Deutsches Museum Bonn Stadt erhöht Zuschuss um 100.000 Euro

Bonn · Alle Zeichen stehen auf Rettung in letzter Minute: Die Dr. Hans Riegel-Stiftung hilft, die Basisfinanzierung und damit die Zukunft des Deutschen Museums Bonn zu sichern. Der Bonner Stadtrat muss allerdings noch zustimmen.

Wenn der Stadtrat einer Erhöhung des Zuschusses um 100.000 Euro pro Jahr zustimmt, ist das Deutsche Museum Bonn gerettet. Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat bereits mit einigen Fraktionen gesprochen und ist zuversichtlich: „Ich glaube nicht, dass wir am 30. März noch Schiffbruch erleiden werden.“ Das entscheidende Argument für die Neuberatung liefert die Dr. Hans Riegel-Stiftung aus Bonn, die 100.000 Euro pro Jahr zum Erhalt des Museums beitragen will. Damit wäre die erforderliche Basisfinanzierung von 600.000 Euro gesichert.

Bis vergangenen Freitag blieb es spannend. Würden Museumschefin Andrea Niehaus und ihre Unterstützer die Finanzierungslücke von mehr als 200.000 Euro schließen können? Das war Voraussetzung, um bei der Sitzung des Verwaltungsvorstands in München grünes Licht für den Betrieb der Bonner Dependance über 2017 hinaus zu bekommen. Vier Tage später dann die gute Nachricht: „Wir haben das Geld zusammen“, sagte Sridharan am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Stadthaus.

Erhöhung der Zuschüsse war an Bedingung geknüpft

Im Mai 2015 hatte der Rat beschlossen, den Zuschuss für das Deutsche Museum zu kürzen und den Mietvertrag im Wissenschaftszentrum an der Ahrstraße zu kündigen. Sicher waren dem Deutschen Museum nur noch 300.000 Euro von der Stadt. Eine Erhöhung der Zuschüsse war an die Bedingung geknüpft, dass andere in die Finanzierung einsteigen.

Zusagen gibt es inzwischen auch vom Rhein-Sieg-Kreis (75.000 Euro pro Jahr) und vom Kreis Ahrweiler (10.000 Euro). „Es ist ein gutes Beispiel für unsere interkommunale Zusammenarbeit, und wir werden nicht ruhen, noch weitere Mitstreiter ins Boot zu holen“, sagte Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises. Ziel des Museums ist weiterhin eine kommunale Basisfinanzierung. Dafür ist jetzt mehr Zeit.

Dass die Riegel-Stiftung erst in letzter Minute als Retterin um die Ecke kam, hat einen Grund. „Wir haben erst vor vier Wochen das Signal bekommen, dass wir fördern dürfen. Das war vorher nicht von der Satzung gedeckt“, berichtete Geschäftsführer Marco Alfter. Weil die naturwissenschaftliche Bildung junger Menschen im Deutschen Museum perfekt zu den Stiftungszielen passt, wurde die Satzung geändert. Aus alten Bekannten, die schon vorher bei einzelnen Projekten zusammengearbeitet hatten, werden nun feste Freunde. Die Zusage gilt zunächst bis 2020. „Wir müssen als Stiftung ständig hinterfragen, ob unsere Projekte dem Gemeinwohl dienen“, sagte Alfter. Er deutete aber an, dass die Bewertung auch nach 2020 wohl nicht anders ausfallen werde.

Förderverein sagt 200.000 Euro pro Jahr zu

Nach dem Finanzierungsmodell musste eine sichere Basis von 600.000 Euro pro Jahr her, um weitere 600.000 Euro als Projektmittel und Spenden einwerben zu können. Der Förderverein, dessen Vorstand mit der jüngsten Entwicklung „überglücklich“ ist, hat bereits 200 000 Euro pro Jahr zugesagt. „Wir sind nach zahlreichen Gesprächen in den Kreisen sehr zuversichtlich, dass weitere Unterstützer hinzukommen – das Bekenntnis der Stadt Bonn ist der entscheidende Türöffner“, so der Fördervereinsvorsitzende Antonio Casellas.

„Sie sehen mich heute erleichtert und mit einem breiten Lächeln“, sagte Andrea Niehaus, die mit ihrem Team monatelang für das Museum gekämpft hatte. „Es gab Phasen, da habe ich nicht mehr daran geglaubt“, gab sie am Dienstag zu. Gummibärchen hätten sie in der Experimentierküche zwar schon immer gekocht, doch das Engagement der Dr. Hans Riegel-Stiftung sei eine große Überraschung gewesen. Niehaus dankte außerdem dem Förderverein, „ohne den wir nicht so weit gekommen wären“.

Nach einem positiven Ratsentscheid müssten neue Zuschuss- und Mietverträge geschlossen werden. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat bereits zugesagt, die Kaltmiete für die Museumsräume um 10.000 Euro zu reduzieren und 50.000 Euro Projektmittel bereitzustellen – ein weiterer Baustein zur dauerhaften Rettung des Deutschen Museums. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg bezeichnet diese als wichtigen Erfolg für die regionale Wirtschaft. „Das Deutsche Museum Bonn wird als außerschulischer Lernort in der Region dringend gebraucht“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen.

Die Politik signalisiert Zustimmung

Die Grünen sagten, das Deutsche Museum sei ein „wichtiger – vielleicht sogar unverzichtbarer – Bestandteil der Wissenschaftsstadt Bonn“. Auch die SPD ist „sehr erleichtert“, dass die Finanzierung für die nächsten Jahre gesichert sei, und dankt der Dr. Hans Riegel-Stiftung „für den letztlich entscheidenden Beitrag zum Erhalt des Museums“. Die Bad Godesberger CDU sieht den „wichtigen Standortfaktor für Bad Godesberg“ gerettet und lobt den „großartigen Verhandlungserfolg“.

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