Sanierung der Beethovenhalle Stadt Bonn verhängt Maulkorb für die Architekten

Bonn · Der Kran an der Beethovenhalle dreht sich nicht mehr, er hat einen Antriebsschaden. Derweil dürfen die Sanierungsplaner zu Vorwürfen der Stadt nicht öffentlich Stellung beziehen. Sie erhielten einen Maulkorb.

Seit ein paar Tagen steht an der Beethovenhalle ein Baukran. Mit seiner Hilfe soll das Kupferdach des großen Saals demontiert werden. Allerdings starten die Arbeiten mit etlichen Tagen Verzögerung, weil der Kran einen Antriebsschaden hat.

Eine symbolträchtige Panne bei der Sanierung des Baudenkmals: Die erwarteten Kosten stiegen seit Februar von 61,5 auf 70,6 Millionen Euro, und auch bei der Bauzeit droht eine Verzögerung um fünf Monate.

Öffentliche Vorwürfe

Der zuständige Stadtdirektor Wolfgang Fuchs erhebt in diesem Zusammenhang öffentlich Vorwürfe gegen das Architektenbüro Nieto Sobejano Arquitectos GmbH, das als Objektplaner unter Vertrag steht. Doch reagieren dürfen die Architekten darauf nicht.

Auf eine Bitte um Stellungnahme antwortete das Unternehmen aus Berlin dem GA: „Wir sind vertraglich angehalten, vor der Erteilung einer Auskunft über die Baumaßnahme die Zustimmung unseres Auftraggebers einzuholen. Wir haben den Auftraggeber um die Erteilung dieser Zustimmung gebeten, jedoch eine Absage erhalten.“ Das bedauere man sehr, heißt es in einer E-Mail.

Das städtische Presseamt bestätigt den Maulkorb für die Architekten. „Die Stadt will die Differenzen mit dem Architekturbüro intern klären und gemeinsam mit den Beteiligten nach Lösungen suchen“, erklärt Stadtsprecherin Monika Hörig. „Ein weiterer öffentlicher Austausch von Argumenten scheint uns nicht hilfreich.“

Architektenbüro Nieto Sobejano Arquitectos GmbH

Nieto Sobejano Arquitectos mit Sitz in Madrid und Berlin ist nach eigenen Angaben weltweit aktiv. Das Büro hat zum Beispiel das Madinat al-Zahra Museum in Córdoba, das Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale und das Archäologische Museum München auf seiner Referenzliste. Als Objektplaner der Beethovenhalle müssen sich die Berliner laut Stadtverwaltung um die Koordination aller Fachplaner, die Bauleitung und Bauüberwachung sowie das Erstellen von Leistungsverzeichnissen für Ausschreibungen kümmern.

Doch aus Sicht der Stadt hakt es dabei seit Monaten. „Wir stellen fest, dass beim Architektenbüro einiges im Argen liegt“, kritisierte Stadtdirektor Fuchs in einer Sitzung des Beethovenhallen-Beirats. Er berichtete von Verzug bei Ausschreibungen und laufenden Planungen. Er habe zahlreiche Krisengespräche und Diskussionen mit Nieto Sobejano Arquitectos gegeben, die aber keine Besserung gebracht hätten. Jetzt hat die Stadt ihre Anwälte eingeschaltet und will auch mögliche Schadenersatzansprüche prüfen lassen.

Verlängerung der Bauzeit um fünf Monate

Der Geduldsfaden war offenbar bei Fuchs gerissen, als das Architektenbüro Mitte Juni überraschend einen neuen Zeitplan vorlegte, der eine fünfmonatige Verlängerung der Bauzeit bis März 2019 vorsieht. Weder das Städtische Gebäudemanagement noch die externen Projektsteuerer können aber die Gründe nachvollziehen, die vom Architektenbüro genannt wurden. Ab Donnerstag sollte es klärende Gespräche mit den Berlinern geben. Über Ergebnisse konnte die Stadt bis Redaktionsschluss am Freitag noch nichts sagen. Die Kostenexplosion bei der Hallensanierung erklärt sie vor allem mit unerwartet hohen Preisforderungen der Baufirmen.

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