Fraktion bemängelt Brandschutz Sozialliberale fordern Schließung der Bonner Oper

Bonn · Die Sozialliberalen fordern nach Akteneinsicht sofortige die Schließung der Oper wegen Brandschutzmängeln. Der Kulturdezernent sieht die Lage jedoch ganz anders.

 Diese Tür im Treppenhaus ist weniger sicher, als sie aussieht: Sie ist nicht rauchdicht, obwohl sie zum Rettungsweg nach draußen gehört.

Diese Tür im Treppenhaus ist weniger sicher, als sie aussieht: Sie ist nicht rauchdicht, obwohl sie zum Rettungsweg nach draußen gehört.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Sozialliberalen haben Oberbürgermeister Ashok Sridharan in einem offenen Brief aufgefordert, das Opernhaus aus Sicherheitsgründen sofort zu schließen. „Nach unseren Erkenntnissen sind seit 2005 viele der von Experten angemerkten brandschutztechnischen Maßnahmen nicht umgesetzt worden“, schreibt Ratsfraktionschef Felix Kopinski, der Akteneinsicht genommen hat. Die Stadt könne sich auch nicht auf Bestandsschutz für das 1965 eröffnete Gebäude berufen. „Nach geltendem Recht ist das Betreiben einer Veranstaltungsstätte nur erlaubt, wenn alle aktuellen Sicherheitsbestimmungen erfüllt werden.“

Die Fraktion hat außerdem die Bezirksregierung als Obere Bauaufsicht alarmiert. „Wir werden die Stadt Bonn auffordern, eine Stellungnahme abzugeben“, bestätigte ein Sprecher der Aufsichtsbehörde am Freitag. Die Brandschutz-Mängelliste, die das Theater Bonn im Mai bei einer Führung den Kommunalpolitikern präsentiert hatte, ist lang: Das Foyer im Erdgeschoss hat keine Rauchmelder. Für die geplante Sprinkleranlage muss erst ein zusätzlicher Wassertank im Keller installiert werden. Warndurchsagen im Brandfall sind problematisch, weil es zu stark hallt. Holzlamellen der Wandverkleidung und der Teppich im ersten Stock bestehen nicht aus den vorgeschriebenen schwer entflammbaren Materialien. Pausenfoyer und früherer Raucherraum haben keine Rauchmelder. Die Türen zum Saal brauchen eine höhere Feuerwiderstandsklasse.

Selbst auf dem Hauptrettungsweg nach draußen, der laut Bauordnung einwandfrei sein muss, gibt es massive Mängel. Die Stahltüren mit Glaselementen, die zum Beispiel die Treppe gegenüber dem Parkett-Zugang A sichern sollen, besitzen keine Abdichtung. Der rote Teppich ist ebenfalls entflammbar. Auch in den Bad Godesberger Kammerspielen liegt der Brandschutz im Argen.

Warnung schon vor Jahren

Die Probleme sind der Stadtverwaltung, der Feuerwehr und dem Theater seit vielen Jahren bekannt. Nach den regelmäßigen Begehungen durch Bauordnungsamt und Feuerwehr seien gravierende Mängel jeweils sofort behoben worden, betont Kulturdezernent Martin Schumacher. Viele Maßnahmen seien aber erst im Zug der jetzt geplanten Instandsetzung der Oper machbar (siehe „Großprojekt vor dem Start“). Spätestens nach dem damit verbundenen substanziellen Eingriff ins Gebäude müssen alle modernen Anforderungen an Brandschutz erfüllt sein – der juristisch umstrittene „Bestandsschutz“ erlischt. Für die Oper wird deshalb ein neues Brandschutzkonzept abgestimmt.

Nach GA-Informationen warnten nach einer Begehung im Juni 2014 sowohl Feuerwehr als auch Bauaufsicht in aller Deutlichkeit: Gegen den Weiterbetrieb der Oper bestünden „erhebliche Bedenken“. Knapp drei Jahre später war die Mängelliste trotzdem immer noch so lang, dass die Theaterleitung mit der Politiker-Führung die Flucht nach vorn antrat.

Ebenfalls im Mai schrieb der Tüv Rheinland an die Stadt, weil Mängel trotz Mahnungen nicht fristgerecht abgestellt worden seien. Laut Dezernent Schumacher reine Routine: „Es ging um die Frage, ob nach Elektro-Arbeiten die Löcher in den Wänden ordnungsgemäß verschlossen worden sind.“ Offenbar sei der Tüv nicht rechtzeitig informiert worden. Die Mängelliste werde während des Sommers in Angriff genommen, etwa die Dichtungen an Türen und die Brandschutzklappen. Zum genauen Stand konnte Schumacher diese Woche nichts sagen, weil Ansprechpartner in der Oper im Urlaub seien. Unklar blieb auch, was die Brandsicherheitswachen kosten, mit denen die Stadt auf die Mängel reagieren muss. Bei Veranstaltungen im Saal werden jeweils drei Personen, bei Aufführungen der Werkstattbühne zwei eingesetzt. Die Forderung der Sozialliberalen weist Schumacher zurück: „Es besteht weder Gefahr für Mitarbeiter noch für Besucher. Wenn Oper oder Kammerspiele unsicher wären, würden wir sie schließen.“

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