"Bonner Sommer" kehrt zurück Stadt plant neues Festival auf der Opernwiese in Bonn

Bonn · Die Stadt Bonn arbeitet an einem neuen Marketingkonzept für die Musik unter freiem Himmel. Veranstaltungen sollen unter dem altbekannten Namen "Bonner Sommer" zusammengeführt werden. Ein neues Format ist auf der Opernwiese geplant.

 Jin-Jim-Flötist Daniel Manrique-Smith im Stadtgarten 2019

Jin-Jim-Flötist Daniel Manrique-Smith im Stadtgarten 2019

Foto: Thomas Kölsch

Zum Schluss wild und ungewöhnlich: Mit jazzig-rockigen Klängen sind am Samstag die Stadtgartenkonzerte zu Ende gegangen, mit komplexen Rhythmen und ausufernden Instrumental-Partien. Der Solo-A-Cappellist Dad's Phonkey traf auf die Senkrechtstarter von Jin Jim und den Keyboarder Marcus Schinkel, der sich vor Modest Mussorgsky ebenso verneigte wie vor Emerson, Lake & Palmer. Eine Mischung, die ankam. Die Wiese am Alten Zoll verwandelte sich in ein Klein-Woodstock, das sich auch in diesem Jahr auf Nischen einließ, Experimente wagte und damit punkten konnte.

Der Platz vor der Bühne war zwar nicht ganz so voll wie an früheren Wochenenden, dennoch waren etwa 2000 Menschen zum Finale der kostenlosen Open-Air-Reihe gekommen. „Man kann von einer kleinen Erfolgsgeschichte sprechen“, sagte der Rock- und Pop-Beauftragte der Stadt, Hans-Joachim Over. „Besonders freut mich, dass die Bürger Diversität von uns einfordern. Ich kann hier Alphörner auf die Bühne bringen, elektronische Tanzmusik, Hip Hop oder Jazz. Alles funktioniert.“ Das liegt sicher daran, dass Over sowie eine Vielzahl an Partnern die Künstler geschickt auswählen. Obwohl nicht zuletzt durch die Beteiligung des Musiknetzwerks, der Musikstation oder des Popcamps viele junge Bands auf der Bühne stehen, ist das Niveau hoch, ebenso wie die Spielfreude. Fast alles ist erlaubt. Hauptsache, man spürt Leidenschaft.

„Besonders gut sind diesmal Loisach Marci aus Bayern angekommen, aber auch Newcomer wie Melchi und Planschemalöör“, betonte Over. „An diesen Tagen hatten wir rund 3000 Gäste vor der Bühne, auf der Wiese und im Biergarten. Aber auch heute sieht es ganz gut aus, trotz des schwülen Wetters. So viel Publikum wie bei Jin Jim ist um 19 Uhr nicht selbstverständlich.“ Das besagte Quartett stellte unter Beweis, warum es einer der heißesten Jazz-Acts ist – vor allem Flötist Daniel Manrique-Smith sorgte mit seiner Virtuosität für staunende Gesichter. Daran knüpfte Marcus Schinkel dankend an, der mit ausgefallenen Instrumenten epische Progressive-Rock-Stücke in die Nacht entließ und das Publikum auch bei einem kleinen Regenschauer am Alten Zoll verharren ließ. Ein starker Abschluss für eine exquisite Konzertreihe, die 2020 weitergehen soll. Und zwar wohl ohne Beethoven. „Der wird ja zu Recht in der ganzen Stadt präsent sein“, so Over. „Da können wir ein Kontrastprogramm setzen.“

Die Stadt arbeitet bis dahin an einem neuen Marketingkonzept für die Musik unter freiem Himmel. Veranstaltungen der freien Szene sollen unter dem altbekannten Namen „Bonner Sommer“ zusammengeführt werden. Der Rat stellt dafür 20.000 Euro zur Verfügung. Hauptspielort soll die Bühne am Alten Zoll bleiben, heißt es in einem Antrag, den die Jamaika-Koalition vorige Woche im Kulturausschuss durchgebracht hat. Die Bühne soll auch privaten Veranstaltern zur Verfügung stehen.

Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger kündigte aber auch ein ganz neues Format auf der Wiese vor dem Opernhaus an: „Es soll ein urbanes Sommerfestival für alle Altersklassen werden“, sagte sie im Ausschuss. Mit Generalintendant Bernhard Helmich werde sie Anfang 2020 ein Konzept vorlegen.

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