Zukunft der Post-Immobilie Spendenlager in Bonn steht auf der Kippe

Bonn · Ehrenamtliche Helfer lehnen die Umwandlung der Liegenschaft an der Dorotheenstraße in ein Sozialkaufhaus ab. Doch der Mietvertrag läuft Ende Juni aus, und für eine Verlängerung ist kein Geld da.

Die Zukunft des Zentralen Sachspendenlagers Bonn (Zesabo) in den Hallen des ehemaligen Paketlagers der Deutschen Post ist nach wie vor ungewiss. Weil der Mietvertrag mit der Post als Eigentümerin des Areals zwischen Vorgebirgsstraße, Kaiser-Karl-Ring und Dorotheenstraße in der Nordstadt Ende Juni ausläuft und nicht verlängert wird, sollte das Lager in eine leerstehende Halle nach Tannenbusch umziehen (der GA berichtete). Dieser Plan steht anscheinend auf der Kippe. Das Sachspendenlager war vor zwei Jahren im Zuge der Flüchtlingswelle eingerichtet worden und finanziell auch vom Erzbistum Köln unterstützt worden. Die Post hatte die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt.

Inzwischen ist die Geldquelle des Bistums versiegt. Damit ist die Finanzierung der Stelle von Jan Erik Meyer, hauptamtlicher Koordinator der zahlreichen Ehrenamtlichen, die im Sachspendenlager mithelfen, nicht mehr gesichert. Ein Großteil der ehrenamtlichen Helfer kommt aus der katholischen Sankt Petrusgemeinde in der Nordstadt, die das Zesabo gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) auf die Beine gestellt hat. Überlegungen unter anderem des Kirchenvorstands von Sankt Petrus, das Sachspendenlager in ein vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) geplantes neues Sozialkaufhaus in Tannenbusch zu überführen, hätten alle ehrenamtlichen Mitarbeiter, die dem Kernteam angehörten, kürzlich auf einer Krisensitzung eine Absage erteilt, sagte Meyer dem GA.

Angebot abgelehnt

Er selbst habe das Angebot abgelehnt, in dem Sozialkaufhaus als Leiter zu arbeiten. „Das ist mit der Arbeit im Zesabo nicht zu vergleichen“, erklärte Meyer, der keinen Hehl daraus macht, dass er die Entscheidung des Bistums falsch findet, die Stelle des hauptamtlichen Koordinators nicht mehr zu finanzieren. Denn davon hängt laut Meyer ab, ob die Stadt Bonn, wie ursprünglich vorgesehen, die Miete der neuen Halle zahlen wird.

Meyer weiß zwar, dass die Mittel des Bistums vor allem für die Flüchtlingsarbeit gedacht waren, das Sachspendenlager aber längst auch anderen bedürftigen Menschen Spenden zukommen lässt. „Für uns als Helferteam ist es wichtig, dass wir allen Bedürftigen helfen.“ Andernfalls würde man nur eine Neiddebatte schüren, ist Meyer überzeugt.

Immerhin unterstütze das Sachspendenlager noch mit bis zu 50 Prozent seiner Arbeit die Flüchtlingshilfe, indem es vor allem die großen Unterkünfte in der Ermekeilkaserne und in Bad Godesberg mit Sachspenden versorge. Meyer bedauert, dass das Zesabo offensichtlich kaum eine Zukunft hat. „Immerhin stecken bisher mehr als 16.000 Ehrenamtsstunden in dieser Arbeit. Wir haben pro Woche 4500 Spendenstücke ausgegeben“, sagt Meyer. Und noch ein Grund spricht aus seiner Sicht dagegen, die bisherige Struktur zu ändern: „Das Zesabo hat immer wieder auch Großspenden erhalten, wie zum Beispiel palettenweise Hygieneartikel“, sagte Meyer. Das fiele bei einem Sozialkaufhaus weg.

Kein neuer Sachstand

Auf Nachfrage beim städtischen Presseamt, ob die Stadt zu ihrer Zusage stehe, die Miete für die neue Halle zu übernehmen, hieß es lediglich: „Es gibt keinen neuen Sachstand. Die Verwaltung prüft ihren Beitrag zur Fortsetzung des Projekts.“

Marcus Heinrich, Geschäftsführender Kirchenvorstand von Sankt Petrus, bedauert, dass die Lösung eines Sozialkaufhauses voraussichtlich nicht zustande kommt. „Das wäre eine gute Sache gewesen, denn dort finden Langzeitarbeitslose wieder Arbeit“, weiß er. Andererseits könne er auch die Argumente der ehrenamtlichen Helfer nachvollziehen. „Sie haben ein anderes Anliegen. Wir bemühen uns nach wie vor um eine Lösung, um dieses Engagement erhalten zu können“, sagte Heinrich.

Was mit Gelände und Hallen des ehemaligen Paketlagers nach Auflösung des Zesabo geschehen soll, ist nach wie vor unklar. Die Post hatte das Areal 2008 mit vielen anderen Post-Liegenschaften im gesamten Bundesgebiet an den US-Investor Lone Star verkauft, ist aber bis heute Mieterin des Areals geblieben.

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