Sparkasse in Bonn Dottendorfer kämpfen für ihren Geldautomaten

Bonn · Die Sparkasse Köln-Bonn will den Geldautomaten in Dottendorf bis Jahresende abbauen. Die Anwohner wollen ihn behalten. Für die Sparkasse ist die Entscheidung allerdings bereits gefallen.

Dottendorfer übergeben Martin König (Bildmitte) von der Sparkasse Köln-Bonn Unterschriften zum Erhalt des Geldautomaten. Trotzdem wird er zum Jahresende abgebaut.

Dottendorfer übergeben Martin König (Bildmitte) von der Sparkasse Köln-Bonn Unterschriften zum Erhalt des Geldautomaten. Trotzdem wird er zum Jahresende abgebaut.

Foto: Nicolas Ottersbach

Es war eine direkte Konfrontation: Auf der einen Seite die Vertreter der Sparkasse Köln-Bonn, die den Geldautomaten in Dottendorf zum Jahresende abbauen wollen, auf der anderen Seite mit 1027 Unterschriften die Kunden, die an der Kessenicher Straße weiter Bargeld ziehen möchten. Während die Sparkasse um Verständnis für die „betriebswirtschaftliche Entscheidung“ bittet, trifft sie bei den Kunden, die sich von ihrer Hausbank allein gelassen fühlen, auf Unverständnis.

Als die Sparkasse Köln-Bonn im Juli auf eine Nachfrage des GA bestätigte, den Automaten abzubauen, war Kunde Dietmar Finklenburg irritiert. Banksprecher Jörg Wehner nannte die niedrige Kundenfrequenz von „drei bis vier pro Tag“ als Grund. „Als ich im naheliegenden Restaurant nachfragte, sagte man mir, dass es aber eher hundert seien“, erzählt Finklenburg, der daraufhin eine Bürgerinitiative gründete und Unterschriften sammelte. Die Annahme bestätigte sich: Durch einen „menschlichen Übertragungsfehler“ sei eine falsche Zahl kommuniziert worden, so Wehner.

 Für die Entscheidung sei der Fehler aber nicht relevant gewesen, dafür hätten korrekte Zahlen vorgelegen. „Die elektronisch erfassten Nutzungszahlen sind weit unterdurchschnittlich, sie erreichen nicht einmal ein Drittel des Durchschnitts.“ Der Automat gehöre von den insgesamt 364 im Geschäftsgebiet zu den letzten zehn.

Privatkunden-Bereichsleiter Martin König, der die Unterschriften entgegennahm, wurde im Gespräch mit den rund 30 Dottendorfern, die vorbeigekommen waren, deutlich: „Wir berücksichtigen ihre Stimmen.“ Allerdings sei die Entscheidung, den Geldautomaten abzubauen, nun gefallen. „Das wird sich nicht mehr ändern.“ Man müsse eine fünfstellige Summe investieren, weil der derzeitige Automat veraltet sei.

Sparkasse verweist auf Supermärkte zum Geld abheben

Genauso deutlich wurden aber auch die Kunden. „Das einzige, was mich bei der Sparkasse hält, ist der Geldautomat in der Nachbarschaft. Da geht es auch um Bequemlichkeit“, sagte ein Mann. Ein älterer Herr bemängelte, künftig bis nach Kessenich fahren zu müssen, um Geld abzuheben. „Das ist für mich schwierig“, erzählte er. Eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, stimmte ihm zu, und äußerte eine weitere Befürchtung: „Wer weiß denn, wie lange wir da noch Geld kriegen?“ König entgegnete, dass man einen Bringservice in Anspruch nehmen könne.

Als Alternative nannte er nicht nur umliegende Geldautomaten, sondern auch die Möglichkeit, in Supermärkten Geld abzuheben. Einer der Vorreiter ist die Kölner Rewe-Gruppe, die den Service bereits seit 2003 in allen Rewe-Märkten und mittlerweile auch bei Konzerntöchtern wie Penny anbietet. Ab einem Einkaufswert von zehn Euro können die Kunden mit ihrer EC-Karte bis zu 200 Euro abheben – unabhängig vom Kartenaussteller. Rewe ist mit der Akzeptanz zufrieden und hat offenbar richtig reagiert: „Die Bargeldversorgung ihrer Kunden spielt für die Filialen der Banken und Sparkassen heute nur noch eine sehr untergeordnete Rolle im Tagesgeschäft“, sagt Sprecher Thomas Bonrath. „Der Bargeld-Service des Einzelhandels dämpft die negativen Auswirkungen, die mit der Ausdünnung des Filialnetzes und der Bankdienstleistungen [...] einhergehen.“

Auch Volksbank Köln-Bonn ist betroffen

Davon ist auch die Volksbank Köln-Bonn betroffen. „Wir haben im vergangenen Jahr Filialen zusammengelegt, sind aber mit SB-Stellen an den alten Standorten geblieben“, so Sprecher Wilhelm Wester. Die Zahl der Geldautomaten sei sogar gestiegen. Wie die Sparkasse investiere man stetig in neue Technik und baue viel genutzte Standorte aus. Die Kundenfrequenz sei in einigen Filialen stark rückläufig, der Betrieb nicht wirtschaftlich. Aber: „Kundennähe ist keine Frage, die sich in Kilometern ausdrückt.“

Bei der Commerzbank, die am Donnerstag ihre neue Filiale in Bad Godesberg eröffnet, ist die Anzahl der Geschäftsstellen gleich geblieben. „Aber da Kunden künftig noch intensiver digitale Kanäle nutzen werden, planen wir unser Filialnetz an die erwartete Auslastung in der Fläche anzupassen“, sagt Sprecher Dirk Kärgel.

Rund 800 Filialen und Geldautomaten unterhalte man bundesweit. „Bei dem Fortbestand einer Filiale sind Lage und Nähe zu unseren Kunden sowie ökonomischer Erfolg die wichtigen Kriterien.“ Man lege eher nah beieinander liegende Filialen in Städten zusammen und wolle in der Fläche präsent sein. „Entscheidend ist, am richtigen Platz mit dem richtigen Angebot vor Ort zu sein“, so Kärgel.

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