Sanierung des Alten Zolls Spezialbohrer löchern Bastion

BONN · Jetzt beginnt die Sanierung des Alten Zolls erst richtig: Seit Anfang der Woche bohren Bauarbeiter bis zu 20 Meter lange Verankerungen in die 1644 errichtete Dreikönigsbastion. "Wir liegen im Zeitplan und rechnen mit der Wiedereröffnung Mitte 2016", sagt Frank Buch vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Nordrhein-Westfalen.

Zunächst wurden Führungsschächte entlang des Treppenaufgangs und des Brassertufers in die bis etwa vier Meter dicken Wände geschnitten. "Wir treiben nun die Verankerungen mit einem Spezialbohrer ein", erzählt Gerald Jesch, der die Arbeiten seiner Kollegen beaufsichtigt. Das Gerät, das auf einem Lastwagen montiert ist und an einem kleinen Kran hängt, wird hydraulisch per Hand gesteuert. Mit fünf Bar Luftdruck und jeder Menge Lärm dreht es die blauen Stahlstangen durch den Stein.

An deren Spitze sitzt ein Bohrkopf, durch den gleichzeitig eine Zementsuspension fließt. "Sie kühlt und spült das abgetragene Material nach draußen", so Jesch. Weil die 248 Verankerungen für die Montage an einem Stück zu lang sind, werden sie per Hand aneinandergeschraubt, sobald ein Teil versenkt ist. Noch können die Männer mit der großen Maschine arbeiten, ab einer bestimmten Höhe muss jedoch ein Baugerüst aufgestellt und mit handlicheren Bohrern gearbeitet werden.

"Das kann nicht automatisch passieren, wir müssen das ständig überwachen und bei Unregelmäßigkeiten schnell reagieren", sagt Jesch. Es könne beispielsweise passieren, dass der Bohrer auf einen Hohlraum treffe. Würden die Löcher samt Verankerungen darin wie geplant mit Zementmörtel verpresst, wäre die Standsicherheit, die man erzielen möchte, nicht gewährleistet. Denn durch diese Vernadelung und das Ausspritzen mit Zement bekomme das Bauwerk erst seine Stabilität. Die war, wie Untersuchungen des BLB zwischen 2012 und 2014 zeigten, nicht mehr gegeben. Mit den detaillierten Vermessungen erstellten die Ingenieure ein 3 D-Modell, an dem die Lage und Längen der Bohrungen geplant wurden.

Damit die Bohrlöcher nach der Sanierung nicht mehr zu sehen sind, werden an den betroffenen Stellen die Steine an der Oberfläche abgetragen. "Wir setzen sie später wieder ein und verfugen sie originalgetreu", sagt Frank Buch. Schon vorab wurden dafür Muster von Unternehmen angefordert, die auch Stadtkonservator Franz-Josef Talbot begutachtete.

Auch von oben ist der Alte Zoll durchlöchert worden, weshalb es laut BLB nötig war, einige Bäume zu fällen. An einer Stelle wurde der Kampfmittelräumdienst vor zwei Wochen tatsächlich fündig: Vor den Treppenstufen auf dem Plateau hatten Metalldetektoren Alarm geschlagen. "Für diese Anomalie mussten Bagger 4,60 Meter tief graben", erklärt Bauingenieur Thomas Bölsch. Die Spezialisten stießen allerdings nicht auf eine Bombe, sondern einen etwa 40 Kilogramm schweren Basaltstein. "Der ist halt sehr eisenhaltig", so Bölsch.

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