Verkehrsverbund befragt Bonn-Ausweis-Inhaber Stadtverwaltung verschickte die Fragebögen über das Sozialamt

BONN · "Ich habe doch erst mal einen kleinen Schrecken gekriegt, als ich den Umschlag geöffnet hab." Karin Färber (Name von der Redaktion geändert), ist sogenannte Transferleistungsempfängerin und Inhaberin eines Bonn-Ausweises.

Als die Bonnerin (55) in diesen Tagen einen dicken Umschlag mit vier Seiten Fragebogen vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) bekam, wunderte sie sich, dass sie als Bonn-Ausweis-Inhaberin direkt angeschrieben wurde. "Hat das Sozialamt meine Daten verkauft?", fragte sie sich.

"Nein, das haben wir natürlich nicht getan. Es hat alles seine Richtigkeit", teilt Isabel Klotz vom städtischen Presseamt auf Anfrage mit. Grund der Befragung ist der Nachweis der rechtmäßigen Ausschüttung von Fördermitteln des Landes. Seit 1. März dieses Jahres können Bonn-Ausweis-Inhaber nämlich ermäßigte Vierer- und Monats-Tickets für die Nutzung von Bussen und Bahnen im VRS erwerben. "Für jedes verkaufte Ticket wird aus Fördermitteln des Landes eine Zuwendung ausgeschüttet. Zusätzlich werden diese Tickets aus Mitteln des Bonn-Ausweises als freiwillige soziale Leistung der Stadt Bonn bezuschusst", so Klotz.

Nach den Richtlinien des Landes und des Zweckverbandes VRS ist diese Ausschüttung aber auf ihre Rechtmäßigkeit hin nachzuweisen beziehungsweise zu überprüfen. Daher will der VRS im Zuge einer Marktforschung eine Befragung aller Bonn-Ausweis-Inhaber ab 16 Jahre durchführen. Das sind rund 17 000 Personen.

Aus Datenschutzgründen darf der VRS keine Daten erhalten, deshalb wurden die Unterlagen über die jeweiligen Ämter verschickt. "Gegen diese Vorgehensweise bestehen seitens des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW keine durchgreifenden datenschutzrechtlichen Bedenken", sagt Tobias Niketta, Persönlicher Referent der Familiendezernentin der Stadt Bonn. Tatsächlich wird auf dem Fragebogen detailliert nach der Nutzung des Bonn-Ausweises im Zusammenhang mit dem VRS-Angebot gefragt.

An der Umfrage werden sich laut Presseamt auch die Stadt Köln, Leverkusen, der Rhein-Sieg- und der Oberbergische Kreis beteiligen. Die Ergebnisse der Befragung werden den unterstützenden Ämtern zur Verfügung gestellt sowie in der Zweckverbandsversammlung des VRS vorgestellt.

Was Karin Färber dennoch skeptisch stimmt, ist der Gewinncoupon. Wer seine persönlichen Daten einträgt, kann ein Smartphone oder ein Tablet gewinnen, jeweils ohne Vertrag, eine Ice Watch oder einen Zehn-Euro-Gutschein für den Internethändler Amazon. Färber: "Das finde ich bedenklich."

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