Umweltzone in Bonn Stadtkasse profitiert - Bereits 150.000 Euro von Plaketten-Sündern kassiert

BONN · Die Umweltzone auf Bonner Straßen beschert dem Stadtkämmerer erhebliche Einnahmen. Im Durchschnitt wurden seit der Einführung der Plakettenpflicht vor drei Jahren pro Tag etwa fünf Autos ohne Aufkleber beziehungsweise mit rotem Zeichen erwischt, die unrechtmäßig durch Castell, das Zentrum, die Nord-, West- und Südstadt, die Gronau sowie über die Kennedybrücke fuhren.

Allein seit Januar 2012 kassierte die Kommune dafür etwa 150 000 Euro, wie das Presseamt auf GA-Anfrage mitteilt. Vor allem ausländische Fahrzeuge seien oft ohne Plakette unterwegs.

Bei geparkten Autos kontrolliert der Stadtordnungsdienst die Plaketten; im fließenden Verkehr die Polizei. Wer als Umweltzonen-Sünder erwischt wird, zahlt 40 Euro und bekommt einen Punkt in der Verkehrskartei. "Die Stadtverwaltung versucht das Verfahren jedoch bürgerfreundlich zu gestalten: Wenn wir bei einem Fahrzeug feststellen, dass es normalerweise in der Umweltzone fahren dürfte und nur die Plakette fehlte, reduzieren wir das Bußgeld und sehen von einem Punkt in Flensburg ab", erklärte Stefanie Zießnitz aus dem Presseamt.

Diejenigen, die im Parkhaus ihren Wagen abstellen, würden nicht kontrolliert. Eine Stichprobe des GA in zwei Innenstadt-Parkhäusern zeigte: Schätzungsweise 90 Prozent der Autos hatten eine grüne oder gelbe Plakette.

Die Umweltzone soll Feinstaub und Stickstoffdioxid in der Luft verringern. Bis Ende 2009 waren die Werte im Stadtgebiet regelmäßig zu hoch. 2010 trat zudem eine EU-Richtlinie in Kraft, die strenge Maßstäbe setzte. So sah sich die Bezirksregierung in Köln gezwungen, die Umweltzonen für Bonn und Köln einzurichten. Seit einer Verschärfung im Sommer 2012 gilt derzeit in Bonn: Nur wer ein Auto mit grüner oder gelber Plakette hat, darf in die Umweltzone fahren.

Fahrzeuge mit roter Plakette und zu hohem Schadstoffausstoß sind dort verboten. Die Steuern für diese Autos sind im Schnitt einen Euro pro 100 Kubikzentimeter Hubraum höher.

Ob sich die städtische Luft seit Einführung der Umweltzone messbar verbessert habe, kann die Bezirksregierung derzeit nicht sagen: "Ein Vorher-Nacher-Vergleich der Messwerte ist schwierig", erklärt Sprecherin Freia Johannsen. Zum einen sei die Umweltzone im Sommer 2012 ausgedehnt worden, zum anderen müssten Entwicklungen wie die Zu- und Abnahme des Verkehrs und auch das Wetter in die Bewertung einbezogen werden.

Bei vielen Autofahrern verursachen die Maßnahmen Unmut. Vor allem Betriebe, die mit ihren Fahrzeugen durch die Umweltzone müssen, treffen die Regelungen. Kurt Schmitz-Temming von der IHK bemängelte schon im vergangenen Jahr, dass die Verschärfung von den Firmen erhebliche Investitionen verlange. Die Erweiterung der Zone werde die Wirtschaft weiter behindern, kritisierte auch die Kreishandwerkerschaft.

Der ADAC sieht in dem "Fahrverbot einen unangemessenen und unverhältnismäßig starken Eingriff in die Mobilität der Bürger". Deshalb lehne der Automobilclub die Öko-Ampel ab. Tatsache sei, dass der Pkw-Verkehr nachweislich nur zu rund neun Prozent zur Schadstoffbelastung beitragen würde. Der ADAC sieht die Hauptverursacher in der Industrie und in Kraftwerken.

Ab 1. Juli 2014 wird die Regelung in Bonn erneut verschärft. Dann dürfen auch Wagen mit gelber Plakette nicht mehr in die Umweltzone. Besitzern solcher Vehikel wird geraten, entweder das Fahrzeug umzurüsten oder einen anderen Wagen anzuschaffen, der eine grüne Plakette erhält. Die Stadt empfiehlt, dies im Rahmen der "wirtschaftlichen Zumutbarkeit" zu tun.

Für manche Autobesitzer lohnt sich ein Blick in die Ausnahmeregeln zur Umweltplakette. So können Personen, die im Schichtdienst arbeiten und nicht auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad ausweichen können, eine Verbotsbefreiung beantragen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bonn.de.

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