Zu groß geplant Stadt Bonn denkt über Zentralisierung der Friedhöfe nach

Bonn · Die Stadt Bonn will der Politik bis zum Herbst ein Friedhofskonzept vorlegen. Darin sollen sowohl Finanzierungsfragen als auch ein Flächenplan thematisiert werden.

Es ist ein Thema, das jeden betrifft, zugleich aber gern so lange wie möglich verdrängt wird: Wo finden die Angehörigen, wo findet man selbst die letzte Ruhestätte? In der Stadtverwaltung hingegen gibt es eine eigene Abteilung, die sich von Berufs wegen tagtäglich mit dem Bestattungswesen beschäftigt. Wenngleich diese Tätigkeit Jahrtausende alt ist, birgt sie neue Herausforderungen. Und die beschreibt Abteilungsleiter Heinz-Josef Houf so: „Die Tendenz ist in ganz Deutschland dieselbe. Es gibt einen klaren Wandel von der Erdbestattung zum Urnengrab. Und das hat natürlich Auswirkungen auf die Flächenbewirtschaftung“.

Damit lenkt Houf den Blick auf das neue Friedhofskonzept, das die Verwaltung gerade entwickelt. Bis zum Herbst soll es fertig sein. Bevor es zur Entscheidung in die Ratsgremien geht, soll es dem „Runden Tisch Friedhof“ mit Vertretern des Bestatterverbandes, der Friedhofsgärtner, der Steinmetze, von Religionsgemeinschaften und Vertretern der Politik vorgestellt werden. Erkennbar ist aber schon jetzt: Die Friedhofslandschaft könnte sich deutlich verändern.

Stadt ist auf der Suche nach Optionen

Hintergrund der Überlegungen sind die Veränderungen in der Begräbniskultur: „In Zeiten erhöhter Mobilität sind viele Menschen nicht mehr so in ihrer Heimat verwurzelt, wie das früher war. Dadurch bleibt nicht viel Zeit für die Grabpflege vor Ort, es sei denn, man beauftragt Dritte“, so Houf. Damit erklärt sich auch die zunehmende Zahl von Urnengräbern, die weniger Pflegeaufwand erzeugen. Hinzu kommt: Urnengräber sind günstiger und haben mit 15 Jahren eine kürzere Laufzeit als Erdgräber, wobei es für beide Varianten die Option auf Verlängerung gibt. Weil Urnengräber aber auch weniger Platz benötigen, sind viele Friedhöfe buchstäblich zu groß.

Deshalb klaffen in den Gräberreihen vieler Friedhöfe inzwischen Lücken. „Die Lücken werden in der Regel mit Rasen gefüllt und führen dazu, dass wir auf dem betreffenden Friedhof einen gewissen Mehraufwand haben“, sagt Alexander Dick, der für die Gebührenkalkulation verantwortlich ist. Angesichts dieser Zahlen steht die These im Raum, es gebe in Bonn zu viele – und teilweise zu große – Friedhöfe. Deshalb ist die Stadtverwaltung derzeit auf der Suche nach Optionen. Und zu denen gehört auch die Überlegung, bestehende Friedhöfe zu schließen und die Begräbnisstätten zu zentralisieren.

Bonn hat rund 40 Friedhöfe

Noch ist es laut Heinz-Josef Houf aber zu früh, um bei diesem Thema konkret zu werden und bestimmte Friedhöfe zu nennen. Gleichwohl lässt der Abteilungsleiter erkennen, dass verwaltungsintern genau diese Überlegungen laufen. Vor allem für die Menschen in den kleineren Ortsteilen könnte eine Zentralisierung bedeuten, dass die Wege zu den Gräbern der Verwandten weiter werden. Das weiß auch Heinz-Josef Houf: „Hier ist ein hohes Maß an Behutsamkeit gefragt, auch wenn – wie in Bonn – die Friedhöfe teilweise nur mehrere hundert Meter auseinander liegen“, sagt er. Bonn habe mit 40 Friedhöfen eine ganz besondere Friedhofslandschaft. Rund 60 000 Grabstätten sind derzeit in Betrieb.

Frei werdende Grabflächen fallen zwar aus der Kalkulation für die Friedhofsgebühren heraus, müssen aber weiterhin gepflegt werden, was dann der Steuerzahler übernimmt. Deshalb steht auch die Frage einer möglichen Umnutzung immer wieder im Raume. Houf: „Die Bildung ökologischer Ausgleichsflächen oder Gemeinschaftsgärten kommt dabei ebenso infrage wie ein Tierfriedhof oder die Verpachtung an Imker“. Ebenso steht naturgemäß die Option im Raume, Wohnraum zu schaffen – was angesichts von Gebeinen im Erdreich schon aus Gründen der Pietät nicht unproblematisch ist. Zum Hindernis könnten dabei auch Grabanlagen werden, die unter Denkmalschutz stehen und sich auf nahezu alle Bonner Friedhöfe verteilen. Denn sie wird man schwerlich abreißen können. Und: Beim reinen Verkauf von Flächen ergibt sich aus Sicht der Stadtkämmerei zwar ein schöner „Einmaleffekt“. Danach ist die Freifläche aber für immer für die Öffentlichkeit verloren.

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