Umweltspur in Bonn Stadt rechnet mit Schleichverkehr in Endenich

Bonn · Wie werden Autofahrer reagieren, wenn auf dem Hermann-Wandersleb-Ring eine der beiden Fahrspuren als Umweltspur für Busse und Fahrräder ausgewiesen wird? Jeder fünfte wird ausweichen, glaubt die Stadtverwaltung.

Der Vorstoß für eine Umweltspur für Linienbusse und Radfahrer auf dem Hermann-Wandersleb-Ring und der Endenicher Straße bringt die Verkehrsbeziehungen im Bonner Westen in Bewegung.

Im Falle eines Pilotversuchs müssten sich künftig Tausende Fahrzeuge jeweils auf nur einer Spur morgens in die Stadt und abends wieder in Richtung Stadtbezirk Hardtberg hinausdrängeln. Verkehrszählungen der Stadt haben auf dem Wandersleb-Ring täglich rund 30.000 Fahrzeuge ergeben. Auf der Endenicher Straße sind es 22.000 Autos.

Ein Teil der Autofahrer würde sich alternative Routen suchen, ist man auch in der Stadtverwaltung überzeugt. Sie rechnet in ihrer Ratsvorlage mit einem Anteil von bis zu 6000 Autos täglich auf Abwegen. Stärker belastet würde vor allem die Autobahn 565, die bei der anstehenden Erneuerung des Tausendfüßlers in den kommenden Jahren ohnehin zum Staukandidaten wird.

Aber auch die Anwohner und Nutzer von Thomastraße, Bornheimer Straße, Endenicher Allee, Am Propsthof und der Meckenheimer Allee müssen sich in diesem Fall auf mehr Verkehr einstellen, so die Verwaltung in der Vorlage.

Bei den Stadtwerken Bonn sieht man den Versuch positiv: „Wir würden uns gern daran beteiligen“, sagt Sprecherin Veronika John. Allerdings könnten langsame Radfahrer den Busverkehr auf einer Umweltspur ausbremsen. „Noch besser für mehr Tempo sind reine Busspuren“, so John.

SWB wünscht sich weitere Busspuren

Schon im Frühjahr 2018 hatten die Stadtwerke mit der Verwaltung in einer Auswertung weitere Engstellen benannt. Auch in der Bornheimer Straße zwischen Brühler Straße und Lievelingsweg ist demnach eine Busspur geboten, um den Verzögerungen im Linienbusverkehr zu begegnen. Auf der Bornheimer Straße zwischen Viktoriabrücke und Alter Friedhof ist mittelfristig ohnehin eine Begrenzung des Individualverkehrs geplant.

Weitere Busspuren wünschten sich die SWB auf der Eduard-Otto-Straße zwischen Bonner Talweg und Hausdorffstraße sowie auf der Hochkreuzallee zwischen Bahnstraße und Godesberger Allee.

Der Bürger Bund Bonn erklärte sich vehement gegen die Pläne für die Umweltspur rund ums Endenicher Ei. Fraktionsvorsitzender Marcel Schmitt spricht von einer „Zumutung“ und einem „aktionistischen Schnellschuss von CDU, Grünen und FDP“. Anwohner der Ausweichstrecken in Endenich würden verstärkt unter Lärm und Abgasen zu leiden haben und Autofahrer noch länger im Stau stehen müssen. Die Mehrheitsfraktionen scheine das „angesichts des dort um sich greifenden Klimaabsolutismus nicht weiter zu stören“.

Die Verwaltung wird dem Rat im Herbst die Ergebnisse ihrer Radverkehrszählung auf der Endenicher Straße und dem Wandersleb-Ring vorlegen. Dann soll über die Einrichtung einer Umweltspur abgestimmt werden. Vertreter der großen Fraktionen von CDU und SPD hatten sich bereits positiv dazu geäußert. Am Endenicher Ei sollen die bestehenden Radwege bestehen bleiben. Zwischen Jonas-Cahn-Straße und der Viktoriabrücke ist laut Verwaltung eine Umweltspur aus Platzgründen nur in einer Richtung möglich. Stadteinwärts solle es hier bei einem Fahrradstreifen bleiben.

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