26 neue Bahnen Stadtrat und Stadtwerke Bonn streiten wegen Zusatzinvestition

Bonn · 26 neue Niederflurbahnen wollen die Stadtwerke Bonn (SWB) als Ersatz für die alten Straßenbahnen bestellen. Streit gibt es allerdings um die traktionsfähige Ausstattung der Wagen: Der Stadtrat lehnt die vom Aufsichtsrat beschlossene Zusatzinvestition ab.

Die neuen Stadtbahnen der Bonner Stadtwerke bekommen Klimaanlagen.

Die neuen Stadtbahnen der Bonner Stadtwerke bekommen Klimaanlagen.

Foto: Benjamin Westhoff

26 neue Niederflurbahnen wollen die Stadtwerke Bonn (SWB) als Ersatz für die alten Straßenbahnen bestellen. Die neuen Bahnen sollen klimatisiert und zusätzlich traktionsfähig sein – also miteinander verkuppelt werden können. So hatte es der Aufsichtsrat SWB Bus und Bahn vor wenigen Tagen einvernehmlich beschlossen. Dem Beschluss machte der Stadtrat am Donnerstagabend einen Strich durch die Rechnung.

Der Streit entzündete sich an der zusätzlichen Option einer Traktionsfähigkeit der neuen Bahnen, wie sie vor allem mit Blick auf die mögliche Westbahn (früher: Hardtbergbahn) notwendig wäre. Dies koste indes 2,8 Millionen Euro zusätzlich, erfuhren die Ratsmitglieder, woraufhin eine heftige Debatte entbrannte. Die neuen Bahnen, wovon die ersten laut SWB voraussichtlich erst Ende 2021 geliefert werden können, sind notwendig, weil die Lebensdauer der jetzigen Straßenbahnen längst abgelaufen ist. Im Februar 2017 hatte der Tüv den 1994 angeschafften Straßenbahnen einen schlechten Zustand bescheinigt, vor allem Rostschäden hätten den Wagen schwer zugesetzt. Der Gutachter sah „dringenden Handlungsbedarf“, zumal es immer wieder technisch bedingte Ausfälle gab.

Bahnen kosten rund 65 Millionen Euro

Die Bahnen sollen jetzt für rund 65 Millionen Euro bestellt werden, die Angebotsfrist läuft in diesen Tagen ab. Dazu kommen 2,5 Millionen Euro zusätzlich für die Klimatisierung der Bahnen, was neben dem Aufsichtsrat auch die Konzern-Geschäftsführung befürwortet. Unterschiedlicher Meinung hingegen sind Aufsichtsrat und Geschäftsführung hinsichtlich der Traktionsfähigkeit, die das SWB-Budget mit rund 2,8 Millionen Euro zusätzlich belasten würde, erfuhr der Stadtrat.

Als CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles bei Stadtbaurat Helmut Wiesner nachfragte, wann denn mit der Realisierung einer Westbahn zu rechnen sei und Wiesner darauf keine eindeutige Antwort gab – „die Frage ist knallhart gestellt, eine Prognose kann ich nicht abgeben“ – wurde schnell klar: Da macht die CDU-Fraktion nicht mit und auch die FDP signalisierte schnell ein Nein zur Traktionsfähigkeit. „Da fehlt mir jedes Verständnis, jetzt für mehr Geld Bahnen zu bestellen, wo wir nicht wissen, ob und wann sie wir sie überhaupt brauchen.“ Angesichts vieler Unwägbarkeiten bei einem Projekt wie der Westbahn sprach sich auch Oberbürgermeister Ashok Sridharan gegen die Mehrkosten aus.

Längere Bahnen erfordern zunächst Umbau der Haltestellen

Rolf Beu (Grüne) und Stephan Eickschen (SPD) warben dagegen für die zusätzliche Ausstattung. „Wer es ernst meint mit der Westbahn, muss sich jetzt für die Traktionsfähigkeit aussprechen“, mahnte Beu. Anja Wenmakers, Geschäftsführerin von SWB Bus und Bahn machte deutlich, dass es sicher Sinn mache, kompatible Fahrzeuge zu betreiben. Sie verwies allerdings darauf, dass für längere Bahnen auch viele Haltestellen noch entsprechend umgebaut werden müssten. Nach namentlicher Abstimmung entschied der Rat schließlich gegen eine Traktionsfähigkeit der neuen Bahnen.

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