Intendantenvertrag in Bonn Sparauflagen für Bernhard Helmich

Bonn · Generalintendant Bernhard Helmich wird aller Wahrscheinlichkeit nach weitere Sparauflagen bekommen, wenn er seinen Vertrag für das Theater Bonn über das Jahr 2018 hinaus verlängert. Hinter den Kulissen ringen Stadtverwaltung und Ratskoalition seit zwei Wochen um einen Kompromiss zur anstehenden Vertragsverlängerung.

Sowohl die Verwaltungsspitze als auch CDU, Grüne und FDP wollen mit Helmich weitermachen; der Theaterchef hat aber öffentlich erklärt, ab 2019 kein nennenswertes Einsparpotenzial bei Oper und Schauspiel mehr zu sehen. Mehrfach saßen die Politiker deshalb mit ihm zusammen, zuletzt am Montag in einer Runde der Koalition mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

„Es wird einen Sparbeitrag des Theaters geben müssen“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger, ohne ins Detail zu gehen. Ähnlich hatte sich auch schon die SPD positioniert. Man dürfe aber nicht vergessen, so Fenninger, dass Helmich schon zwischen 2013 und 2018 unterm Strich 3,5 Millionen Euro einsparen müsse – immerhin zwölf Prozent seines Etats. Die Stadtverwaltung will die Eckpunkte für den neuen Intendantenvertrag zusammen mit dem Doppelhaushalt 2017/2018 in die Ratssitzung am 30. Juni einbringen.

Bis dahin wollen die Koalitionäre auch wissen, ob die Bezirksregierung die Finanzplanung des Bonner Kulturetats für genehmigungsfähig hält – der größte Teil fließt an Oper und Schauspiel (29 Millionen Euro ab Spielzeit 2017/2018). Die Kölner Finanzaufsicht hatte die hohen Kulturausgaben schon beim letzten Haushalt gerügt und bis Ende Juni einen Bericht dazu angefordert. Diskutiert wird jetzt offenbar, eine Unternehmensberatung einzuschalten, um das Theater auf Sparpotenzial zu untersuchen.

SSB droht mit Bürgerbegehren

„Der Theaterzuschuss wird weiter abschmelzen müssen“, stellt FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich klar. „Aus meiner Sicht muss darunter nicht die Qualität leiden, es könnte aber zu weniger Aufführungen und Premieren kommen.“ Der dritte Koalitionspartner hat noch Gesprächsbedarf: Die Grünen haben Helmich nächsten Montag in die Fraktion eingeladen. Am selben Tag wollen sie auch mit Vertretern des Stadtsportbundes Bonn (SSB) reden.

Der SSB droht mit einem Bürgerbegehren, falls der Rat Helmichs Vertrag verlängern sollte, bevor der Doppelhaushalt verabschiedet ist – was frühestens am Jahresende passieren wird. Die Sportler kritisieren, dass mit garantierten Theaterzuschüssen für die fünfjährige Laufzeit von insgesamt rund 145 Millionen Euro der Spardruck in anderen Bereichen wachse. Auch der Bürger Bund Bonn (BBB) stellt sich gegen „einseitige Vorfestlegungen“.

„Kulturplanung braucht Vorlauf“

Erst müsse geklärt werden, wie Bonn mittelfristig seinen Haushalt ausgleichen solle, sagt BBB-Ratsherr Johannes Schott. Falls die Koalition den Vertrag vor der Etatverabschiedung absegnen sollte, will der BBB das Bürgerbegehren unterstützen. Ganz anders die Linkspartei, die für eine schnelle Entscheidung plädiert: „Kulturplanung braucht Vorlauf“, so der Fraktionsvorsitzende Michael Faber. Die Linke sei bereit, die nötigen Zuschüsse zur Verfügung zu stellen.

Helmich selbst erklärte dem GA, sich in der Debatte um seinen Vertrag nicht äußern zu wollen.

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