Haltepunkt Endenich-Nord Stadt will neue Wartehäuser nicht zahlen

ENDENICH/DRANSDORF · Wie viel Wetterschutz braucht der neue Haltepunkt Endenich-Nord? Stadt und Bahn wollen für den Betrag nicht bauen.

 Die vorhandenen Wartehäuschen von Endenich-Nord: Auf diesem Bahnsteig in Richtung Hauptbahnhof wurden zwei Exemplare mit je 4,50 Breite montiert, auf dem anderen Gleis ein Unterstand, der sechs Meter misst. Das reicht der Politik bisher nicht aus.

Die vorhandenen Wartehäuschen von Endenich-Nord: Auf diesem Bahnsteig in Richtung Hauptbahnhof wurden zwei Exemplare mit je 4,50 Breite montiert, auf dem anderen Gleis ein Unterstand, der sechs Meter misst. Das reicht der Politik bisher nicht aus.

Foto: Rolf Kleinfeld

Fahrgäste von Bus und Bahn sollen vor schlechtem Wetter nach Möglichkeit geschützt sein. Doch aus Sicht des Steuerzahlers muss man froh sein, dass sich in diesem Fall die Meinung der Volksvertreter wohl kaum durchsetzen wird.

Es geht um den neuen Bahnhaltepunkt Endenich-Nord der S 23, wo es insgesamt drei Wetterhäuschen gibt, bei denen sich Fahrgäste zum Beispiel bei Regen unterstellen können. Für die prognostizierten 870 Ein- und Aussteiger pro Tag ist das genug, befanden die Behörden. Nicht ausreichend, urteilte dagegen der Stadtrat schon vor einem Jahr in der Planungsphase und beschloss, mindestens ein weiteres Wetterhäuschen pro Bahnsteig zu errichten, möglichst schon bei der Inbetriebnahme der Bahnsteige.

Nicht nur, dass daraus nichts wurde. Jetzt gibt es eine kalte Dusche hinterher. Die DB Station & Service Bonn erklärte, die beiden zusätzlichen Unterstände würden rund 160.000 Euro kosten. Diese Summe wurde begründet mit dem notwendigen Austausch von zwei Fertigteilplatten je Bahnsteig aus statischen Gründen, hinzu komme der Wetterschutz selbst sowie begleitende Planungskosten.

Mehr noch: "Gravierend ist noch der Tatbestand, dass die Baufirma keine Gewährleistung an den Fertigteilelementen übernimmt", heißt es in der Mitteilungsvorlage der Stadt, die am Mittwoch, 21. Januar, im Planungs- und Verkehrsausschuss der Stadt beraten wird. "Hier könnten mögliche Folgekosten entstehen."

Nun sind 160.000 Euro ein stolzer Betrag, um Leute vor Regen und Wind zu schützen, die keinen Regenschirm oder wetterfeste Kleidung dabeihaben. So sieht das auch die Stadt: Es bestehe kein Handlungsbedarf, erklärt das Stadtplanungsamt, der Wetterschutz entspreche dem Regelwerk und sei ausreichend.

Jetzt sind die Politiker am Zug: Denn Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Planungsdezernent Werner Wingenfeld fragen nun, ob die Aufstellung der zusätzlichen Wetter-Unterstände überhaupt von der Verwaltung weiter betrieben werden solle. Und weisen darauf hin: "Die zu erwartenden Kosten haben sich gegenüber den Ursprungsschätzungen verdoppelt." Ein Finanzierungszuschuss aus dem Topf für ÖPNV-Mittel NRW sei nicht möglich. Und im städtischen Etat sei auch nichts zu holen, zumal es sich nicht um eine "Pflichtaufgabe" handele. Jetzt hat der Stadtrat das Wort. Deshalb teilt die Verwaltung nunmehr mit, dass sie die Einrichtung zusätzlicher Wetterhäuschen zunächst nicht weiterverfolgen will.

Die Kosten der neuen Bahnhaltepunkte

"Endenich-Nord" ist einer von vier neuen Haltepunkten, den die Bahn auf der S23-Strecke zwischen Bonn und Euskirchen baute. Zwei davon gingen vor einem Jahr in Betrieb; "Endenich-Nord" und "Alfter-Impekoven" dann Mitte Dezember 2014.

Die Bauarbeiten begannen im Februar 2013. Die Gesamtkosten für den Neubau aller vier Stationen bezifferte die Bahn auf knapp neun Millionen Euro. Der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Duisdorf und Witterschlick wurde mit 16 Millionen Euro angegeben. Hinzu kamen im Güterbahnhof Bonn zwei neue Gleise mit sechs Weichen für knapp 13 Millionen Euro.

In Rheinbach wurde ein 240 Meter langes Wendegleis mit vier Weichen für 2,1 Millionen Euro gebaut. Im Rahmen der Modernisierung wurden zudem fünf weitere Bahnhöfe modernisiert und barrierefrei ausgebaut, was mehr als 20 Millionen Euro kostete.

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