Stadtpatronatsfest in Bonn Stadtdechant Wilfried Schumacher rief zur Hilfe für Flüchtlinge auf

BONN · "Segnen", das kommt vom Lateinischen "benedicere" und bedeutet "Gutes sagen". Das könnten und sollten wir alle tun, sagte Stadtdechant Wilfried Schumacher am Sonntag in der Predigt zum Auftakt des Stadtpatronatsfestes für Cassius und Florentius.

"Auch wir sind gemeint, zu segnen, einander Gutes zu sagen." Die Menschen sollten sich nicht nur auf andere verlassen, etwa auf Priester. "Es braucht viele Hände, Köpfe und Herzen, um die Welt zu evangelisieren." Deshalb lautet das Motto des diesjährigen Festes "Segen - Alles Gute!".

Schumacher hob wie Papst Franziskus die Menschlichkeit hervor. Wenn nicht alle helfen, Gutes zu tun, "dann werden wir kein Segen sein für die Menschen". Das sei nichts Besonderes, nicht einmal etwas speziell Christliches. "Ein wenig Mut, und der Anfang ist gemacht."

Anderen Gutes sagen oder tun, das sei auch in Zeiten des Flüchtlingsstromes bedeutsam. Schumacher erinnerte daran: "Unsere Stadtpatrone sind Heilige mit Migrationshintergrund." Cassius und Florentius waren römische Soldaten, die Christen wurden und den römischen Kaiser und die obersten Heerführer nicht mehr als Gott anbeten wollten.

Der Legende nach wurden sie deshalb in Endenich am Platz der heutigen Marterkapelle hingerichtet. Und dort begraben, wo heute die Münsterbasilika steht. So war Schumachers Predigt auch ein Aufruf an die Menschen, sich der Flüchtlinge anzunehmen.

Der Gottesdienst im Bonner Münster war wie gewohnt sehr gut besucht. Dass er ein besonderer war, merkte man auch an der Musik: Der Kirchenchor an Sankt Gudula im westfälischen Rhede sang, dazu spielte ein Blechbläser-Quintett.

Gemeinsam mit Münster-Kantor Markus Karas an der Orgel gaben sie der Messe ein erhabenes Gewand. Traditionell gehört zu dem Eröffnungsgottesdienst die rituelle Öffnung der Gruft der beiden Heiligen. Deren Gebeine wurden 1166 aus ihren Gräbern unter der Gruft geholt und in Schreinen "zur Ehre der Altäre erhoben", was der heutigen Heiligsprechung entspricht.

Und wie so oft war es Bezirksbürgermeister Helmut Kollig, der am Ende der Messe den Stadtdechanten bat, die Tür zur Gruft zu öffnen. Der schlug drei Mal mit dem Vortragekreuz gegen die Tür, die dann unter Fanfarenklängen geöffnet wurde.

Zuvor waren die Gläubigen dem Stadtdechanten auf eine Kerzenprozession durch und um die Kirche gefolgt. Dabei wurden die Büsten der Heiligen mit getragen. Nach Öffnung der Gruft konnten die Gläubigen sie betreten, wenn auch nur kurz.

Dazu haben sie in den kommenden zehn Tagen Gelegenheit. Tausende Pilger werden in Bonn erwartet, die über den Pilgerweg mit sieben Stationen durch das Münster in die Gruft gehen, um zu beten. Außerdem gibt es ein Programm zur Festdekade (siehe Infokasten), zu dem auch Flyer im Münster ausliegen. Bonner Gastwirte bieten wieder einen "Pilgerteller" an, manche laut Schumacher schon zum siebten Mal.

Programm-Höhepunkte

Zum Patronatsfest gehören traditionell tägliche Segensfeiern im Münster, 8 und 15 Uhr, ausgenommen sonntags. Neu ist das internationale Abendgebet am Donnerstag, 9. Oktober, 19 Uhr im Münster mit dem Deutsche-Welle-Chor.

Am Freitag, 10. Oktober, findet erstmals eine Familienrallye auf den Spuren der Stadtpatrone statt, die zwischen 15 und 16.30 Uhr an der Ostseite der Basilika beginnt.

Höhepunkt ist am Sonntag, 12. Oktober, ab 10 Uhr der Festgottesdienst mit dem Kerzenopfer des Rates. Jugendliche können ab 18 Uhr mit Stadtjugendseelsorger Meik Schirpenbach in Sankt Franziskus, Adolfstraße 77, einen Gottesdienst feiern. In Endenich wird an diesem Tag das Marterfest gefeiert.

Info

Weitere Infos: www.stadtpatrone.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
zur Klimaplan-Bilanz
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-BilanzErfolg bemisst sich an Taten
Aus dem Ressort