Teure Baustelle in Bonn SPD fordert Baustopp für Beethovenhalle

Bonn · Nach der weiteren Kostenexplosion bei der Sanierung der Beethovenhalle will die SPD einen Baustopp durchsetzen. Die Fraktionen lehnen diese Forderung ab. Wegen der Bauverzögerung verlangt der Projektsteuerer nun das doppelte Honorar.

 Die Baustelle der Beethovenhalle in Bonn.

Die Baustelle der Beethovenhalle in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit einem Dringlichkeitsantrag will die SPD einen Baustopp in der Beethovenhalle durchsetzen. Außer an Dach und Fassade sollen alle Arbeiten so lange ruhen, bis ein Konzept für eine abgespeckte Sanierung vorliegt. „Was die Stadtverwaltung bisher vorschlägt, ist uns nicht konkret genug“, begründete Helmut Redeker (SPD) am Dienstagabend im Projektbeirat Beethovenhalle.

Die Mehrheit verschob den Antrag jedoch in die Ratssitzung an diesem Donnerstag, nachdem Marion Duisberg, kommissarische Leiterin des Städtischen Gebäudemanagements Bonn (SGB), vor „immensen Kosten“ eines Baustopps gewarnt hatte. Die betroffenen Firmen könnten hohen Schadensersatz verlangen. Es seien Aufträge im Wert von 93 Millionen Euro erteilt, davon 47 Millionen bereits ausgezahlt. „Es gibt keine Notwendigkeit für einen Baustopp“, versicherte Duisberg.

Als neue Problemlöser will die Stadt zusätzlich zu den bisherigen Beteiligten das Ingenieurbüro Karl Heinz Schütz + Partner (KHSP) engagieren – zunächst für drei Monate. Die Düsseldorfer sollen die Situation analysieren, bis Jahresende Empfehlungen vorlegen und die neue Bauleitung unterstützen.

Außerdem soll KHSP bei den Baufirmen erfragen, welche Pläne fehlen oder unvollständig sind – und diese notfalls durch das kooperierende Büro RKW Architektur im Weg der Ersatzvornahme erstellen lassen. Ziel: Verhindern, dass weitere Fachfirmen wegen Zeitverzugs kündigen und eine Kettenreaktion nachfolgender Gewerke auslösen.

Beide Büros zusammen sollen knapp 190.000 Euro erhalten. Mit KHSP-Geschäftsführer Oliver Kohlmetz hat die Verwaltung gute Erfahrungen gemacht, wie sie in einer vertraulichen Vorlage schreibt. Er und seine Leute hätten schon bei der WCCB-Fertigstellung geholfen und das Haus der Bildung „aus einer schwierigen Projektphase“ gerettet. Der Beirat stimmte der Vorlage ebenso zu wie der Vertragsverlängerung für SGB-Berater Stefan Rohleder bis Jahresende.

Dieses Video ist Teil einer Kooperation zwischen dem WDR und dem GA.

Pläne für die Halle immer noch nicht vollständig

Der umstrittene Projektplaner Nieto Sobejano Arquitectos (NSA) hat laut Stadt einen neuen Subunternehmer für die Bauleitung vor Ort beauftragt. Die LeitWerk AG aus Augsburg soll auch die unbrauchbare Terminplanung neu aufstellen. Das wird nach Einschätzung des Projektsteuerers Drees & Sommer bis September dauern.

Die Berater empfehlen der Stadt aber, den Architekten die Bauleitung und die Terminplanung zu entziehen und direkt an einen Dritten zu vergeben. Doch das lasse der Vertrag mit NSA nicht zu, erklärte Stadtdirektor Wolfgang Fuchs im Beirat. Ende Oktober werde die Stadt die Leistungen der neuen Bauleitung bewerten und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen. Fuchs gab sich vorsichtig optimistisch: „Ich denke, das führt jetzt wieder auf einen vernünftigen Weg.“ Von einer Kündigung der Architekten rät die Stadtspitze wegen zu hoher Risiken ab – auch wenn die Zusammenarbeit mit NSA weiter schwierig sei, wie Fuchs berichtete.

So liegen auch zweieinhalb Jahre nach Baubeginn noch immer nicht alle Ausführungspläne vor. Vorhandene Pläne seien zudem in einigen Fällen nicht „baufrei“ gewesen, berichtete Projektsteuerer Andreas Fröhlich. Firmen hätten sie zurückgewiesen, etwa weil Maße falsch oder Normen nicht eingehalten waren. Eine systematische Kontrolle der Pläne aus den Fachbüros findet nicht statt.

Wegen der Bauverzögerung muss mit dem Projektsteuerer eine neue Honorarvereinbarung geschlossen werden. Bis Jahresende verlangt Drees & Sommer laut Beschlussvorlage knapp 800.000 Euro, was einer Verdoppelung des bisherigen Monatshonorars entspricht. Die Stadt hält Drees & Sommer zwar derzeit für unentbehrlich, ist aber auch nicht zufrieden: „Die Leistungserbringung durch den Projektsteuerer“, schreibt sie, „wurde seitens des Bauherren des Öfteren beanstandet“. Die Politiker lehnten die Honorarerhöhung ab. Für die Ratssitzung soll die Stadt eine neue Vorlage erstellen. Insgesamt verlangt Drees & Sommer rund 2,5 Millionen Euro bis zur Fertigstellung der Halle, die nicht vor 2022 erwartet wird. Die Firma äußert sich zu Vertragsangelegenheiten nicht. Die Gesamtkosten der Sanierung könnten laut Stadt schlimmstenfalls 166 Millionen Euro betragen.

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