Wohngemeinschaft Luzia Speziell für Menschen mit Demenz konzipiert

BONN · Der Eingangsbereich ist in sanftem Gelb gehalten, die Wände schmücken rote Mohnblumen und Bilder. Kaum hat der Besuch die großzügige Altbauwohnung an der Lennéstraße betreten, wird er auch schon herzlich begrüßt.

 Claudia de Niet leitet die Wohngemeinschaft Luzia.

Claudia de Niet leitet die Wohngemeinschaft Luzia.

Foto: Fuhg

"Wie schön, dass Ihr da seid", freut sich die ältere Dame. Sie ist eine von zurzeit acht Bewohnerinnen im Alter zwischen 70 und 80 Jahren der Wohngemeinschaft Luzia im Haus Herz-Jesu-Hof. Das Besondere: Die ambulant betreute WG ist speziell für Menschen mit Demenz konzipiert.

Die freundliche Dame nimmt uns an die Hand und führt uns in ihr Zimmer. Die hohen Fenster erlauben eine ungestörte Sicht auf den Südstadtgarten, davor steht ein hölzerner Schreibtisch, dem man ansieht, dass er seine Besitzerin schon lange begleitet.

Die meisten Möbel in der reinen Damen-WG hätten die Bewohnerinnen, darunter ehemalige Beamtinnen und Lehrerinnen, mitgebracht, berichtet Claudia de Niet, Leiterin des Hauses Herz-Jesu-Hof und des Ambulanten Pflegedienstes. Das sorge für ein bekanntes Umfeld, was gerade für Menschen mit Demenz wichtig sei.

Luzia bedeute die Lichtgestalt oder "die, die aus dem Licht kommt", erläutert de Niet. Dementsprechend stellt das WG-Logo eine Kerze dar. Das Haus gehört der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe. "Wohl fühlen sie sich schon alle", sagt die Leiterin. "Sie sind froh, dass sie nicht mehr einsam sind."

Ein 15-köpfiges Team mit unterschiedlichem Stellenumfang kümmert sich um die Bewohnerinnen. Schließlich haben Menschen mit Demenz einen erhöhten Pflege- und Betreuungsaufwand. Dennoch ist die WG kein geschützter Wohnbereich. "Die Tür ist auf", unterstreicht de Niet. Auch, wenn die Türklinke nicht ganz so leicht zu bedienen sei und beim Öffnen eine Klingel ertöne.

Angehörige können jederzeit zu Besuch kommen - wie in einem richtigen Zuhause eben. In der großen Wohnküche wird gerne gemeinsam gekocht, und auch beim Ein- und Ausräumen der Spülmaschine helfen die Frauen mit. "Alles, was sie noch selber können, sollen sie auch tun", betont de Niet. Sonntags müssen indes die weiße Tischdecke und das gute Porzellan auf den Tisch - so sind es die Bewohnerinnen nun mal von zu Hause gewohnt. Derweil lädt das Team im Zuge der Aktivierungsstunden unter anderem zu einer gemeinsamen Bastelrunde ein oder aber zum Gedächtnistraining.

Dennoch: "Demenz ist manchmal mit Depression eng verknüpft", berichtet die Leiterin. Auch lebten die Bewohnerinnen bisweilen in ihrer ganz eigenen Zeit, suchten dann beispielsweise die verstorbenen Eltern und hätten Ängste.

"Da kann man eigentlich nur auffangen und da sein", weiß de Niet. Deshalb sei die WG jedoch keineswegs "traurigkeitsbehaftet. Es wird viel gesungen - das mögen die Bewohnerinnen auch". Das erste Lied des Tages sei "Die kleine Schaffnerin". Und beim Singen manch eines Kinderliedes würden sich selbst jene Damen voll Freude beteiligen, die sonst kaum sprechen könnten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort