Quartiersdialog Stadt muss viel Kritik aus Kessenich und Dottendorf einstecken

Bonn · Mehr als 200 Kessenicher und Dottendorfer diskutierten beim "Quartiersdialog" über die Entwicklung in ihren Stadtteilen und die darin enthaltenen Reizthemen. Kritik gab es unter anderem auch an dem Format des Abends.

 Bürger begutachten die Pläne beim Quartiersdialog zu Kessenich und Dottendorf.

Bürger begutachten die Pläne beim Quartiersdialog zu Kessenich und Dottendorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Entwicklung in Kessenich und Dottendorf brennt den Bürgern auf den Nägeln – insbesondere wegen der zu erwartenden wachsenden Verkehrsbelastung in den beiden Ortsteilen. Beleg für das große Interesse waren mehr als 200 Kessenicher und Dottendorfer, die am Donnerstagabend zum „Quartiersdialog“ in die Gesamtschule „Bonns Fünfte“ kamen. Sie wollten über die Probleme in dem Gebiet zwischen Reuterbrücke und Dottendorfer Straße diskutieren, doch zu einer offenen Aussprache kam es nicht.

Die Stadtverwaltung hatte mit Unterstützung eines externen Planungsbüros ein Dialogformat vorbereitet, bei dem die Bürger an vier verschiedenen Stationen zu Reizthemen wie die umstrittene Planung am Rheinweg oder die Pläne für das Miesen-Gelände, die Verkehrsentwicklung insgesamt oder das geplante Wasserlandbad ihre Anregungen und Bedenken mündlich und schriftlich äußern sollten. Ein Format, das offensichtlich vielen missfiel: Mehr als ein Drittel der Besucher verließ die Versammlung sichtlich frustriert vorzeitig.

Andere standen dicht gedrängt um die vier Stände herum und versuchten zu Wort zu kommen. 14 Mitarbeiter aus dem Planungsamt und dem externen Büro standen den Bürgern Rede und Antwort. Angesichts der vielen Teilnehmer kein leichtes Unterfangen, wie die Moderatorin des Abends später einräumte.

Anwohner befürchten noch mehr Verkehr

Die Erkenntnisse dieser Veranstaltung sind zudem auch nicht neu: Mit die größte Sorge vieler Kessenicher und Dottendorfer ist nach wie vor der wachsende Verkehr in ihren Wohngebieten. Staus auf der Hausdorffstraße, Schleichverkehre und Blechlawinen in nahezu allen Seitenstraßen, vor allem im Viertel rund um den Rheinweg – kaum ein Bereich, der nicht betroffen wäre. Die Anwohner fürchten, dass die Belastung durch die geplanten Bürobauten entlang der Bahntrasse, auf dem Miesen-Gelände, dem Areal des ehemaligen Bonn-Centers und generell im Bundesviertel weiter zunehmen wird und sich damit die Lebensqualität in den beiden Stadtteilen verschlechtert.

Auch die Pläne für eine Ansiedlung eines Aldi-Marktes stoßen nach wie vor auf Kritik. Wie berichtet, soll er am Rheinweg unmittelbar am Bahnübergang angesiedelt werden. Die Bürger fürchten deshalb auch dort ein Verkehrschaos. Wegen eines Formfehlers müsste die Stadt den Discounter an der Stelle genehmigen, andernfalls hat das Unternehmen mit einer Schadensersatzklage gedroht. Es soll, wie berichtet, um 2,8 Millionen Euro gehen. Die Stadt verhandelt seither mit Aldi, ob der Discounter möglicherweise auf einem anderen Grundstück, etwa auf dem Miesen-Gelände errichtet werden kann.

Viele Bürger sprachen sich zudem für den Erhalt der Kleingärten an der Bahnstrecke aus. Sie dürften keiner weiteren Bebauung weichen, so der Tenor. „Schrebergärten sind die Lunge der Stadt“, hatte einer auf seinen Zettel geschrieben. Ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste: ein durchgehender, ausgebauter Rad- und Fußweg sowie der Bau der seit Jahren zur Diskussion stehenden Bahnunterführung an der Dottendorfer Straße.

Planungsamt: Positive Resonanz

Einige hatten sogar ihre Kritik an dem Veranstaltungsformat schriftlich fixiert. „Wozu wurde ein Planungsbüro beauftragt? Das ist doch viel zu teuer“, war auf einem Zettel zu lesen. Planungsamtsleiter Michael Isselmann verteidigte das Konzept: Er habe viel positive Resonanz erfahren und großes Interesse bei den Bürgern festgestellt. Dass sich die Stuhlreihen in der Aula schnell gelichtet hätten und am Ende nur noch knapp die Hälfte der Bürger anwesend war, „ist nicht ungewöhnlich“. Isselmann versprach, kein Beitrag der Bürger werde verloren gehen. Alle Anregungen, Hinweise und Kritikpunkte würden dokumentiert und öffentlich zugänglich gemacht. Auch sollen weitere Veranstaltungen mit Bürgern aus Kessenich und Dottendorf folgen, „um positive Vorschläge gemeinsam erarbeiten zu können“.

In vielen Fällen bediene sich die Stadt der Unterstützung externer Dienstleister, wenn die verfügbaren personellen Ressourcen nicht zur Abdeckung besonderer Aufgaben ausreichten oder Spezialwissen erforderlich sei, welches in der Verwaltung nicht vorgehalten werden könne, begründete auf Anfrage Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann das Engagement eines externen Büros. Für die Vorbereitung, Durchführung, Moderation, Auswertung und Dokumentation der Veranstaltung müsse die Stadt etwa 3500 Euro zahlen.

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