke Büdenbender rund 120 Gäste zum Jazzkonzert in die Villa eingeladen – als „präsidiales Intro zum Jazzfest“. Das Jazzfest selbst wurde am Freitagabend in der Oper eröffnet.

„Ich finde es sehr gut, dass man – musikalisch gesehen – mit der Beethovenstadt Bonn nun nicht mehr nur klassische und romantische Musik, sondern auch Jazz assoziiert – so erfolgreich und weithin bekannt ist das Jazzfest Bonn inzwischen schon geworden“, sagte Steinmeier und dankte dem Jazzfest-Chef Peter Materna dafür. Steinmeier: „Vielleicht entsteht ja heute Abend gerade in diesem Rahmen und in der vornehmen Bescheidenheit dieses Hauses, ein Stück jener Clubatmosphäre, in der diese Musik ja doch einen ihrer Ursprünge hat.“

Appetizer für das Jazzfest

Das gelang zweifellos mit einem hochkarätig besetzten Konzert, das wie ein Appetizer für das Jazzfest wirkte. Das Kölner A-Cappella-Ensemble Of Cabbages and Kings eröffnete den Abend mit traumhaftem Gesang, lautmalerischen Passagen, witzigen Sprachfetzen, ironischen Momenten und einer großen Portion Emotion. Vier Stimmen – von Rebekka Ziegler, Veronika Morscher, Zola Mennenöh und Laura Totenhagen –, die bei aller individuellen Färbung einen fantastischen Ensembleklang präsentierten.

Die Pianistin Julia Hülsmann und der Vibrafonist Christopher Dell entfachten anschließend ein wahres Feuerwerk mit eigenen, sehr anspruchsvollen Kompositionen – rhythmisch raffiniert und mit atemberaubendem Tempo. Hülsmann hatte noch einen zweiten Einsatz – als Begleiterin des Sängers Thomas Quasthoff war sie für den erkrankten Kollegen Frank Chastenier eingesprungen. Hülsmann und Quasthoff verwöhnten Steinmeier und seine Gäste mit süffig servierten Jazz-Standards von „Georgia“ bis „Summertime“ und schönen Gänsehautmomenten. Die Villa wurde zum Club.

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