Streitpunkt Erzbergerufer in Bonn Sridharan besteht auf Hotel am Rheinufer

Bonn · Zunächst war das Areal des Ex-Wohnheims am Erzbergerufer für das Festspielhaus reserviert. Dann kam sozialer Wohnungsbau ins Gespräch. Die Stadtverwaltung bleibt bei ihrem Vorschlag, das städtische Gelände neben der Beethovenhalle an einen Hotel-Investor zu verkaufen.

Die Stadtverwaltung legte dem Wirtschaftsausschuss am Mittwochabend eine druckfrische Stellungnahme vor, in dem sie ihren umstrittenen Vorstoß verteidigt: Sie hält an ihrem Vorschlag, das städtische Gelände neben der Beethovenhalle an einen Hotel-Investor zu verkaufen.Die Oppositionsfraktionen im Ausschuss reagierten skeptisch; die Entscheidung wurde vertagt.

Aber auch die Ratsmehrheit aus CDU, Grünen und FDP hatte sich im Vorfeld bereits kritisch zu den Hotelplänen geäußert. Die Jamaika-Koalition hat sich inzwischen darauf verständigt, das Thema vorläufig ganz von der Tagesordnung zu nehmen. Deshalb wird es auch in der Ratssitzung am 2. Februar nicht den von der Verwaltung gewünschten Beschluss geben, die Hotelpläne weiterzuverfolgen (siehe „Offensive beim Sozialwohnungsbau“).

Zwar hält die Stadtverwaltung auf den 6700 Quadratmetern am Erzbergerufer sozialen Wohnungsbau für möglich, den sich Teile des Stadtrates dort wünschen. Das Filetgrundstück sei aber zu wertvoll für diese Nutzung. „Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage“ sei Wohnungsbau „nicht sinnvoll“. Oberbürgermeister Ashok Sridharan schlägt stattdessen vor, den Ertrag aus dem Grundstücksverkauf an anderen Orten in den sozialen Wohnungsbau fließen zu lassen. Den großen Bunker auf dem Gelände könne man außerdem „in einen Hotelkomplex leichter integrieren als bei einer klassischen Wohnbebauung“, heißt es in der Mitteilungsvorlage.

Weiterer Bedarf an Hotelbetten umstritten

Victoria Appelbe, Leiterin der Wirtschaftsförderung, betonte im Ausschuss, dass Bonn auch wegen der Konferenzen im WCCB weiteren Bedarf an Hotels in zentraler Lage habe. Derzeit gebe es in der Stadt 9409 Betten, weitere 970 seien in Planung. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre habe die Bettenzahl um etwa 1620 zugenommen – eine „geringe Steigerung“ im Städtevergleich, so Appelbe. Die Auslastung der Bonner Hotels steige leicht an und liege bei 46 Prozent.

Neben der Beethovenhalle sowohl ein Hotel als auch Wohnhäuser zu bauen, hält sie wegen des Platzbedarfs eines Hotels für schwierig. Eigentlich war dort der Bau des Beethoven-Festspielhauses vorgesehen – bis das Projekt platzte.

Aus allen Wolken gefallen ist Christoph Becker, als er von den Hotel-Plänen am Erzbergerufer erfuhr. „Wir haben schon viele Gespräche mit dem Oberbürgermeister geführt. Das ist uns allerdings nicht kommuniziert worden“, bedauerte der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Nordrhein. In dem Fall hätte die Dehoga dem OB auch geraten, davon Abstand zu nehmen. „Wir sehen für Bonn im Moment keinen Bedarf an weiteren Hotelbetten“, sagte Becker mit Blick auf das 2016 eröffnete Mariott-Hotel am WCCB mit 336 Zimmern und das sich noch im Bau befindliche Hotel „Motel 1“ unweit der Kennedybrücke mit 217 Zimmern.

OB: Große Nachfrage bei UN und Nichtregierungsorganisationen

Becker versteht auch nicht die Argumente der Stadtspitze für das neue Hotel: „Sie schreibt in ihrer Beschlussvorlage, dass das neue Hotel vor allem auch hinsichtlich des Beethoven-Jubiläums 2020 benötigt werde. Man baut aber doch kein Hotel für nur ein Jahr.“ Von den Verbandsmitgliedern weiß er: Ob der aktuellen Pläne für das Erzbergerufer „steht ihnen der Schweiß auf der Stirn“.

Das bestätigt Michael Schlösser, Vorsitzender der Dehoga in Bonn und Betreiber des Base Camps in Dottendorf. „Wir hatten einige Neueröffnungen, der Markt für neue Hotels in Bonn ist erst einmal gesättigt“, ist er überzeugt. Die Stadt solle vielmehr Sorge tragen, dass es mehr touristische Angebote am Wochenende in Bonn gebe – „und zwar über das ganze Jahr“. Denn dann bestehe oftmals eine Bettenüberkapazität.

Sridharan verteidigt auf GA-Nachfrage seine Pläne für ein Hotel am Erzbergerufer: „Wir wissen von der UN und den Nichtregierungsorganisationen, dass ein hoher Bedarf vor allem im Drei-Sterne-Segment besteht.“ Er kenne die Probleme der Hoteliers und sei deshalb sehr daran interessiert, dass künftig auch mehr Tagungen an Wochenenden im WCCB durchgeführt würden. Sridharan betonte, es gebe noch kein konkretes Angebot für das Grundstück am Erzbergerufer. „Es haben einige Investoren ihr Interesse bekundet, ein Hotel bauen zu wollen. Gespräche wurden bisher noch nicht mit der Stadt geführt.“

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