Brandschutzmängel Sprinkler der Bonner Oper nicht betriebssicher

Bonn · Die Brandschutzprobleme im Opernhaus sind möglicherweise gravierender, als bislang bekannt war. Das legen Informationen nahe, die aus der Stadtverwaltung durchgesickert sind.

Zu den Brands­chutz­män­geln im Opern­haus sind aus einer zuverlässigen Quelle in der Bonner Stadtverwaltung neue De­tails durch­ge­si­ckert: So hat die Bau­auf­sicht im Früh­jahr Sprink­ler, Brand­mel­der und Elek­trik im Ge­bäu­de als „nicht be­triebs­si­cher“ ein­ge­stuft. Die Stadt betont allerdings weiterhin, dass das Gebäude sicher sei.

Die neuen Informationen betreffen die letzte Begehung der Oper durch Feuerwehr und Bauordnungsamt am 6. Februar. Die Beamten gaben danach zu Protokoll, dass ihnen die notwendigen Prüfunterlagen zur Betriebssicherheit der Feuerlösch-, Brandmelde- und Alarmierungsanlagen sowie Rauchabzüge nicht gezeigt worden seien.

Das städtische Presseamt erklärt nun auf GA-Nachfrage, dass die Prüfbescheinigungen zwar vorgelegen hätten. Das Bauordnungsamt akzeptiere aber nur Unterlagen, „die Wirksamkeit und Betriebssicherheit bescheinigen“. Mängel würden entsprechend abgearbeitet.

Auch zwei Monate später, im April, stufte das Bauordnungsamt in einem internen Schreiben sowohl Sprinkler als auch Brandmeldeanlagen und Elektrik des Opernhauses als „nicht betriebssicher“ ein. „Alle vorliegenden Prüfberichte erlauben aber den Betrieb der jeweiligen Anlage“, versichert Stadtsprecherin Monika Hörig. Im Mai habe der Verwaltungsvorstand um Oberbürgermeister Ashok Sridharan das Brandschutzthema beraten und entschieden, dass es keinen Anlass für ein Einschreiten der Bauaufsicht gebe und die Oper keinesfalls geschlossen werden müsse.

Beseitigung erfolgt mit der geplanten Instandsetzung

Dass das 52 Jahre alte Gebäude modernen Brandschutzanforderungen nicht mehr entspricht, ist Stadtverwaltung, Feuerwehr und dem Theater Bonn seit vielen Jahren bekannt. So notierten die Prüfer nach einer Begehung im Juni 2014 neben zahlreichen Mängeln auch „massive Bedenken gegen den Weiterbetrieb“ des Hauses (der GA berichtete). Der Grund seien fehlende Bescheinigungen vor Ort gewesen, erklärt das Presseamt heute. „Im Nachgang zur Begehung wurden verschiedene Unterlagen vorgelegt“, sagte Hörig. „Daraufhin wurde die Aussage, dass Bedenken gegen den Betrieb angeführt wurden, zurückgenommen.“

Rundgang durch die Bonner Oper

Noch 2014 seien Maßnahmen wie die Beseitigung von Brandlasten (brennbares Material) ergriffen worden, betont die Stadtverwaltung. Ein externes Fachbüro erarbeitete damals für die Oper ein neues Brandschutzkonzept. Da viele Mängel nur mit baulichen Eingriffen zu beseitigen seien, werde dies erst mit der geplanten Instandsetzung der Oper geschehen, argumentiert die Verwaltung. Vor diesem Hintergrund sei im März 2017 ein weiteres Brandschutzkonzept beauftragt worden. Im September will die Stadt eine Beschlussvorlage zur Theatersanierung in den Rat einbringen.

Seit der letzten Begehung im Februar ist nach Darstellung der Stadt einiges passiert: Brandschutzklappen seien ausgetauscht, weitere Brandlasten auf Fluchtwegen entfernt und Fluchttüren ertüchtigt worden. Noch in diesem Jahr sollen Rettungswegpläne erneuert, eine „flächendeckende Brandfrüherkennung umgesetzt“ und weitere Brandschutztüren ersetzt werden.

Teppiche sind schwer entflammbar

Bei einer Begehung mit Kommunalpolitikern im Mai hatten Theatertechniker unter anderem auf Stahltüren in den Treppenhäusern hingewiesen, die eigentlich den Fluchtweg aus dem großen Saal sichern sollen. Doch diese Türen sind nicht rauchdicht, könnten giftigen Qualm im Ernstfall also nicht aufhalten. Es bestehe Bestandsschutz aus der „seinerzeit erteilten Baugenehmigung“, erklärt das Presseamt dazu. Außerdem habe die Theaterleitung die mangelnde Rauchdichtigkeit erst im Herbst 2016 entdeckt. Es sei danach erfolglos geprüft worden, ob die alten Türen nachgerüstet werden könnten. Hörig: „Derzeit wird ein Fachplaner für den Austausch der Türen gesucht.“

Die Stadt relativiert warnende Aussagen der Theaterleute zu Teppichen in Foyers und Treppenhäusern. Die 2009 verlegten Teppiche seien nach Herstellerangaben als schwer entflammbar klassifiziert. Allerdings müsse auch der fachgerechte Einbau begutachtet und bestätigt werden. Ob dieser den Anforderungen entspricht, werde noch geprüft. An bestimmten Stellen im Haus müssen die Bodenbeläge aber möglicherweise nicht nur „schwer entflammbar“, sondern komplett feuerfest sein. Auch das werde noch geklärt, so das Presseamt.

Die Ratsfraktion der Sozialliberalen hält die Risiken in der Oper für zu groß und hat deshalb vor kurzem die Bezirksregierung Köln eingeschaltet. Die Aufsichtsbehörde hat die Stadt Bonn aufgefordert, zum Brandschutz eine Stellungnahme abzugeben. Diese sei noch in Arbeit, erklärte Stadtsprecherin Hörig.

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