Nahverkehr in Bonn und der Region SPD will günstige Tickets für gesamtes VRS-Gebiet

BONN · Die SPD schlägt für den Nahverkehr vor, das Wiener Modell als Vorbild für das VRS-Gebiet zu nehmen. Der Fahrgast zahlt dort einen Euro pro Tag. Das Problem: Wer soll das finanzieren?

Gabi Mayer (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses, schließt sich einer Forderung der SPD Mittelrhein zum öffentlichen Nahverkehr an. Sie will, dass es im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), dem Bonn angehört, in den nächsten drei Jahren keine Erhöhungen im Bartarif gibt. „Außerdem streben wir weitere Verbesserungen bei den bestehenden Dauertickets sowie für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an“, sagte Mayer.

Dies sei ein erster Schritt hin zu einem neuen Finanzierungsmodell, um Pendler zu entlasten und Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen bei gleichzeitigem Ausbau der Infrastruktur für den Nahverkehr. „Dazu müssen Bund, Land und Kommunen einen größeren Anteil an der Finanzierung eines attraktiven, klimafreundlichen und preisgünstigen ÖPNV übernehmen“, heißt es im Beschluss der SPD Mittelrhein.

Grüne schlagen Finanzierung aus Steuergeld vor

Das Wiener Modell sieht die SPD als vorbildlich an. Der Fahrgast zahlt dort einen Euro pro Tag für seine Fahrten. Nach dieser Idee wird das 365-Euro-Ticket derzeit in Bonn für Neukunden im Rahmen des Bundesförderprojekts Lead City getestet.

Allerdings gilt es nur im Stadtgebiet. Es läuft über einen Zeitraum von zwei Jahren. Wien hat Hunderttausende neue Pendler seit Einführung 2012 gewinnen können, allerdings muss die Stadt dafür 400 Millionen Euro jährlich ins Netz investieren. Die Stadt Bonn schießt rund 30 Millionen jährlich für den Unterhalt des Nahverkehrsangebots in Bonn zu.

Die Stadtverwaltung teilte mit, sie halte Vergünstigungen im Nahverkehr grundsätzlich für „überlegenswert“, sie müssten allerdings finanziert werden. Wegfallende Einnahmen würden beim Ausbau des ÖPNV-Netzes fehlen.

Rolf Beu findet Einzelpreis für Fahrkarte zu hoch

Rolf Beu, Stadtverordneter der Bonner Grünen, vertritt die Auffassung, die Fahrpreise müssten gesenkt werden, um den Nahverkehr attraktiver zu machen. Nicht nur der Einzelpreis für eine Fahrkarte in der Stadt sei mit drei Euro zu hoch.

Neben einem guten Fahrplanangebot, modernen Fahrzeugen, wenig Verspätungen und Ausfällen seien die Fahrpreise ein wichtiges Kriterium für die Attraktivität. Das Tarifsystem müsse einfach, und die Preise dürften nicht zu hoch sein. „Beides ist im VRS nicht der Fall“, findet Beu. „Eventuelle Mindererlöse sind durch Steuereinnahmen aller, also auch der Autofahrer, zu decken.“

Henriette Reinsberg (CDU) sagte dazu: „Wenn der Nutzer nicht zahlt, zahlen die Verkehrsunternehmen.“ In Bonn wäre das letztlich die Stadt. „Jeder, der anderes verspricht, lügt sich in die Tasche.“

Die CDU werde sich für den Einsatz eines streckenabhängigen elektronischen Tickets einsetzen, das der Verkehrsverbund noch bis September dieses Jahres mit Probanden testet. Davon verspreche man sich mehr Gerechtigkeit für die Pendler. In der VRS-Verbandsversammlung entscheiden Politiker aus den beteiligten Städten und Kreisen über die Tarife. Für Beschlüsse bedarf es einer Dreiviertelmehrheit.

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