Bonner Karnevalsfilm Stadtsoldaten-Corps zeigt Film schon vor der Premiere

BONN · Die Schwanenprinzessin trägt heute Bart. Grau-weiß meliert. Und auch aus dem weißen Feinripp-Unterhemdchen kräuseln sich ein paar Brusthaare hervor. Tutu und Federschmuck in den Haaren können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Anmut und Grazie nicht im Vordergrund stehen und die Bewegungen von Arm und Fuß schon mal aus dem Ruder laufen.

 Spielt im Film von Claus Wischmann eine tragende Rolle: die 82-jährige Biggi Depenheuer-Fahnenschreiber.

Spielt im Film von Claus Wischmann eine tragende Rolle: die 82-jährige Biggi Depenheuer-Fahnenschreiber.

Foto: W-FILM/SOUNDING IMAGES

"Tanzen hat etwas mit Bewegung zu tun", mahnt Biggi Depenheuer-Fahnenschreiber und fordert freundlich, aber streng Bestleistung von "ihren Männern". Keine Frage: Die "Cremeschnittchen" geben sich alle Mühe. Aber reicht das?

Schweiß, Tränen, Lampenfieber, Applaus: Claus Wischmanns Film "Karneval! - Wir sind positiv bekloppt" wirft einen Blick hinter die Kulissen des rheinischen Karnevals und zeigt die Menschen, ohne deren Leidenschaft in der Session nichts läuft. Im Mittelpunkt des Films steht Biggi Depenheuer-Fahnenschreiber.

Die mittlerweile 82-jährige Tanzlehrerin, liebevoll auch "Mutter der Mariechen" genannt, nimmt darin die Hauptrolle ein. Die Bonner Stadtsoldaten präsentierten eine exklusive Vorschau des Filmes, der ab November mehrmals in Beuel zu sehen sein wird. Am Arm von Corpsfeldwebel Thomas Krämer wurde Biggi Depenheuer-Fahnenschreiber bei der Vorab-Premiere in den Saal geleitet.

Kaum ist Aschermittwoch vorbei, beginnt für die Tanzlehrerin die nächste Session. Als Trainerin des Tanzcorps der Bonner Stadtsoldaten ist die 82-Jährige nicht nur für Kondition und Fitness der Tänzer verantwortlich, sondern entwickelt auch die jeweilige Choreographie. Und ihr entgeht nichts. "Bauchmuskeln anspannen und den Popo hoch", fordert sie beim Aufwärmtraining auf der Matte von den Mariechen.

"Do jeht noch jett", ist sie sich sicher und verlangt mehr. Wenn Worte allein nicht weiterhelfen, dann müssen eben Taten folgen. Mehrmals hat sie bereits erklärt, worauf die Tänzerinnen bei Hebefiguren achten müssen. Jetzt wird es Depenheuer-Fahnenschreibe zu bunt. Kurzer Hand schiebt sie das Mariechen weg und lässt sich vom Tanzoffizier in die Höhe heben. "Den Fuß nach vorne strecken und dann über den Rücken zur Seite abrollen." Gesagt, getan. Den Bruchteil einer Sekunde später steht sie neben ihrem Offizier. "So, jetzt ihr."

Gezeigt wird in dem Film auch wie der junge Tobias an seiner Karriere als Büttenredner arbeitet, und welche Kostüme bei Helmut bereits im Sommer gekauft werden. "Musketier geht immer."

Für das Bonner Stadtsoldaten-Corps ist der Film etwas ganz Besonderes. "Karneval ist nicht nur der Auftritt auf der Bühne oder das Feiern, sondern Arbeit das ganze Jahr hindurch mit Vor- und Nachbereitung und ganz viel Herzblut", erklärt Kommandant Ralf Wolanski. "Das zeigt der Film und damit eröffnet er für viele einen ganz neuen Blick auf den Fastelovend und gewinnt vielleicht sogar die Herzen einiger Menschen, die mit der Materie vorher nicht viel anfangen konnten.

Dass auch noch unsere Trainerin Biggi eine der Protagonisten ist, macht uns natürlich besonders stolz", so Wolanski. Ach ja, die "Cremeschnittchen". Angst, Schweiß und Tränen haben sich gelohnt. Denn sie werden auf der Bühne mit tosendem Applaus bedacht. Zwar nicht für ihren künstlerischen Ausdruck, aber für ihren Mut zur Selbstironie.

"Karneval! - Wir sind positiv bekloppt" ist in der Kinemathek, Kreuzstraße 16 in Beuel, vom 6. bis 10. sowie am 12, 14., und 19. November jeweils ab 17 Uhr sowie am 11. November um 16 Uhr zu sehen. Karten für 6,50, ermäßigt fünf Euro, gibt es unter Tel. 0228/478489 und auf www.bonnerkinemathek.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort