Angeklagter raubte Spielhallen und Tankstellen aus Spielsucht als Motiv für Überfallserie

BONN · Eine mehrjährige Freiheitsstrafe droht einem 24 Jahre alten Bonner, der sich für fünf vollendete und zwei versuchte bewaffnete Raubüberfälle vor dem Landgericht verantworten muss.

Der inzwischen aus dem Dienst entlassene Bundeswehrsoldat gestand gestern, zwischen 11. August und 23. September vergangenen Jahres sieben Überfälle begangen zu haben.

Der Grund für die Serie war nach Angaben des Diplomatensohnes seine Spielsucht. Vor den Richtern der ersten großen Strafkammer schilderte er, wie er immer mehr in den Sog der Wettleidenschaft geriet. Zunächst ging er mit Freunden in Wettbüros, um dort Fußballspiele anzuschauen, die nur bei Bezahlsendern gezeigt wurden.

In der Folgezeit scheint der Hobbykicker, der seit seiner Jugend Fußball spielt, in ein regelrechtes Wettfieber geraten zu sein. Immer öfter schlich er sich laut seiner Einlassung alleine in Wettbüros, um zu zocken. Vor allem Fußballwetten hatten es ihm angetan. "Man konnte auch auf den VfL Alfter wetten", sagte der 24-Jährige vor Gericht.

Doch er verlor bei den Wetten immer mehr Geld. In einem Monat will er sein gesamtes Nettogehalt von 1300 Euro innerhalb von zwei Tagen verzockt haben. Anschließend lieh er sich bei seiner Mutter Geld mit der Behauptung, er habe seine Bankkarte auf der Arbeit vergessen. "Ich habe die Realität zu Geld verloren", sagte der junge Mann im Prozess. An Wochenenden sei er auch schon einmal in Spielhallen gegangen, um dort zu warten, bis das Wettbüro aufmacht. Dort habe er dann aus Langeweile "in drei, vier Minuten 50 Euro verspielt".

Vor seiner Familie und der Freundin habe er alles stets verheimlicht. "Ich habe eine richtige Parallelwelt aufgebaut." Inzwischen hat der Angeklagte laut seinem Verteidiger Michael Hakner die Schadenssummen von insgesamt 3500 Euro an die Geschädigten zurückbezahlt - Dank der Hilfe seiner Familie. Zudem schrieb er an alle Opfer Entschuldigungsbriefe.

Eine Spielhalle in Bad Godesberg suchte der stets mit einem Messer Bewaffnete gleich vier Mal auf: Zwei Mal war er erfolgreich, zwei Mal war die Tür verschlossen, so dass er ohne Beute das Weite suchte. Neben einem Wettbüro raubte er zudem zwei Tankstellen aus. Die Beute will er komplett verzockt haben - unter anderem in der von ihm ausgeraubten Spielhalle.

Zwei Wochen nach dem letzten Überfall klickten dann die Handschellen: Die von einem Serientäter ausgehenden Ermittler kamen ihm auch wegen seines bei den Fluchten benutzten Fahrrades auf die Schliche. Der Prozess wird unter anderen mit dem Gutachten eines psychiatrischen Sachverständigen fortgesetzt.

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