Abteilung Strahlenschutz der Uni Bonn Staatsanwaltschaft wegen Unregelmäßigkeiten eingeschaltet

BONN · Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen drei Mitarbeiter der Abteilung Strahlenschutz der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wegen des Verdachts der Untreue.

Auch wenn sich der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, am Montag auf GA-Anfrage nicht äußern wollte: Uni-Sprecher Andreas Archut bestätigte, dass es Ermittlungen gebe, wollte aber wegen des schwebenden Verfahrens keine näheren Details nennen.

An der Uni ist der Fall unter den Verwaltungsmitarbeitern längst kein Geheimnis mehr, zumal es bereits drei Suspendierungen gegeben haben soll. Mitarbeiter berichten, dass der Verdacht bestehe, dass es zu massiven Pflichtverletzungen gekommen sei. Die Staatsanwaltschaft muss nun klären, ob die Uni-Mitarbeiter ihren Dienstherrn in großem Stil betrogen haben. Nach GA-Informationen sollen drei Angestellte der Uni unerlaubterweise eine Firma gegründet und sich auf diesem Weg lukrative Aufträge beschafft haben.

Die Abteilung Strahlenschutz und Laborservice im Dezernat 4, dem alle Aufgaben rund um die Liegenschaften der Universität obliegen, regelt den Umgang mit radioaktiven Stoffen. Sie ist ebenso für die Überwachung und Kontrolle der behördlichen Auflagen zuständig wie für die Entsorgung und Lagerung radioaktiver Abfälle. Zu den Aufgaben gehört auch die Personendosimetrie, also die Ermittlung der Körperdosis der Mitarbeiter, die sich im Kontrollbereich von Laboren aufhalten. Zu den Aufgaben zählt offenbar ebenso die sogenannte Freimessung. Diese wird nach der Strahlenschutzverordnung notwendig, wenn eine Räumlichkeit, in der ein Umgang mit Radioaktivität stattgefunden hat, als nicht radioaktive Räumlichkeit verwendet oder an Dritte weitergegeben werden soll.

Das alles sind Dienstleistungen, die die Uni mit ihrer Abteilung selbstredend nur intern nutzt. Der Vorwurf lautet, dass die Mitarbeiter eine Firma gegründet haben sollen, um solche Dienstleistungen extern anzubieten, da in diesem Geschäft, so ein Insider, "hohe Gewinne" zu erzielen seien. Doch damit nicht genug: Für das private Unternehmen sollen die Mitarbeiter teures technisches Equipment angeschafft haben - auf Uni-Kosten.

Unter anderem sei für 125.000 Euro ein Gammaspektrometer gekauft worden. In der vergangenen Woche sei das Gerät nach langer Suche entdeckt worden, war aber wohl so groß und schwer, dass es zunächst nicht habe abtransportiert werden können. Dagegen fällt es es wohl weniger ins Gewicht, dass die Mitarbeiter Dienstwagen der Uni privat genutzt haben sollen. Geprüft wird wohl auch, ob sie Messergebnisse gefälscht haben, um an Aufträge zu kommen.

Als Gegenstand ihres Unternehmens geben die drei "Geschäftsführer" im Handelsregister "Beratung und Dienstleistung im Bereich der Umweltanalytik" an. Am angegebenen Sitz in Dransdorf war gestern niemand zu erreichen. Der Name steht zwar noch an der Tür, doch ein Mitarbeiter eines benachbarten Unternehmens gab an, die Firma sei schon vor einem Monat ausgezogen.

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